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Nachdem die Diskussion bereits ein Weilchen gedauert und ein überraschend amikaler Tonfall dominiert hatte, kam Risikoforscher Gerd Gigerenzer nicht umhin, Komplimente zu verteilen: Er könne sich nicht erinnern, jemals an einer Talkrunde teilgenommen zu haben, bei der sich Politiker nicht an die Gurgel gegangen wären. Nun aber sei es passiert, danke!

Da gab es sogar vom Publikum Applaus, ein sehr seltenes Phänomen bei "Im Zentrum", das eindeutig auch der Politik galt. Und es begab sich tatsächlich: Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) und SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner tauschten Sachlichkeit und Freundlichkeit aus, als seien sie bei ein und derselben Partei.

Paradiesische TV-Welt

Die SPÖ-Chefin hatte vor Tagen noch streng geklungen. Nun sah sie nicht die "Zeit für Kritik an der Regierung". Sie sprang Anschober bei, als die Moderatorin auf Lücken in der Viruskontrolle verwies. Die Regierenden ihrerseits (Nehammer, Anschober) dankten Rendi-Wagner sogar für Anregungen abseits politischer Showeffekte, auf die auch Anschober bei seinem Krisenmanagement versprach, verzichten zu wollen.

Inmitten dieser paradiesischen TV-Welt im Sinne der Panikvermeidung unterbreitete Bammelforscher Gigerenzer weitreichende Vorschläge. Man möge schon sehr früh beginnen, risikokompetente Menschen heranzubilden, die mit Ungewissheit umzugehen lernen. Diesbezüglich hätte man das Polittrio gleich in Kindergärten entsenden können. Es wirkte pädagogisch wertvoll. (Ljubiša Tošić, 2.3.2020)