Nachdem die hochgezwirbelte Industriegesellschaft mit dem und vom Auto jahrzehntelang gewissermaßen in Saus und Braus gelebt hat, wird jetzt im Rahmen der Diskussion um die Erderhitzung die Kritik am Auto immer lauter.

Die Argumente und Erkenntnisse sind allerdings alles andere als neu. Das Automobil hat sich sozusagen in unser Leben eingeschlichen und dort ausgebreitet. Seine fast lückenlose allgemeine Verfügbarkeit hat unsere gesellschaftlichen Strukturen in ungesundem Maß geprägt.

Der tägliche oder wöchentliche Einkauf ist jedenfalls abseits der wenigen echten Ballungsräume in Österreich ohne Auto nicht möglich. Der Lebensmittelhandel baut seine Filialen nicht in den Dörfern und kleinen Städten, sondern dazwischen, weil sich das besser rechnet. Shoppingcitys am Stadtrand sorgen für tote Stadtkerne. Wer erlaubt denn das überhaupt?

Längere Wege statt kürzerer Fahrzeit

Die allgegenwärtige Verfügbarkeit des Automobils hat statistisch gesehen nicht unsere täglichen Fahrzeiten verkürzt, sondern nur unsere Wege verlängert. Seit Jahrzehnten sind diese Entwicklungen absehbar. Wir haben lieber die Freiheit gesehen, überall hinfahren zu können, als den daraus folgenden Zwang, wegen jeder Kleinigkeit Auto fahren zu müssen.

Bei allem, was bis jetzt falsch gemacht wurde, man kann es ändern. Neue geplante anstatt eigendynamisch entwickelte Strukturen bieten auch neue wirtschaftliche Chancen – und Chancen für ein besseres Zusammenleben.

Auch das ist schon absehbar: Der technische Fortschritt bei den Fahrzeugen allein bringt nur wenig fürs Klima und gar nichts, wenn wir immer noch mehr fahren. Wir müssen die Strukturen verändern. Wie hätten Sie es denn gern? Erlauben Sie es sich einfach, etwas dafür zu tun. (Rudolf Skarics, 03.03.2020)