Jene griechischen Inseln, die oft nur wenige Kilometer vor der türkischen Küste liegen – Lesbos, Chios, Samos, Leros, Kos –, schultern seit Jahren eine ständig wachsende Last durch die Flüchtlinge und Migranten, die an ihren Küsten landen. Die EU hilft, aber Athen tut zu wenig. Die Lager platzen aus allen Nähten, es herrschen teils katastrophale Zustände. In Wahrheit ist das passiert, was Sebastian Kurz einmal als "australische Lösung" gelobt hat: die Leute in Elendslagern auf Inseln vegetieren zu lassen. Lesbos mit seinem völlig überbelegten Lager Moria ist in den Schlagzeilen. Aber die weniger bekannte Insel Leros hat 3000 Flüchtlinge bei 8000 Einwohnern. Nun reißen auf Lesbos die Rechtsextremisten die Initiative an sich und lassen ein Flüchtlingsboot nicht im Hafen anlegen (es durfte nach einigen Stunden anderswo anlegen).

Protestierende auf der griechischen Insel Lesbos.
Foto: imago/Eurokinissi

Bisher waren die Inselbewohner hilfsbereit. Nun wird es zu viel, es kommt zur Mitleidsermüdung. Zum Teil sind es echte Kriegsflüchtlinge aus Syrien, zum Teil eher Migranten aus anderen Gegenden (zum Beispiel Afghanistan).

Die griechisch-türkische Landesgrenze ist einigermaßen befestigt, aber im Meer hilft kein Stacheldraht. Die Bewohner der griechischen Inseln verdienen es, dass man ihnen viel mehr hilft als bisher – finanziell, organisatorisch (indem man, wie Werner Kogler vorschlägt, Kinder aus den Lagern holt) und politisch (durch ein neues Abkommen mit Erdogan). (Hans Rauscher, 2.3.2020)