Dietmar Hopp

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"Wenn ich nur im Entferntesten wüsste, was diese Idioten von mir wollen, dann würde es mir leichter fallen, das alles zu verstehen." Dietmar Hopp (79) ist getroffen und verbittert. Der Milliardär, die Nummer 15 unter den reichsten Deutschen, will sich nicht daran gewöhnen, dass ihn Fußballanhänger quer durch Deutschland als Feindbild sehen, als einen, der sich dank seines Geldes über Regeln hinwegsetzen kann, der den ballesterischen Erfolg gekauft hat, dem Tradition nichts gilt. Hopps Unverständnis ist einerseits verständlich, kommen die Anwürfe, die in Plakaten mit seinem Konterfei im Fadenkreuz gipfeln, doch nicht zuletzt aus der Fanbasis von Vereinen, die selbst die Kommerzialisierung des Spiels vorantreiben, ja – wie die Bayern – Vorreiter dieser Entwicklung waren.

Freilich weiß Hopp, dessen Anwalt Kritiker seines Mandanten gern hinter Schloss und Riegel sähe, sehr gut, was ihn etwa von Dietrich Mateschitz unterscheidet. Dessen Leipziger Projekt wird nicht weniger inbrünstig abgelehnt. Aber der Steirer ist weniger greifbar als der Heidelberger Hopp, der Nachrichtentechnik studierte, bei IBM Software entwickelte und 1972 mit vier Arbeitskollegen die Firma "Systemanalyse und Programmentwicklung" (SAP) gründete, die Unternehmen Standardsoftware anbot.

Hopp hatte auch beruflich den Zug zum Tor, der ihn als Links-außen der TSG Hoffenheim, eines Kreisligisten aus Sinsheim im Rhein-Neckar-Kreis, Baden-Württemberg, auszeichnete. Im Sommer 1989 begann sich der Unternehmer bei seinem ehemaligen Verein finanziell zu engagieren, zehn Jahre später wurde bereits in der Verbandsliga und im Dietmar-Hopp-Stadion in Hoffenheim gespielt. 2009 erfolgte der Umzug in die ebenfalls von Hopp finanzierte Rhein-Neckar-Arena in Sinsheim. Seither schmückt die TSG 1899 das Oberhaus und generiert mehr Aufmerksamkeit als die unzähligen weiteren Engagements in Sport, Kultur, Bildung und Gesundheitswesen, mit denen Hopp "der Region hier etwas zurückgeben" will.

"Vadder Hopp", wie ihn seine Mitarbeiter bei SAP liebevoll nannten, hat über eine der größten privaten Stiftungen Europas weit mehr Geld in gemeinnützige Zwecke gesteckt als in den Fußball. "Es ist an so vielen Stellen bitter nötig, Menschen zu unterstützen", sagte der verheiratete Vater zweier Söhne der "Rhein-Neckar-Zeitung". Eigentum verpflichte, das stehe schließlich im Grundgesetz. "Reichtum noch viel mehr." (Sigi Lützow, 2.3.2020)