Eine imposante Gestalt, die "Report"-Seher gut kennen: Ernst Johann Schwarz berichtete 25 Jahre für das Innenpolitikmagazin des ORF.

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Erster "Report"-Chef war Helmut Brandstätter.

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Beleidigungen und Beschimpfungen habe es in all den Jahren zuhauf gegeben, vor allem bei FPÖ-Veranstaltungen, nur körperliche Attacken waren nicht darunter, sagt Ernst Johann Schwarz und schmunzelt: "Ich bin 1,95 Meter groß und wiege 100 Kilo, das ist Schutz genug." Ernst Johann Schwarz ist nicht nur ein körperliches Bollwerk gegen politische Einschüchterungsversuche, sondern auch journalistisches Urgestein des ORF-Report.

Wenn das ORF-Innenpolitikmagazin heute, Dienstag, um 21.05 Uhr in ORF 2 mit einer Spezialsendung sein 25-Jahr-Jubiläum feiert, kann sich Schwarz zurücklehnen. Theoretisch. Der 65-Jährige ist seit 1. Jänner in Pension. Nur seine Leidenschaft lässt ihn nicht so einfach los. Schwarz bleibt dem Report auch in seinem Ruhestand erhalten: "Arbeit war für mich immer ein Vergnügen. Ich arbeite sporadisch weiter und bringe mein Know-how ein."

Von Zeiler gegründet, von Brandstätter geleitet

Ernst Johann Schwarz oder EJ, wie er von seinen Kollegen genannt wird, stieß im Herbst 1995 zum Report – nur wenige Monate nachdem das Magazin am 7. März 1995 unter ORF-Generalintendant Gerhard Zeiler als Nachfolger des Inlandsreport und Auslandsreport auf Sendung ging. Zum ORF gelotst hat Schwarz der damalige Report-Chef Helmut Brandstätter, später Kurier -Chefredakteur und jetzt Neos-Politiker. Zuvor hatte Schwarz im Zentrum für angewandte Politikforschung gearbeitet.

Von Brandstätter, "er war sicher der Sturste, aber auch ein Bollwerk", bis zum jetzigen Report-Chef Wolfgang Wagner, ein Pragmatiker mit "klarer Linie", hat Schwarz im Laufe der letzten 25 Jahre einige und einiges erlebt. Etwa wenn es um Berichterstattung über die FPÖ ging: "Manchmal, nicht unbedingt bei der obersten Ebene, aber bei einer gleich darunter, war es hart."

ORF als Feindbild der FPÖ

Der Empfang fiel dann nach dem Motto aus: "Ah, der Gutmensch kommt schon wieder. Der ORF war immer schon ein Feindbild der FPÖ, und im Moment ist er es noch mehr." Solche Einschüchterungsversuche seien für ihn eher Ansporn als Abschreckung gewesen, sagt Schwarz im Gespräch mit dem STANDARD: "Das hat mich nicht davon abgehalten, zur nächsten FPÖ-Veranstaltung zu gehen, sondern im Gegenteil eher herausgefordert."

Die Arbeit in der Report-Anfangszeit war einfacher als heute: "Wir hatten eine viel größere Mannschaft und mehr Zeit für die Recherche." Gestalteten vor 25 Jahren noch rund 16 Redakteurinnen und Redakteure die wöchentliche Sendung, so ist das Kernteam heute auf sechs bis acht Köpfe geschrumpft. Geändert hat sich auch der Fokus in Richtung Tagesaktualität: "Wenn damals ein Minister zurückgetreten ist, war das nicht so wichtig, dass wir es am selben Tag auf Sendung hatten."

Sein journalistisches Credo lautete immer Äquidistanz zu allen Parteien: "Als politischer Journalist war mir wichtig, dass ich zu allen ein sachliches, kritisches Verhältnis habe." Natürlich habe es zu manchen einen besseren Draht gegeben: "Mit Pröll, Häupl, Strolz oder Van der Bellen habe ich mich gut verstanden", sagt Schwarz, aber: "Ich habe immer darauf Wert gelegt zu sagen: Wir haben jetzt über unsere Urlaube oder was auch immer geplaudert, aber das beeinflusst meine Geschichte nicht."

Der unzugänglichste Politiker sei Peter Westenthaler gewesen: "Als FPÖ-Generalsekretär hatte er die Aufgabe, besonders bissig und angriffig zu sein. Westenthaler und ich hatten manchen Strauß ausgefochten."

Rausschmiss gefordert

Es waren aber nicht nur Angriffe, sondern auch Untergriffe. Schwarz erzählt von einem Report-Interview, das er mit Westenthaler anlässlich der Vorwürfe geführt hatte, dass die FPÖ Informationen aus Polizeiakten, der Ekis-Datenbank, für ihre politische Agenda missbrauche: "Ich habe Westenthaler fünf, sechs Fragen gestellt, und er ist jedes Mal ausgewichen auf eine SPÖ-Datenaffäre, wie er sie genannt hat." Als die Kamera bereits abgeschaltet war, habe Westenthaler gedroht, dass er ihn "existenziell vernichten" werde: "Er hat gesagt, er ruft ORF-Generaldirektor Gerhard Weiss an und wird ihm sagen, dass er mich rausschmeißen muss."

Schwarz wurde dann tatsächlich zu Weiss zitiert, aber: "Ich habe ihm die Geschichte erzählt, und er hat gesagt: Na dann ist es eh gut. Und die Sache war gegessen." Als damals freien Mitarbeiter habe ihn so etwas natürlich beschäftigt: "Das war das Schlimmste, das ich erlebt habe, so gesehen ist es mir eh gutgegangen."

Schwarz bedauert nicht viel, nur wie sich das Verhältnis zwischen Politikern und Journalisten entwickelt habe: "Nach dem Ministerrat oder bei einer Regierungsklausur konnte man intensiv mit Politikern plaudern, heute ist es viel restriktiver und weniger informativ." Stichwort Message-Control und Inszenierung statt Inhalten. "Früher haben wir immer geangelt, also das Mikro über die Gruppe mit den Politikern gehalten, um atmosphärische Töne aufzunehmen", erzählt Schwarz.

Gusenbauers "Gesudere"

Das berühmteste Beispiel ist Alfred Gusenbauer. Der damalige SPÖ-Kanzler sagte 2008 bei einer Parteiveranstaltung: "Und das wird heute was Ordentliches oder das übliche Gesudere?"

Gerhard W. Loub

Der Report brachte den Sager auf Sendung und Gusenbauer in Bedrängnis. "Jetzt passen alle enorm auf." (Oliver Mark, 3.3.2020)