Die USA verstärken die Sicherheitsvorkehrungen für Einreisende aus betroffenen Gebieten, in Südkorea werden die Passagiere vor dem Boarding getestet.

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Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) informiert über den aktuellen Stand in Österreich.

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Die Einkaufsstraßen in Mailand sind weitgehend ausgestorben. Norditalien ist das Zentrum der Ausbreitung in Europa.

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Österreich hat am Dienstag 24 offiziell bestätigte Erkrankte und ist damit bei den bisherigen Coronavirus-Fällen "relativ stabil", sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Wien meldet 14 bestätigte Erkrankungsfälle, Niederösterreich drei, Tirol sowie Salzburg jeweils zwei und die Steiermark zählt drei Erkrankte. Bisher wurden landesweit rund 2.700 Testungen durchgeführt.

Bei den drei zuletzt bekanntgewordenen Fällen handelt es sich um Mitarbeiter der Kanzlei eines schwer erkrankten Wiener Juristen – dieser wird im Kaiser-Franz-Josef-Spital behandelt wird und ist aktuell nicht ansprechbar. Die Kanzlei hatte alle Mitarbeiter privat bei einem deutschen Institut testen lassen, mittlerweile liegen auch die gleichlautenden Ergebnisse der österreichischen Behörden vor. Eine erkrankte studentische Mitarbeiterin arbeitet auch als Rechtspraktikantin am Wiener Landesgericht. Sie zeigt keine Symptome, befindet sich aber nach Angaben des Gerichts in Heimquarantäne. Die Hauptverhandlung wurde vorsichtshalber abberraumt.

Michael Binder, der medizinische Direktor des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV), betonte, dass unklar ist, wie viele Personen in Österreich tatsächlich mit dem Coronavirus infiziert sind. "Wir wissen, dass nur ganz wenige Menschen mit symptomhafter Coronavirus-Erkrankung bekannt sind."

Vorsichtsmaßnahmen

Am Wiener Flughafen wurden wieder Fiebertests aufgenommen. Gescannt werden Passagiere von Direktverbindungen aus dem Iran und Südkorea. Bereits im Februar waren Fiebertests bei Passagieren auf Direktflügen aus China respektive Peking durchgeführt worden. Nachdem die Flüge von Air China eingestellt worden waren, gab es zuletzt keine Kontrollen der niederösterreichischen Sanitätsdirektion.

Neues Infektionszentrum

Das Sars-CoV-2-Infektionszentrum hat sich mittlerweile von China nach Südkorea verlagert. Chinas Behörden meldeten ein Rekordtief an neuen Ansteckungen: Am Montag wurden im ganzen Land 125 neue Coronavirus-Fälle bestätigt, was der niedrigste Wert seit der Veröffentlichung landesweiter Statistiken im Jänner ist. Auch die Zahl der Todesopfer sank auf 31.

Das wahre Ausmaß der Epidemie in China scheint aber unklar, da die Zählweise der nachgewiesenen Infektionen mehrfach geändert wurde, was sich auch spürbar auf die amtliche Statistik auswirkt. Wie das chinesische Magazin "Caixin" berichtete, können beispielsweise Personen, die nachweislich infiziert sind, aber keine Symptome der Krankheit zeigen, seit Anfang Februar nicht mehr als neu bestätigte Ansteckungen mitgerechnet, sondern anderweitig aufgelistet werden. Dabei können solche Personen auch ansteckend sein. Diese geänderte Zählung hat eine Diskussion unter Experten ausgelöst.

In Südkorea steigt die Zahl der neuen Coronavirus-Fälle hingegen stark an. Am Montag gab es 600 positive Testungen, teilte die koreanische Gesundheitsbehörde mit. Insgesamt gibt es in Südkorea jetzt mehr als 5.000 Infektionsfälle.

Die Gesamtzahl der Infektionen erreichte mit Montag 91.320 Fälle weltweit, gleichzeitig konnte bei mehr als die Hälfte der Erkrankten – bei 48.155 Infizierten – die vollständige Erholung festgestellt werden.

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In Italien sinkt Zahl der Neuinfektionen

In Italien wurden weitere Coronavirus-Tote verbucht. Damit sind in dem südlichen Nachbarland Österreichs bereits 79 Menschen an der neuartigen Lungenkrankheit gestorben. Es gab aber auch positive Nachrichten. So wurde am Montag bekanntgegeben, dass die ersten Kranken aus dem Sperrgebiet Lodi in der Lombardei genesen sind. Und die Zahl der Neuinfizierten sinkt erstmals: 258 neue Fälle wurden am Montag in der Lombardei gemeldet, das ist etwa die Hälfte der Neuerkrankungen vom Vortag. Dennoch sind die Krankenhäuser überlastet. Die Behörden riefen daher private Kliniken dazu auf, Betten zur Verfügung zu stellen. Insgesamt gibt es in Italien derzeit rund 2.500 Coronavirus-Fälle.

EU aktiviert Krisenmodus

Drastische Maßnahmen ergreift der französische Staat. "Wir beschlagnahmen alle Vorräte sowie die Produktion von Schutzmasken", verkündete Präsident Emmanuel Macron am Dienstag auf Twitter. Die Masken sollen nach seinen Angaben an das Gesundheitspersonal und mit dem Virus infizierte Franzosen verteilt werden.

Seitens der EU wurde der Krisenmodus aktiviert, um schneller Entscheidungen zu treffen. Damit könne die EU sich auf "wichtige Lücken" in ihrem Vorgehen gegen die Virus-Erkrankung konzentrieren und Entscheidungen schnell vorbereiten. Zudem könnten auch Drittstaaten wie Großbritannien oder Akteure wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) leichter eingebunden werden.

Aktiviert wird der Krisenmodus durch die amtierende EU-Ratspräsidentschaft, die derzeit Kroatien innehat. An Krisensitzungen nehmen Vertreter des Rates der Mitgliedsstaaten, der Kommission, des Auswärtigen Dienstes sowie betroffene Mitgliedsstaaten teil und gegebenenfalls weitere Vertreter von außerhalb der EU teil. Die Treffen können dabei auf Experten- oder Ministerebene stattfinden. Das Gremium bereitet Vorschläge vor, die dann wie üblich vom Ministerrat beschlossen werden.

Die Weltbank will vom Coronavirus-Ausbruch betroffene Länder mit einem Hilfspaket in Höhe von zwölf Milliarden Dollar (10,79 Mrd. Euro) unterstützen. Ziel sei es, den Staaten "schnell" und "effektiv" zu helfen, sagte Weltbank-Chef David Malpass am Dienstag vor Journalisten in Washington. (APA, Reuters, red, 3.3.2020)