Wayne Griffith hat ein neues Betätigungsfeld. Zusätzlich zum Seat-Marketing- und Vertriebschef firmiert er als Cupra-Geschäftsführer. Genau die richtige Besetzung, denkt man sich beim Eröffnungsevent der Cupra-Zentrale im Stammwerk Martorell. Denn trotz seiner 53 Jahre mimte er für die zahlreich erschienenen Influencer und Blogger in fetzigem Outfit den Berufsjugendlichen. Dankbar nahm es die Zielgruppe an, auch dass er solcherart bereitwillig das Klischee vom schrulligen Briten mitbediente. Sympathischer Profi.

Wovon er zu künden hatte, war ebenfalls bemerkenswert. In Zeiten des Markensterbens leistet sich die VW-Tochter das Experimentierfeld Cupra, sogar mit eigener Accessoirelinie. Vor zwei Jahren ins Leben gerufen, parkt man sich nun im in nur sechs Monaten errichteten Hauptquartier ein, in der "Cupra Garage".

Die Architektur des 2400-m²-Gebäudes sei an den Motorsport angelehnt, der Cupra-Personalstand inzwischen von 100 auf 200 Mitarbeiter angewachsen.
Foto: Seat

Die Architektur des 2400-m²-Gebäudes sei an den Motorsport angelehnt, der Cupra-Personalstand inzwischen von 100 auf 200 Mitarbeiter angewachsen, erläuterte Griffith bei der Eröffnung und tat weiter kund, Cupra sei bereits heute der profitabelste Geschäftszweig bei Seat, mit bald einer Milliarde Euro Umsatz.

Zum Verständnis: Cupra greift sich in Zukunft nicht nur Seats und peppt die sportlich auf, sondern leistet sich, ähnlich wie AMG bei Mercedes (nur halt eine Liga darunter), demnächst auch einen ganz eigenen Modellauftritt, mit dem Formentor. Eines dieser typischen Mischwesen, die der SUV-Boom nach sich zieht. Außerdem deuten alle Anzeichen darauf hin, dass auch die Elektro-SUV-Studie Cupra Tavascan in Serie geht; aber das dauert noch ein Weilchen.

Die Formentor-Weltpremiere war zwar erst auf dem nun abgesagten Genfer Salon geplant, die technische Konfiguration schimmert aber schon durch, als Antrieb ist z. B. ein Plug-in-Hybrid mit 245 PS vorgesehen.

Der 5-türige Cupra Leon leistet als Plug-in-Hybrid 245 PS, sonst 300.
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Leistung aus der Dose

Überhaupt, Performance? Das, so Griffith, bedeute beileibe nicht nur Verbrenner – Cupra und Elektrifizierung passten bestens zusammen. Leistung (auch) aus der Dose, Sportlichkeit in die ökologisch korrekte Zukunft gedacht.

Derweil Carsten Isensee, interimistischer Seat-Chef, die Anlagen inaugurierte und auf den neuen "König der Löwen", den Cupra Leon, hinwies, der dann gleich in Martorell debütierte, zeigte sich, dass auch dieser in einer Plug-in-Version kommt – mit demselben Technologiepaket wie im Formentor, also 2,0-Liter-Turbo-Benziner, 13-kWh-Batterie und bis zu 60 km elektrischer Reichweite.

Cupra-Chef Wayne Griffith erläuterte bei dessen Debüt, wohin es mit Cupra gehen soll – unter anderem in das neue Hauptquartier.
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Schon rollten sie auf die Bühne, 5-Türer und Kombi, einer in mattgrau, sehr fesch, einer glänzend, Emblem und Felgen setzen dezente Kupferakzente, "besondere Autos für besondere Leute", kommentierte Griffith voller Vaterstolz, "inspiriert von Rennsporterfahrung, inklusive schnellerem DSG". Die ersten Hochleistungs-Leons, die nicht "Seat Leon Cupra" heißen, sondern Cupra Leon.

Zu den Preisen hält man sich noch bedeckt, aber so viel steht schon fest: Los geht es im Oktober mit dem Kombi (310 PS, Allrad), gegen Jahresende folgen 5-Türer (300 PS) sowie beide Plug-in-Hybride: 5-Türer Leon, Formentor.

Der Cupra Leon für den Motorsport trägt den Zusatz Competición, sein 2,0-Liter-Turbo leistet 340 PS, er soll Rennserienergebnisse bringen – ebenso wie der rein elektrisch angetriebene E-Racer (500 kW / 680 PS, 65-kWh-Akku), der ab 2021 in der neu geschaffenen ETCR-Serie reüssieren, aber auch heuer schon erste Duftnoten setzen soll. Beim Festival of Speed in Goodwood etwa. Der Earl of March wird seine Freude haben. (Andreas Stockinger, 08.03.2020)