Eine nichtalkoholische Fettleber wird hauptsächlich durch einen ungesunden Lebensstil mit wenig körperlicher Aktivität und einer Ernährung mit einem hohen Anteil an gesättigten Fetten, Zucker und Fruktose verursacht. Es gibt aber auch seltene Ursachen, die auch schlanke Menschen betreffen können.

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Eine nichtalkoholische Fettleber (NAFLD) wird meist bei übergewichtigen und adipösen Menschen diagnostiziert. Schwere Formen von NAFLD können jedoch auch bei seltenen genetischen Erkrankungen wie Lipodystrophie, einer genetisch bedingten Veränderung des Unterhautfettgewebes, oder bei HIV-Patienten nachgewiesen werden. Der Diabetologe Norbert Stefan und seine Kollegen vom Uniklinikum Tübingen haben nun eine weitere Ursache entdeckt, warum schlanke Menschen eine NAFLD entwickeln.

Sie berichten von einer 45-jährigen Patientin, die eine Immuncheckpoint-Inhibitor Therapie gegen Hautkrebs erhielt, die möglicherweise eine Entzündung ihres Unterhautfetts auslöste, was zu einem dramatischen Verlust an Fettmasse und einer schweren Form der NAFLD führte.

Das diagnostizierte Maligne Melanom wurde mit dem programmierten Zelltodprotein-1 (PD-1)-Inhibitor Nivolumab wirksam behandelt. Dieses Medikament und andere Immuncheckpoint-Inhibitoren haben die Behandlung von Krebs, insbesondere des Malignen Melanoms, revolutioniert. Die Therapie mit diesen Immuncheckpoint-Inhibitoren kann jedoch auch unerwünschte Nebenwirkungen verursachen, die häufig die Haut, den Magen-Darm-Trakt, die Lunge und das endokrine System betreffen.

Mögliche Nebenwirkungen mitdenken

Gegen Ende der Behandlung mit Nivolumab fanden Norbert Stefan und sein Forscherteam bei der Patientin sehr hohe Lipidwerte, einen neu entwickelten Diabetes und eine schwere Form einer NAFLD. Dies kam völlig unerwartet, insbesondere weil die Patientin 31 Kilogramm Körpergewicht verloren hatte.

Die Gewebebiopsie ihres Unterhaut-Fettgewebes und die Magnetresonanztomographie ergaben die Diagnose einer erworbenen Lipodystrophie mit einer schweren Form der Entzündung ihres Fettgewebes. Dies könnte bei der Patientin durch die immunmodulatorische Funktion von Immuncheckpoint-Inhibitoren ausgelöst worden sein, zumal bei der Patientin zuvor eine asymptomatische Mastozytose, eine immunzellbezogene Störung, diagnostiziert wurde.

Eine intensive pharmakologische Behandlung, insbesondere mit Pioglitazon, das eine Zunahme des Unterhaut-Fettgewebes verursacht, führte dazu, dass ihr Leberfett, ihre Leberenzyme und ihre Lipidwerte wieder fast im Normalbereich lagen. Demnach sollten sich behandelnde Ärzte bewusst sein, dass jene Patienten, die mit Checkpoint-Inhibitoren behandelt werden, von diesen neu identifizierten Nebenwirkungen betroffen sein können. Es kann eine Entzündung des Fettgewebes auftreten, die zu einer schweren Fettleber führt. "Bei diesen Patienten könnte eine spezifische Pharmakotherapie hilfreich sein, die Mechanismen zur Erhöhung der Unterhaut-Fettmasse und damit zur Aufbewahrung der Lipide in einem sicheren Stauraum beinhaltet", betont Norbert Stefan. (red, 9.3.2020)