Antibiotika zählen zu den wichtigsten Medikamenten überhaupt. Umso wichtiger ist es, dass sie wirksam bleiben.

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Lausanne– Forscher der Universität Lausanne haben einen Weg gefunden, die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen zu verhindern. Das Konzept testeten die Wissenschafter an Pneumokokken, nun sind Tests an anderen Bakterien geplant.

Bakterien werden zunehmend unempfindlich gegen Antibiotika und können so zu schwer behandelbaren Infektionen führen. Ein Forscherteam um Jan-Willem Veening von der Universität Lausanne berichtet nun von einer Methode, der Resistenzentwicklung bei Pneumokokken entgegenzuwirken. Die Studie ist im Fachjournal "Cell Host & Microbe" erschienen.

Pneumokokken – von ihrem lateinischen Namen Streptococcus pneumoniae – kommen bei 80 Prozent der Kinder und 20 Prozent der Erwachsenen vor und besiedeln bevorzugt die Nasen-Rachen-Region, meist ohne Symptome. Unter Umständen können Pneumokokken jedoch in andere Körperbereiche vordringen und schwere Erkrankungen auslösen, beispielsweise Lungenentzündung oder Hirnhautentzündung. Jedes Jahr sterben eine Million Menschen an einer Pneumokokken-Infektion, heißt es vonseiten der Universität Lausanne.

Anpassungsprogramm hemmen

Der intensive Einsatz von Antibiotika hat Pneumokokken gegen die meisten von ihnen resistent gemacht. Wenn Antibiotika die Krankheitserreger nicht vollständig eliminieren, aktivieren sie bei den Überlebenden ein Anpassungsprogramm, dass sie in einen Zustand der sogenannten "Kompetenz" versetzt: In diesem Zustand nehmen sie Erbgutmaterial, insbesondere Resistenzgene, aus ihrer Umgebung auf und rüsten damit ihr eigenes Erbgut aus. So kann sich die Resistenz unter den Bakterien verbreiten.

Das Lausanner Team hat in Zusammenarbeit mit Forschern der Universität Heidelberg in Deutschland und des Karolinska Institutet in Schweden eine Methode entwickelt, um dieser Ausbreitung von Resistenzen entgegenzuwirken. Sie gingen davon aus, dass dieses Anpassungsprogramm – wenn es aktiviert werden kann – auch gehemmt werden könnte.

Die Wissenschafter durchforsteten fast 1.400 Moleküle und fanden 46, die in der Lage waren, dieses Anschalten der "Kompetenz" zu unterdrücken. Sie brachten sie dann zusammen mit freien Resistenzgenen in ein Kulturmedium mit Pneumokokken ein. Dadurch fand keine Aktivierung der "Kompetenz" statt und die Resistenzgene verbreiteten sich nicht unter den Bakterien. Auch in Tests mit infizierten Mäusen bewährte sich der Ansatz, die Antibiotikaresistenzen der Pneumokokken in Schach zu halten.

Zusatz für Antibiotika

Da diese Methode nicht das Wachstum der Bakterien selbst unterdrückt, sei nicht davon auszugehen, dass die Pneumokokken gegen diese Blockade ihrer Kompetenz-Aktivierung resistent werden können, betonen die Studienautoren.

Mehrere der getesteten Verbindungen sind bereits von US-Arzneimittelbehörde FDA zugelassen. Sie könnten als Zusatz zu Antibiotika eingesetzt werden, um Resistenzen zu verhindern. Der nächste Schritt wird sein, den Ansatz auch an anderen Bakterien zu prüfen, beispielsweise an denen, die für Gastroenteritis, Meningitis oder Bronchitis verantwortlich sind. (APA, sda, 4.3.2020)