Georg Bätzing wurde zum neuen Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz gewählt.

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Mainz – Georg Bätzing ist neuer Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Der 58 Jahre alte Bischof von Limburg im Land Hessen wurde am Dienstag in Mainz zum Nachfolger des bisherigen Amtsinhabers Kardinal Reinhard Marx gewählt.

Stimmberechtigt waren 68 Bischöfe bei der Frühjahrs-Vollversammlung der Bischofskonferenz der katholischen Kirche in Deutschland. Die Deutsche Bischofskonferenz ist der Zusammenschluss der katholischen Bischöfe in Deutschland. Derzeit gehören ihr 69 Mitglieder aus den 27 deutschen Erz-Bistümern an, wie es auf der Webseite der Deutschen Bischofskonferenz heißt.


Bätzing gilt als Mann des Ausgleichs. Er hatte im Jahr 2016 im Bistum Limburg die Nachfolge des umstrittenen Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst angetreten. Dieser hatte in Limburg tiefe Gräben hinterlassen – unter anderem war es beim Ausbau der Bischofsresidenz zu einer Kostenexplosion gekommen. Von Bätzing heißt es, dass er in den vergangenen vier Jahren neues Vertrauen im Bistum aufgebaut habe.

Einen direkten Vergleich mit seinem Vorgänger will Bischof Georg Bätzing nicht ziehen. "Ich bin kein zweiter Reinhard Marx", sagt der neue Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz nach seiner Wahl im Erbacher Hof in Mainz. Bätzing mag zwar kein zweiter Marx sein – aber er steht für so viel Kontinuität, dass ein befürchteter Ruck der katholischen Kirche zum Konservativismus ausblieb.

Kein Kurswechsel absehbar

Die Reaktion von Kardinal Marx auf die Wahl seines Nachfolgers klingt wie ein erleichterter Stoßseufzer. "Ich bin froh", sagt der Münchner nur knapp. Nicht wenige vermuten, dass neben dem offiziellen Grund seines fortschreitenden Alters auch die aufreibende Auseinandersetzung mit den Konservativen um den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki Auslöser für den überraschenden Verzicht von Marx auf eine zweite Amtszeit war.

Nun gibt es zumindest keinen grundlegenden Kurswechsel. Bätzing sichert zu, an dem von Marx eingeleiteten sogenannten synodalen Weg zur Aufarbeitung des Missbrauchskandals festhalten zu wollen. "Dafür stehe ich ganz und gar."

Liberale Positionen

Auch beim Zölibat und der Rolle der Frau in der katholischen Kirche bezog er früh und wiederholt liberale Positionen: Wenn die Ehelosigkeit immer mehr zum Hindernis werde, "dann müssen wir das überdenken", zeigte er sich im Hessischen Rundfunk offen für Änderungen am Zölibat. In seiner jüngsten Neujahrspredigt befürwortete er zudem Veränderungen beim bisherigen Ausschluss von Frauen von Weiheämtern.

Der am 13. April 1961 geborene Bätzing wuchs in Niederfischbach im Westerwald mit drei Geschwistern auf. Sein Milieu war stark katholisch geprägt, Bätzing war Messdiener und Kirchenorganist. Der promovierte Theologe wurde 1987 zum Priester geweiht und war lange im Bistum Trier für die Priesterausbildung verantwortlich.

Neue Debatten zu Missbrauchsskandal stehten bevor

Papst Benedikt XVI. ernannte Bätzing 2005 zum Monsignore, der damalige Trierer Bischof Reinhard Marx machte ihn 2007 zum Leiter der von hunderttausenden Pilgern besuchten Heilig-Rock-Wallfahrt. In Trier übernahm Bätzing 2012 unter Bischof Stephan Ackermann die Leitung des Bischöflichen Generalvikariats, das er bis 2016 führte.

Und schließlich muss Bätzing im Missbrauchsskandal neue Debatten fürchten. Noch auf der nun laufenden Versammlung in Mainz wollen die Bischöfe eine Entscheidung zur Entschädigung der Missbrauchsopfer treffen – ob diese als ausreichend wahrgenommen wird, ist bisher nicht absehbar.

Zerstrittene Lager versöhnen

Bätzing gehört zu den wenigen unter 60-Jährigen der 69 deutschen Bischöfe, er dürfte nun für Jahre ihr prägendes Gesicht werden. Seinen Amtsbrüdern offenbarte er während der Wahlgänge allerdings auch, dass er einige Schwächen hat: So spricht Bätzing kein Italienisch, er hat auch keinerlei Verflechtungen mit der Kurie im Vatikan – dies galt im Vorfeld als eine der geforderten Stärken eines neuen Vorsitzenden.

Bätzing sagt, andere Bischöfe hätten ihm bei diesen Lücken ihre Unterstützung zugesagt. Er will auch neue Gesprächsforen finden, um die untereinander zerstrittenen Lager wieder zu mehr Austausch zu bringen. Nachdem es unter Marx zunehmend knirschte, ist dies eine weitere Baustelle. Die Kommunikation werde ein ganz großes Thema – "dass es auch Konflikte geben wird, damit ist zu. (APA, AFP, 3.3.2020)