Nicht nur in Thailand sind aufgrund des Coronavirus deutlich weniger Touristen aus China unterwegs, das Minus setzt sich in anderen Teilen der Welt mehr oder minder stark fort. Im Gegensatz zu anderen Branchen dürfte der Tourismus noch länger unter den Folgen der neuartigen Infektion leiden.

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Wien – Die Folgen der Infektion durch das neuartige Coronavirus sind aufgrund der weltweiten Vernetzung in allen Sektoren mal schwächer, mal stärker zu spüren. Während einige Sektoren der Weltwirtschaft voraussichtlich relativ rasch, jedenfalls noch vor dem Sommer wieder in den Normalmodus zurückkehren dürften, ist dies bei anderen erst im Laufe des zweiten Halbjahrs 2020 vorstellbar. Auf die längste Durststrecke muss sich die Tourismusbranche einstellen, zumindest wenn man den Prognosen von McKinsey folgt.

Das weltweit tätige Beratungsunternehmen hat in einer in der Vorwoche fertiggestellten Studie unter dem Titel "Coronavirus Covid-19: Facts and Insights" einen ersten globalen Ausblick in der Sache gewagt. Untersucht wurde, wie stark und wie lange einzelne Sektoren unter der verminderten Nachfrage infolge der im Laufe des Jänners in der chinesischen Metropole Wuhan ausgebrochenen Infektion laborieren werden.

Unterstellt wurde dabei, dass es zu einem weltweiten Konjunkturabschwung kommt mit einem um 0,3 bis 0,7 Prozentpunkte verminderten weltweiten Wirtschaftswachstum – sprich 1,8 bis 2,2 Prozent statt der vor dem Corona-Ausbruch erwarteten 2,5 Prozent. McKinsey nennt dieses Szenario realistisch, im Gegensatz zu einer ebenfalls analysierten Variante, die auf einer rundum raschen Erholung beziehungsweise einer Pandemie mit anschließender Rezession in weiten Teilen der Welt fußt.

Reiseaufkommen stark gesunken

Unter Annahme dieses realistischen Szenarios werden die Folgen im Tourismus noch Ende des heurigen Jahres zu spüren sein. So sei das Reiseaufkommen allein zwischen den wichtigsten Hubs in Asien und ausgewählten Zielen in Europa im Jahresabstand um rund ein Fünftel eingebrochen. Das und der Umstand, dass Touristen aus China in der Regel sehr spendierfreudig sind und allein im Jahr 2019 an die 277 Milliarden Dollar (knapp 250 Milliarden Euro) ausgegeben haben, was 16 Prozent der internationalen Tourismusausgaben entsprach, werde eine starke Lücke reißen. Kommt hinzu, dass der Tourismus in vielen Ländern der EU, aber auch in der Region Asien/Pazifik zum Teil 7,0 bis 20 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt, was den Stellenwert des Sektors für die Volkswirtschaft verdeutlicht.

Einen längeren Atem wird der Analyse zufolge auch die Flugbranche brauchen, die selbst stark vom Tourismus, aber auch von Geschäftsreisenden abhängig ist. Kleinere Fluggesellschaften mit schmäleren Margen und geringen Barmitteln werden nach Ansicht der McKinsey-Berater schwerer durch die Krise kommen als die Großen der Branche. Inlandsreisen sollten sich rascher erholen, eventuell schon im zweiten Quartal, bei internationalen Reisen könnte die Nachfrageschwäche bis Anfang des vierten Quartals 2020 anhalten.

Während sich der Markt für Konsumartikel – Elektronikware inklusive – relativ rasch und jedenfalls noch vor dem Sommer erholen sollte, dürften die Auto- und -Zulieferindustrie sowie die Öl- und Gasbranche erst im Laufe des dritten Quartals die gröbsten Folgen des Coronavirus abschütteln können. So ist die Nachfrage nach Rohöl beispielsweise allein in China durch den Rückgang der Wirtschaftstätigkeit infolge von Quarantänemaßnahmen, Werksschließungen und verlängerten Ferien zur Eindämmung der Infektion um 20 Prozent eingebrochen. (Günther Strobl, 4.3.2020)