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Seit 2008 ein Unternehmen: Activision-Blizzard.

Foto: AP/Hong

Es lief bei Blizzard auch schon einmal besser. 1991 im kalifornischen Irvine unter dem Namen Silicon & Synapse gegründet, hat die US-Spieleschmiede eine ganze Generation mit ihren Spielen begeistert und die Branche maßgeblich geprägt. Games wie World of Warcraft, Overwatch, Diablo, Starcraft und Warcraft bescherten der Firma eine riesige und eingefleischte Fangemeinde sowie Milliardengewinne. Allerdings hat ein Bruch zwischen Community und Blizzard eingesetzt. Aus dem ehemaligen Fan-Liebling wurde einer von vielen Spielekonzernen.

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Milliardengewinne und Legendenstatus

Das war nicht immer so. Mitte der Neunziger fing die US-Spieleschmiede an, einen Hit nach dem anderen zu veröffentlichen. Mit Warcraft: Orcs & Humans gelang der große Durchbruch, Diablo avancierte zum meistverkauften PC-Spiel, und mit Starcraft wurde das bis dato meistverkaufte Echtzeitstrategiespiel herausgegeben. Mit WoW wurde der Legendenstatus von Blizzard gänzlich gefestigt – das Spiel zog ein Millionenpublikum an und erreichte aufgrund des Suchtpotenzials den Mainstream. Auch finanziell stand die Spieleschmiede hervorragend da. Blizzard erzielte mit seinen Spielen Milliardenumsätze.

Bedenken rund um Activision-Fusion

Blizzard zählte trotzdem zu den "Guten" der Industrie. Das Bild des Fan-Lieblings fing erst 2007 zu bröckeln an. Damals wurden Pläne laut, dass Activision und Blizzard fusionieren. Die treuen Fans der US-Spieleschmiede fürchteten, dass sich durch die Zusammenlegung einiges verschlechtern könnte und Gewinnmaximierung mehr und mehr in den Fokus rücken würde. Am 10. Juli 2008 wurde der Zusammenschluss dann offiziell. Activision-Blizzard wurde zum größten Spielekonzern der Welt und überholte EA.

Plötzlich waren kostenpflichtige Inhalte da

Die ersten unpopulären Entscheidungen ließen nicht allzu lange auf sich warten. 2010 musste erstmals für Content bei WoW bezahlt werden. Fünf Jahre lang war es bei dem Abo-MMORPG möglich, sämtliche Inhalte freizuspielen. Nun war etwa bei Mounts eine Echtgeldzahlung nötig. Drei Jahre später handelte sich Blizzard mit Diablo 3 den ersten größeren Shitstorm ein. Das Action-RPG setzte auch im Singleplayer-Modus eine durchgehende Internetverbindung voraus. Ein Novum für einen Triple-A-Titel. Auch das Auktionshaus sorgte für Aufregung. Inhalte des Games konnten einfach per Echtgeld gekauft werden.

Den Weg für Lootboxen geebnet

Die Jahre verstrichen daraufhin ohne größere Tumulte. Einzig die WoW-Community übte immer wieder den Aufstand, da das MMO eine Richtung einschlug, die den Wünschen der Spieler diametral entgegengesetzt war. 2016 erschien dann auch Overwatch. Dem etwas eingefahrenen Shooter-Genre wurde neues Leben eingehaucht. Im gleichen Jahr avancierte das Game zum populärsten Spiel von Blizzard mit rund 25 Millionen Nutzern. Trotz des großen Erfolgs und der guten Kritiken darf allerdings nicht vergessen werden, dass Blizzard mit seinen – vergleichsweise harmlosen – Lootboxen den Weg für eine neue Monetarisierungsmöglichkeit bei Bezahlspielen ebnete.

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"Diablo"-Shitstorm und Zensur

Zum Abgesang des "alten Blizzard" kam es letztlich im November 2018. Bei der Hausmesse Blizzcon hatten sich tausende Fans versammelt, um Neuigkeiten zu Diablo zu erfahren. Schon lange gab es Gerüchte rund um eine Fortsetzung der beliebten Reihe. Anstatt Diablo 4 bekamen die Besucher allerdings Diablo: Immortal – eine Mobil-Umsetzung – zu sehen. Die Aufregung war groß, tagelang wüteten Spieler in den sozialen Netzwerken. Kurz vor der Blizzcon 2019 trat der Hersteller dann auch ins nächste Fettnäpfchen. Ein E-Sportler aus Hongkong hatte sich vor laufender Kamera für Freiheit in seiner Heimat ausgesprochen. Blizzard sperrte den Hearthstone-Profi daraufhin für ein Jahr und entzog ihm sämtliches Preisgeld.

Das schlechteste Spiel aller Zeiten

Die Aufregung war dann aber wieder schnell vergessen, als die Spieleschmiede Diablo 4 enthüllte. Kurzzeitig war die Welt wieder in Ordnung – bis Warcraft 3: Reforged erschien. Die Neuauflage des Echtzeitstrategieklassikers wurde im Netz massiv von wütenden Spielern abgestraft. Versprechen wurden laut der Community gebrochen und der Neuaufguss lieblos vollzogen. Trauriger Höhepunkt dieser Causa war die Tatsache, dass das Spiel zum schlechtesten Game aller Zeiten bei der Wertungsplattform Metacritic gewählt wurde. Bei einem Remake des RTS-Klassikers eigentlich undenkbar.

Der Wandel zum Megakonzern

Für den Wandel von Blizzard vom Fan-Liebling zum Bad Boy sehen Beobachter mehrere Gründe. David Brevik, Erich und Max Schaefer waren etwa für Diablo verantwortlich und betonten in einem Interview mit "PC Gamer" im November 2019, dass sich Blizzard von einem Studio mit rund 180 Mitarbeitern zu einem Megakonzern entwickelt hat, der eben auch die Anteilseigner zufriedenstellen muss. Dies hätte auch Einfluss auf die Entwicklung von Spielen. "Aufgrund seiner Struktur denkt Blizzard zuallererst an Geld", sagte etwa Max Schaefer. Dies hätte auch Einfluss auf die Handhabung der Situation mit dem gesperrten E-Sportler gehabt.

Druck von Activision auf Blizzard

Activisions Macht sei ebenso nicht zu vernachlässigen, wie ein Bericht von Investigativjournalist Jason Schreier für "Kotaku" aufzeigte. Waren Entwickler bei Blizzard früher recht autonom in ihrer Arbeit, hat sich dies nun zunehmend geändert. So wurde immer mehr Druck auf die Belegschaft ausgeübt, um den Output zu erhöhen. 2018 war etwa ein schwaches Jahr für Activision. Die Folge davon war ein intensives Sparprogramm bei Blizzard, wie ehemalige und aktuelle Mitarbeiter berichten.

Diablo

"Die gute alte Zeit" geht immer noch

Welche Richtung nun Blizzard einschlägt, wird vor allem Diablo 4 zeigen. Das Action-RPG wurde auf der Blizzcon 2019 enthüllt, soll aber noch einige Jahre Entwicklung benötigen. Bis dahin erscheinen noch Diablo Immortal, Overwatch 2 und WoW: Shadowlands. Einen Achtungserfolg in der jüngsten Zeit hat Blizzard übrigens sehr wohl vorzuweisen. WoW Classic sorgte für einen neuerlichen Run auf das MMORPG. Das Interesse war so groß, dass Spieler Stunden warten mussten, um sich einzuloggen. "Die gute alte Zeit" zieht halt immer. (Daniel Koller, 14.3.2020)