Von der Türkei unterstützte Aufständische östlich von Saraqeb dürfen sich über Munitionsnachschub freuen.

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Tschechischer L39-Albatros-Trainer als Erdkampfflugzeug (Archivbild, aufgenommen von den israelisch besetzten Golanhöhen aus, Juli 2018).

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Ein Tupolev-214R-Aufklärer am Montag über Saraqeb.

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Reyhanlı – Angesichts der Eskalation der Kämpfe zwischen türkischen und syrischen Truppen in der Rebellenhochburg Idlib hat der US-Sondergesandte für die Region der Türkei Unterstützung zugesagt. "Die Türkei ist Nato-Mitglied, der Großteil des Militärs benutzt US-Ausrüstung. Wir werden sicherstellen, dass diese Ausrüstung bereitsteht – und werden zum Beispiel Munition liefern", erklärte James Franklin Jeffrey bei einer Pressekonferenz in der Grenzstadt Hatay.

Botschafter David Satterfield erklärte dort, das Ansuchen der Türkei, Patriot-Luftabwehrraketen an der Grenze zu Syrien zu stationieren, werde derzeit geprüft.

Flugzeug abgeschossen

Am Dienstag schoss die Türkei ein weiteres syrisches Kampfflugzeug ab. Die Maschine des tschechischen Typs Aero L-39 Albatros wurde von einem F-16-Jet über Idlib getroffen. Es handelte sich um den dritten Flugzeugabschuss binnen drei Tagen.

Um die strategisch wichtige Stadt Saraqeb kommt es zu heftigen Kämpfen. Am Montagabend erreichte eine Patrouille der russischen Militärpolizei das Zentrum der 30.000-Einwohner-Stadt, die an der Autobahn M5 liegt und die im vergangenen Monat zweimal den Besitzer gewechselt hatte.

Merkel für Schutzzone

Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach sich am Dienstag für eine Sicherheitszone in Nordsyrien aus. sie kritisierte auch die Syrien-Politik des Westens. Es habe sich gezeigt, dass ein von Außen initiierter Wechsel der Regierung nicht möglich sei. Der Krieg habe nur zu einer Radikalisierung geführt.

Die Türkei sei einer der Hauptleidtragenden des Syrien-Krieges. Präsident Tayyip Erdoğan habe mehrfach gesagt, dass er zufrieden mit der europäischen und internationalen Hilfe für sein Land sei. Die Lage sei jetzt kompliziert, weil Russland und die syrische Armee gemeinsam vorgingen. Die Türkei habe die Aufgabe gehabt, islamistische Kämpfer zu entwaffnen. Dies sei kaum zu schaffen.

Türkische Drohnen unterstützen Aufständische

Die Rebellen zogen sich darauf in die westlichen Vororte Saraqebs zurück. Türkische Drohnen trafen dort Oppositionsangaben zufolge zwei Raketenwerfer. Laut Verteidigungsminister Hulusi Akar hat die türkische Armee acht Kampfhubschrauber, fünf Luftabwehrsysteme und zahlreiche Panzer zerstört.

Russland warnte die türkischen Streitkräfte, man könne nicht für die Sicherheit ihrer Flugzeuge über syrischem Territorium garantieren, die Regierung in Damaskus erklärte den Luftraum über Idlib für geschlossen.

Putin telefoniert mit Merkel

Am Dienstag berieten die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und der russische Präsident Wladimir Putin telefonisch über die Lage in Idlib. Ein Regierungssprecher in Berlin bestätigte das Telefonat, ohne Details zu nennen. Nach Angaben der russischen Agentur RIA sei es dabei um die Lage in Syrien gegangen. Beide hätten die Hoffnung geäußert, dass ein Treffen Putins mit Erdoğan am Donnerstag eine Lösung bringen könne.

In Idlib sind russische und syrische Truppen gegen Milizen vorgerückt, die von der Türkei unterstützt werden. Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte, dass sein Land den Kampf gegen Terroristen in Idlib nicht stoppen werde, nur um Europas Flüchtlingsprobleme zu lösen. In Idlib sind vor allem der Terrororganisation Al Kaida zugehörige Gruppen aktiv. (red, 3.3.2020)