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Janez Janša ist endlich wieder Regierungschef von Slowenien – alles andere wäre nach seiner Auffassung auch eine große Ungerechtigkeit. Der 61-Jährige sieht sich als Berufener – und um sich herum praktisch nur Feinde. Wenn man Janša zuhört, möchte man meinen, Slowenien sei von kommunistischen Seilschaften durchsetzt, werde von geheimen Kräften geführt und von Migranten überrannt.

Janša war schon früh umtriebig. Er schrieb in den 1980ern im Magazin Mladina kritische Artikel, was dazu führte, dass ihm Karrieremöglichkeiten versagt wurden. 1985 wurde sogar sein Reisepass eingezogen. Es war wohl zu dieser Zeit, als die persönliche Kränkung so tief ging, dass sich in Janša großes Misstrauen festsetzte, das dann in demokratischen Zeiten paranoide Züge annahm. Janša war aber jedenfalls auch ein wichtiger Anführer der Friedensbewegung in Slowenien, das damals noch eine jugoslawische Teilrepublik war.

1988 wurde der Journalist verhaftet und von einem Militärgericht wegen Geheimnisverrats zu 18 Monaten Haft verurteilt. Ein Jahr später war er dann Mitbegründer der ersten Oppositionspartei, der Slowenischen Demokratischen Union. Bereits 1990 wurde er Verteidigungsminister und spielte eine maßgebliche Rolle im Zehn-Tages-Krieg, als die Jugoslawische Volksarmee Slowenien angriff. Schon damals wurde er für seine radikale Rhetorik, aber auch seinen Nationalismus und krude Verschwörungstheorien bekannt.

Schmiergeldannahme

2004 wurde der Konservative erstmals Premier, das schaffte er 2012 noch einmal. Doch wenig später verließen ihn seine Koalitionspartner, weil er nicht erklären konnte, wie 200.000 Euro auf sein Konto gelangt waren. Janša wurde wegen Schmiergeldannahme in einem Rüstungsdeal zu zwei Jahren Haft verurteilt, 2015 hob der Verfassungsgerichtshof das Urteil auf.

Seitdem arbeitete Janša an seinem Comeback und wurde dabei von seinem Freund, dem ungarischen Premier Viktor Orbán, unterstützt. Fraglich ist aber, ob er gut mit der fragmentierten innenpolitischen Lage in Slowenien umgehen kann: Er gilt nicht als Mann des Ausgleichs.

Es ist zudem zu erwarten, dass der neue alte Premier die derzeit vorherrschenden Ängste vor Coronavirus und Flüchtlingswelle eher noch verstärkt. Dabei kann der begeisterte Sportler privat ganz gut entspannen, gern auch mit seiner Familie: Er ist verheiratet und hat zwei Söhne, aus einer früheren Beziehung stammen ebenfalls zwei Kinder. (Adelheid Wölfl, 4.3.2020)