Stefan Armbruster hat Model Lotte Trausner in einem Mantel von Bottega Veneta und ihren eigenen Schuhen fotografiert.

Foto: Stefan Armbruster

Andalusien lockt bereits Anfang des Jahres mit wohlig warmen Temperaturen und Sonnenschein. Und auch hierzulande sind die Tage von eisigem Wind und nass-grauem Wetter gezählt, Strickpulli und Wollmütze werden bald eingewintert. Der Frühling wird modisch äußerst vielfältig. Trotzdem lassen sich Tendenzen für die kommende Saison ausmachen. Eine Auswahl.

Nostalgie

Schwer zu sagen, wie oft der Stil der 70er und 80er bereits wiederbelebt wurde. Aktuell erleben die beiden Dekaden mal wieder ein modisches Revival. Die Kollektionen von Fendi, Gucci, Etro oder Paco Rabanne umweht ein starker Hauch 70s – man kann das Patschuli förmlich riechen –, und bei Versace, Mugler oder Balenciaga hat man sich die Schulterpolster der 80er ausgeborgt.

Kleid Dries Van Noten, Sonnenbrille Balenciaga.
Foto: Stefan Armbruster

Auch Dries Van Noten schwelgte in Nostalgie und arbeitete mit einem ganz Großen der 80er- und 90er-Jahre: Christian Lacroix.

Van Noten fühlte sich dabei in diese Zeit zurückversetzt, eine Zeit der Liebe zu Couture, zur Schönheit und Kühnheit, erklärte der Designer die Kollektion, die – wie in der Haute Couture üblich – eine Interpretation eines Brautkleides umfasst: Tank-Top und weiße Jeans unter einem durchsichtigen, weit geschnittenen Kleid mit langen Ärmeln, jeder Menge Rüschen und Federn (siehe Foto).

Jumpsuit und Brillenkette Gucci, Sandalen Mulberry, Sonnenbrille Stella McCartney.
Foto: Stefan Armbruster

Leder

Traditionell mit Leder verbundene Modehäuser wie Hermès, Salvatore Ferragamo oder Bottega Veneta haben vorgemacht, dass Leder auch sommerlich, luftig-leicht anmuten kann. Jetzt ziehen viele Labels nach. Gegerbte Tierhäute sieht man gefühlt überall. Aber nur fast.

Es gibt eine Gegenfraktion, die dem Leder entsagt. Allen voran Stella McCartney, die sich von jeher für Tierschutz einsetzt und Lederalternativen aus recyceltem Kunststoff anbietet. Das kommt gut an bei der immer größer werdenden Gruppe kritischer und veganer Konsumenten. Wird echtes Leder verwendet, können Fragen zur Herkunft oft nicht oder nur vage beantwortet werden. Bleibt abzuwarten, ob die Tierhäute dem Pelz in die Sperrzone politisch inkorrekter Materialien folgen und die Mode gänzlich auf Kunstleder und -pelz umsteigt. Dass Plastik ein nicht minder problematisches Material ist, bleibt dahingestellt.

Haut zeigen

In den Kollektionen der vergangenen Saisonen sieht man viele Stücke aus durchsichtigem Kunststoff und transparentem Mesh. Diese Entwicklung setzt sich fort. Cut-outs bei Gucci, Bastgeflechte bei Jil Sander, Spitze bei Loewe oder lose geknüpfte Netze bei Toga (siehe Foto) gewähren freie Sicht auf nackte Haut.

Mantel Toga, Hose Kenzo.
Foto: Stefan Armbruster

Das scheint wie gemacht für die Generation Instagram, die liebend gerne alles von sich preisgibt, zumindest mit dem passenden Filter. Aber Achtung: So manches Foto der freizügigen Stücke wird womöglich von Instagram und Co geblockt.

Violett

Als "Beerentöne" sind Lila und Violett Dauergäste in den Winterkollektionen, doch immer mehr Labels schlagen die Farben auch fürs Frühjahr vor, wie aktuell Valentino (siehe Foto), Louis Vuitton oder Balmain.

Kleid Valentino, Schuhe Célia Valverde, Handschuhe Dries Van Noten.
Foto: Stefan Armbruster

Die Farbe fasziniert die Menschen schon seit der Antike, als man sie noch mühsam aus Purpurschnecken gewann. Im Mittelalter trugen vor allem kirchliche Würdenträger Lila.

Auch die Frauenbewegung beanspruchte die Mischung aus Rot und Blau, welche männliche und weibliche Symbolik vereint, für sich. In den 1970er-Jahren wurde die lila Latzhose zum Erkennungszeichen der Feministinnen.

Muster

Mantel Prada.
Foto: Stefan Armbruster

Florale Muster in Frühlingskollektionen sind eines der größten Klischees der Mode, das auch diese Saison bemüht wird. Bei Marni sind Blumen in dicken Pinselstrichen aufgemalt, bei Prada Farne auf Mäntel (siehe Foto) und Röcke gestickt.

Chanel hingegen verarbeitet den eigenen Markennamen und das Setting der letzten Show zum Muster, Kenzo setzt auf Abstraktes. (Michael Steingruber, RONDO, 10.3.2020)

Overall Chanel.
Foto: Stefan Armbruster