Foto: UNICEF/UN0284179/LeMoyne

Trotz Fortschritten bei der Bildung gibt es kaum positive Entwicklungen bei der Gestaltung eines gleichberechtigten, weniger gewalttätigen Umfelds für Mädchen. Das zeigt ein neuer Bericht von Unicef, Plan International und UN Women, der unter dem Titel "A New Era for Girls" Bilanz über 25 Jahre nach der Frauenkonferenz von Peking zieht. Die Erklärung von Peking bildet die historische Grundlage für die Förderung der Rechte von Frauen und Mädchen.

Die Zahl der Mädchen, die nicht in die Schule gehen, ist laut Bericht in den letzten zwei Jahrzehnten um 79 Millionen gesunken. Die Wahrscheinlichkeit, dass Mädchen die Sekundarstufe besuchen, ist in den letzten zehn Jahren gestiegen. "Der Zugang zu Bildung ist nicht genug", sagt Unicef-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. Wahre Gleichheit könne es nur geben, wenn alle Mädchen vor Gewalt sicher sind, ihre Rechte frei ausüben können und in der Lage sind, gleiche Chancen im Leben zu genießen. Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist nach wie vor weit verbreitet. Im Jahr 2016 machten Frauen und Mädchen beispielsweise 70 Prozent aller offiziellen Opfer von Menschenhandel weltweit aus – meistens für den Zweck sexueller Ausbeutung. Darüber hinaus wurden rund 13 Millionen im Alter zwischen 15 bis 19 Jahren in ihrem Leben vergewaltigt.

Negative Trends für Mädchen

Mädchen sind heute in jedem Bereich einem alarmierenden Risiko von Gewalt ausgesetzt, sowohl online als auch im Klassenzimmer, zu Hause und in der Gemeinde. Dies führt zu physischen, psychischen und sozialen Folgen. Der Bericht stellt fest, dass Praktiken wie Kinderheirat und weibliche Genitalverstümmelung (FGM) weiterhin das Leben und die Möglichkeiten von Millionen von Mädchen weltweit zerstören und gefährden. Jedes Jahr werden zwölf Millionen Mädchen im Kindesalter verheiratet, und vier Millionen sind von FGM bedroht. Weltweit rechtfertigen Mädchen im Alter von 15 bis 19 Jahren das Schlagen von Ehefrauen ebenso häufig wie gleichaltrige Buben.

Der Bericht weist auch auf negative Trends für Mädchen in den Bereichen Ernährung und Gesundheit hin. Viele davon waren vor 25 Jahren noch unvorstellbar. So haben zum Beispiel die Globalisierung, die Verlagerung von traditioneller Ernährung auf verarbeitete, ungesunde Lebensmittel und die rasche Ausbreitung aggressiver, auf Kinder ausgerichteter Marketingtechniken zu einem verstärkten Konsum ungesunder Lebensmittel und zuckergesüßter Getränke geführt. Dies hat zu einer Zunahme von Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter beigetragen. Zwischen 1995 und 2016 hat sich die Häufigkeit von Übergewicht bei Mädchen im Alter von 5 bis 19 Jahren von 9 auf 17 Prozent fast verdoppelt.

Tod durch Schwangerschaft

In den letzten 25 Jahren ist die Besorgnis über die schlechte psychische Gesundheit gewachsen. Diese wurde zum Teil durch den übermäßigen Einsatz digitaler Technologien genährt. Selbstmord ist derzeit die zweithäufigste Todesursache bei jugendlichen Mädchen im Alter von 15 bis 19 Jahren. Nur an schwangerschaftsbedingten Umständen versterben noch mehr. Mädchen sind nach wie vor einem hohen Risiko sexuell übertragbarer Infektionen, einschließlich HIV, ausgesetzt. 970.000 heranwachsende Mädchen im Alter von 10 bis 19 Jahren leben heute mit HIV, verglichen mit 740.000 Mädchen im Jahr 1995.

Der Bericht fordert höhere Investitionen in Politik und Programme, die den Fortschritt für und mit Mädchen beschleunigen. (red, 4.3.2020)