Das OeAD Guesthouse Mineroom in Leoben ist nicht nur ein Passiv-, sondern auch ein Holzhaus. Die Bewohner dürften sich eher für den Fitnessraum als für den Energiestandard interessieren.

Foto: Konstantinov

Für viele ist das Studentenheim das erste Zuhause nach dem Auszug aus dem Elternhaus. Hier wird gelernt, es werden Freundschaften geschlossen und natürlich Partys gefeiert. Kurzum: Es ist ein zentraler Bestandteil des studentischen Lebens. Darum ist es so wichtig, dass sich Bewohner und Bewohnerinnen hier wohlfühlen.

Von der Ausstattung her spielen Studentenheime heute längst alle Stückln. Anstatt abgelebter Doppelzimmer gibt es schicke WG-Zimmer oder sogar Mikrowohnungen. Wie es mit dem Energieverbrauch aussieht, ist für die meisten Studierenden aber kein wichtiger Faktor bei der Wahl ihres Studentenheims.

Strom vom Dach

"Das war seit der Eröffnung 2015 vielleicht für eine Handvoll Studenten ausschlaggebend", erzählt Judith Kittelmann, Heimleiterin des Studentenheims Greenhouse von OeAD, ÖJAB und WBV-GPA in der Wiener Seestadt Aspern. Dabei ist das Greenhouse, in dem Kittelmann seit der Eröffnung selbst eine Wohnung unter dem Dach bewohnt, sogar ein Passivhaus. Ein Haus also, das so gut gedämmt ist, dass es theoretisch nicht einmal geheizt werden müsste. Der Strom im Greenhouse kommt von der Fotovoltaikanlage auf dem Dach, er kann in einer Batterie im Keller gespeichert oder an der Strombörse weiterverkauft werden.

Aber wie wohnt es sich im Passivhaus? Studierende erhalten bei ihrem Einzug eine kurze Information zum Passivhaus. Darin wird beispielsweise auf die automatische Belüftung hingewiesen. Ein Öffnen des Fensters ist also streng genommen nicht nötig. Eigentlich: Denn gelüftet wird natürlich trotzdem. "Ich glaube, dieses Bedürfnis ist in uns allen verankert", sagt Heimleiterin Kittelmann. Auf das Heizen könnten die Studierenden im Winter tatsächlich weitgehend verzichten, weil es in den Zimmern warm sei. Im Sommer heizt sich aber auch das Greenhouse auf – allerdings weniger als andere Gebäude, ist Kittelmann überzeugt.

Passivhaus in Holzbauweise

Ein Studierendenheim im Passivhaus-Standard gibt es auch in Leoben: Das OeAD Guesthouse Mineroom war bei seiner Fertigstellung 2016 das erste großvolumige Passivhaus in Holzbauweise. Hier haben knapp 200 Studierende Platz. Einer von ihnen ist der 20-jährige Lorenz Riegler. Ihn überzeugten bei der Wohnungssuche vorrangig die Holzoptik, der Fitnessraum und das Musikzimmer. Mittlerweile ist er auch vom Konzept Passivhaus begeistert. Auch er – ein Student der Werkstoffwissenschaften – muss im Winter seine Heizkörper kaum aufdrehen.

Strenge Vorschriften zum Wohnen im Passivhaus gebe es keine. Riegler lüftet maximal 15 Minuten am Stück. Und wenn er am Gang ein Fenster sieht, das länger offen steht, dann macht er es zu, damit das Gebäude nicht auskühlt. "Ich will das Konzept ja unterstützen", sagt er. "Es macht einfach keinen Sinn mehr, Häuser zu bauen, wenn man nicht darauf schaut, dass sie auch effizient sind."

Ein Winter im Passivhaus

Das OeAD-Gästehaus Molkereistraße im zweiten Wiener Gemeindebezirk war 2005 überhaupt das erste Studentenheim weltweit, das als Passivhaus errichtet wurde. Hier wohnen knapp 280 Studierende unter einem Dach. Der Italiener Marco Maria Statella lebt mit seiner Frau seit einem Jahr in einer Zwei-Zimmer-Wohnung im Dachgeschoß. Er findet das Wohnen im Passivhaus "fantastisch, weil die Temperatur im gesamten Gebäude immer gleich ist". Meist liege die Temperatur bei angenehmen 22 bis 23 Grad.

"Wir waren ein wenig nervös vor dem Winter in Wien", erzählt er im STANDARD-Gespräch, denn: "Wir kommen aus Sizilien, dort ist das Wetter ganz anders." Nun, am Ende eines – zugegebenermaßen überaus milden – Winters, ist das Paar aber vom österreichischen Wetter überzeugt.

Und vom Wohnen im Passivhaus sowieso. (Franziska Zoidl, 10.3.2020)