Taylor Tomlinson lässt sich in ihrem Comedy-Programm "Quarter-Life Crisis" auf Netflix eine Stunde lang über ein Lebensjahrzehnt aus.

Foto: Allyson Riggs/Netflix

Die Zwanziger, das beste Alter? Zehn Jahre, in denen man sich selbst kennenlernt, Entscheidungen fürs Leben trifft, so richtig erwachsen wird in einer Welt, in der alles möglich ist? Von wegen – sagt zumindest Taylor Tomlinson in ihrem Comedy-Programm Quarter-Life Crisis auf Netflix. Eine Stunde lang lässt sie sich darin über ein Lebensjahrzehnt aus, in dem sie an sich selbst den Anspruch stellte, alles auf die Reihe zu bekommen, nur um genau daran kläglich zu scheitern.

Tomlinson, selbst noch keine 30, erzählt von gescheiterten Beziehungen, einer aufgelösten Verlobung, enttäuschten Familien. Auch davon, dass sich das menschliche Gehirn (angeblich) noch bis zum 27. Lebensjahr entwickelt – und das dritte Lebensjahrzehnt deshalb die absolut falsche Zeit sei, um die Entscheidungen zu treffen, die man dann üblicherweise trifft: Haus, Ehe, Kinder.

Ihre Pointen sitzen zu hundert Prozent

Tomlinson sieht die Zwanziger als eine prägende Zeit für den Rest des Lebens. Oder wie sie es ausdrückt: "Das ist die Zeit, um Müll aus dem See zu fischen, bevor er zufriert."

Dabei liefert die Kabarettistin in einer Stunde Programm keine Pointe, die nicht zu hundert Prozent sitzt. Quarter-Life Crisis ist keine beißende Sozialkritik – allein deshalb, weil Tomlinsons Privilegien als weiße, finanziell gutgestellte Frau nur am Rande eine Rolle spielen.

In der unterhaltsamen Verzweiflungsrede werden sich wohl dennoch viele Menschen in ihren Zwanzigern wiederfinden. Und über das eigene Versagen mitlachen. Was bleibt uns schon anderes übrig? (Sebastian Fellner, 28, 5.3.2020)