Das Sumpfwallaby ist die weltweit einzige Spezies, deren Weibchen ohne Unterbrechung schwanger sein können.

Geoff Shaw (Uni Melbourne)

Frühling ist auch die Zeit der Fruchtbarkeit. Warum gerade Hasen (in Form der Osterhasen) zu einem besonderen Symbol dafür geworden sind, liegt auch an ihrem, nun ja, intensiven Fortpflanzungsverhalten: Feldhasen rammeln bereits wieder, bevor noch der Nachwuchs zur Welt gekommen ist. Bereits bis zu vier Tage vor dem Wurf kann eine Feldhasen-Eizelle schon wieder befruchtet werden, was in der Fachsprache "Superfetation" genannt wird. Diese befruchtete Eizelle nistet sich allerdings erst in die Gebärmutter ein, wenn der andere Wurf die Gebärmutter bereits verlassen hat.

Hormonelles Rätsel

Wie das hormonell möglich ist, harrt noch der wissenschaftlichen Klärung. Genau das ist aber beim Fortpflanzungsverhalten eines Tiers gelungen, das in Sachen beschleunigte Schwangerschaft ohne weiteres mit den Feldhasen mithalten kann. Es handelt sich dabei um das Sumpfwallaby, eine Beuteltierart aus der Familie der Kängurus, die auch wegen ihrer besonderen Reproduktionsweise nicht zu den acht Arten "gewöhnlicher" Wallabys gezählt wird, sondern eine eigene Gattung (Wallabia) bildet.

Das weibliche Sumpfwallaby verfügt nämlich nicht nur über zwei anatomisch vollkommen unabhängige Uteri – das tun andere Känguruarten auch. Das Einzigartige dieser Spezies ist, dass die Weibchen sich bereits einige Tage vor der Geburt erneut paaren und deshalb doppelt, aber zeitversetzt schwanger sein können.

Beweis mittels Ultraschall

Diese Erkenntnisse beruhten bislang allerdings nur auf indirekte Beobachtungen. Ein Forscherteam um Brandon Menzies (Uni Melbourne) legt nun im Fachblatt "PNAS" aber eindeutige Beweise für das besondere Fortpflanzungsverhalten der Sumpfwallabys vor. Konkret konnten sie mithilfe hochauflösender Ultraschallaufnahmen zeigen, dass die Weibchen für ein bis zwei Tage in jedem ihrer beiden Uteri jeweils verschieden alte Nachkommen tragen, also einen ganz jungen Fötus und einen etwas älteren.

Ultraschallaufnahme eines Sumpfwallaby-Embryos im Alter von 15 Tagen (der schwarze Kreis) mit den umgebenden Blutgefäßen (gelb und rot).
Foto: Thomas B. Hildebrandt

Die winzigen Babys kommen dann bereits nach einer rund 33- bis 38-tägigen Tragzeit zur Welt und werden in einem Beutel weitergetragen. Dort saugt sich das noch unreife Jungtier an einer Zitze fest und wird einige Monate lang gesäugt. Diese Auslagerung der Reifephase in einen Beutel macht es auch bei anderen Känguruarten möglich, dass Muttertiere bereits kurz nach der Geburt einen Eisprung haben und sich erneut paaren können.

Permanent trächtig

Beim Sumpfwallaby-Weibchen aber fällt der Eisprung – so wie bei den Feldhäsinnen – noch in die Schwangerschaft selbst, wobei sich beim Beuteltier die Trächtigkeit meist auf einen Fötus beschränkt. Im Unterschied zu den Feldhasen, deren Fortpflanzungszeit in Mitteleuropa auf Jänner bis Oktober beschränkt ist, gibt es bei den Sumpfwallabys keine Fortpflanzungszeiten. Sie sind mithin die einzige Tierart, bei der die Weibchen nach Erreichen der Geschlechtsreife permanent trächtig sein können. (Klaus Taschwer, 5.3.2020)