Die Meinl Bank wird abgewickelt, ihr Konkurs hat die Einlagensicherung ausgelöst. Etliche Verfahren sind offen.

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Aus dem Konkursantrag, den die Abwickler der früheren Meinl Bank (heute: Anglo Austrian AAB AG) gestellt haben, erschließt sich, dass es bei der Bewertung der Aktiva und Passiva zum Teil "erhebliche Unsicherheiten gibt". Die ehemalige Bank wurde vorige Woche, wie berichtet, mit Aktiva von 147,7 Millionen und Passiva von rund 245 Millionen Euro in die Pleite geschickt.

Laut Konkursantrag hatte die ihrer Lizenz verlustig gegangene Gesellschaft zuletzt 33 Dienstnehmer (plus drei karenzierte), die Miete im Haus am Bauernmarkt 2 in der Wiener City kostete zuletzt 60.000 Euro im Monat.

Finanz will Geld

Die Einlagen der Bank, die Julius Meinl V. zuzurechnen war, betrugen knapp 170 Millionen Euro, zudem scheinen unter dem Posten Passiva Finanzamtforderungen von 48 Millionen Euro auf – die sind freilich strittig, entsprechende Verfahren offen.

Abseits dessen gibt es etliche Gerichts- beziehungsweise Schiedsverfahren, in die die frühere Privatbank mit Geschäftspartnern verwickelt ist. Die laufen in aller Herren Länder, in denen die Wiener Privatbank unterwegs war.

Streit um Zahlung

Da droht der insolventen Gesellschaft laut Konkursantrag zum Beispiel die Zahlung von rund 29 Millionen Euro aus einem Streit mit der BSD Crown Ltd. Die BSD ist eine in Israel domizilierte und an der Londoner Börse notierte expansionslustige Gesellschaft, die im Lebensmittelvertrieb tätig ist.

Mit der Gazprombank wiederum verbindet die Anglo Austrian AAB die Auseinandersetzung um rund sieben Millionen Euro. Wie es dazu kam: Die damalige Meinl Bank fungierte im Rahmen eines Übernahmedeals rund um die in Malta beheimatete Plato Pharma Ltd. als Treuhänderin – die Transaktion ist dann aber gescheitert. Das lag in den Augen der früheren Meinl-Banker aber nicht an ihnen, weswegen man das Erfolgshonorar auch einbehielt. Die Gegenseite, Plato, sah das alles anders und stellte Rückforderungsansprüche – und die hat sie an besagte Gazprombank, eine der großen russischen Banken, abgetreten. Dazu läuft ein Schiedsverfahren.

Spur nach Nordkorea

Die Fäden der Geschäftsbeziehungen der wegen ihrer umstrittenen Geschäfte ins Visier der Aufsicht gelangten Bank reichten indirekt bis nach Nordkorea. Um 1,9 Millionen Euro dreht sich jedenfalls ein Verfahren mit der dortigen Gesellschaft Korea Ungum, mit der über die Zulässigkeit der Aufrechnung wechselseitiger Forderungen gestritten wird.

Neben – strittigen – Forderungen wie jenem Erfolgshonorar, das ein international tätiger Berater von der früheren Privatbank will, geht es auch um Geschäfte mit der Meinl Bank Antigua und 43 Millionen Euro. Diesen Betrag hatte die Meinl Bank Antigua bei der Meinl Bank Österreich eingelegt gehabt.

Fäden nach Antigua

Die Antigua-Tochter (sie spielte eine Rolle in der brasilianischen Korruptionscausa Odebrecht) wurde 2014 verkauft und wird seit 2017 liquidiert. Die Meinl Bank argumentiert nun in dieser Sache, sie habe die Forderung der Antigua-Gesellschaft aufgerechnet. Laut Konkursantrag ist die Bewertung des Risikos daraus aber "nicht möglich".

Zur Erinnerung: Rund um die Causa Odebrecht ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gegen einstige Meinl-Bank-Verantwortliche, für die die Unschuldsvermutung gilt.

Umgehungsgeschäfte

Offen ist auch ein Schiedsverfahren rund um ein sogenanntes Back-to-back-Geschäft, in dem es um elf Millionen Euro geht, die die Bank an eine Gesellschaft des russischen Geschäftsmanns Wladimir Antonow als Kredit vergeben hatte. Der hatte gegen ihn bestehende Sanktionen mittels Back-to-back-Deals und der von ihm kontrollierten litauischen Bankas Snoras umgangen.

Das Schiedsverfahren um die genannten elf Millionen hat die Meinl Bank 2019 verloren, laut Konkursantrag wurden die elf Millionen Euro aber (noch) nicht eingeklagt. Antonow, dem der britische Fußballklub Portsmouth gehörte, landete 2019 in Russland im Gefängnis. (Renate Graber, 5.3.2020)