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Der Lebenslauf wird von dem Onlinebewerbungsportal "zerlegt" und für den Recruiter in eine standardisierte Form gebracht. Deshalb sollte der Lebenslauf gut strukturiert sein.

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Den Trend zu Online-Bewerbungsportalen gab es bereits, aber mit der Datenschutz-Grundverordnung hat dieser richtig Fahrt aufgenommen. Unternehmen und Personalberater benötigen seit Mai 2018 eine ausdrückliche Zustimmung der Bewerber für die Weiterverarbeitung ihrer Daten. Laut Robert Koenes, Geschäftsführer der Iventa-Personalberatung, dürfen Bewerbungsunterlagen, die per E-Mail geschickt werden, nicht mehr ohne Weiteres angenommen werden. Eine einfache Lösung bietet ein Online-Bewerbungsportal, da durch das Anklicken eines Häkchens die Erlaubnis vom Bewerber schnell erteilt werden kann, sagt Koenes.

Dies macht in erster Linie den Recruitern das Leben einfacher. "Bewerber spiegeln uns oft zurück, dass die Portale der Unternehmen mitunter sehr mühsam sind. Es kann durchaus ein langer Weg sein, bis eine Bestätigungs-E-Mail über die erfolgreiche Dateneingabe im Posteingang des Bewerbers ist", sagt Koenes. Nicht nur die Beobachtung des Personalberaters zeigt die Schwächen der diversen Bewerbungsplattformen, sondern auch eine Umfrage der Jobplattform Hokify. Jeder zweite Befragte hat angegeben, bereits eine Onlinebewerbung abgebrochen zu haben, weil es zu kompliziert wurde. Die am häufigsten angegebenen Gründe sind der mühsame Upload von Bewerbungsunterlagen und das langwierige Ausfüllen von Formularen.

Durch den standardisierten Online-Bewerbungsprozess werden auch originelle Bewerbungen obsolet. "Bewerbungsvideos oder lustige Powerpoint-Präsentationen in die Unterlagen reinzupacken hat wenig Sinn. Man hat in den Tools höchstens die Möglichkeit, PDFs hochzuladen, die dann für Recruiter in ein Standardformat gebracht werden", beschreibt es Koenes.

Motivationsschreiben noch relevant?

Auch das Motivationsschreiben verliere für Bewerber und Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Dies sei einerseits der Internetkultur geschuldet und andererseits der mangelnden Qualität dieser Schreiben, meint Koenes. Bewerber sehen laut Koenes ein Online-Inserat und laden schnell einen Lebenslauf auf das Bewerbungsportal. Viele "Positionsschreiben", wie Koenes die Motivationsschreiben nennt, seien auch belanglos geworden und würden sich nicht auf die ausgeschriebene Position beziehen. Der Trend geht für Koenes eher dahin, Positionsschreiben von Bewerbern zu verlangen, wenn diese in die engere Wahl kommen. "Das löst manchmal bei Bewerbern Erstaunen aus, wenn man um das Schreiben bittet. Aber es gibt auch durchaus positive Reaktionen, weil man seine Position noch einmal deutlich klarlegen kann." Am besten geschehe das in einem einfachen und strukturierten Format, das zum Weiterlesen animiert, und in der Schriftart Arial in der Schriftgröße zehn bis elf mit einem Zeilenabstand von 1,5, empfiehlt der Experte.

Umso wichtiger werde der aussagekräftige Lebenslauf, um zu einem Gespräch eingeladen zu werden. Dieser werde von dem Online-Bewerbungsportal "zerlegt" und für Recruiter in eine standardisierte Form gebracht, beschreibt Koenes. Deshalb solle man in seinem Lebenslauf übersichtlich anführen, womit man sich beschäftigt hat, was man erreicht hat und welche Highlights es gab. Koenes rät dazu, bereits im Lebenslauf den Grund für den angestrebten Jobwechsel anzugeben. "Für Recruiter ist es interessant zu wissen, warum man bei früherem Jobwechsel den Arbeitgeber gewechselt hat oder aktuell wechseln möchte. Deshalb wird in Bewerbungsgespräch auch danach gefragt. Man kann somit bereits im Lebenslauf erwähnen, dass es entweder keine Entwicklungsmöglichkeiten gab, man ein Jobangebot bekommen hat und deshalb gewechselt hat oder die Firma sich aus dem Markt zurückgezogen hat."

Jobwechsel alle drei bis fünf Jahre?

Koenes räumt im Gespräch mit dem Mythos auf, dass man alle drei bis fünf Jahre den Arbeitgeber wechseln sollte: "Es gibt Menschen, die 20 Jahre in einem Unternehmen sind, aber unterschiedliche Jobs gemacht haben und sich weiterentwickeln konnten. Das muss man gut im Lebenslauf darstellen. Es zeugt von Kontinuität, Durchhaltevermögen und dass jemand motiviert ist, sich im Unternehmen weiterzuentwickeln. Wenn jemand jedoch 15 Jahre den gleichen Job gemacht hat, wird das im Bewerbungsgespräch sicher hinterfragt." Auffallend sei, dass in Lebensläufen das Geburtsdatum immer noch sehr prominent angeführt werde. "Es gibt durchaus Recruiter, die eine Bewerbung nicht lesen, wenn ein gewisser Jahrgang am Lebenslauf steht. Gerade für die Generation 50+ wäre wichtig, das Geburtsdatum weiter unten anzuführen", rät der Experte (Stefanie Leschnik, 6.3.2020)