Wenn in diesen Tagen die Mitgliederbefragung der SPÖ samt Abstimmung über die Parteivorsitzende anläuft, sollte dabei auch die Rolle der großen, starken Männer der österreichischen Sozialdemokratie entsprechend gewürdigt werden.

Es ist geradezu unterhaltsam zu beobachten, wie die einsame Frau an der Spitze die tonangebende Männerriege in der SPÖ mit ihrer Ansage, sie wolle die Parteimitglieder befragen, ob sie weiter als Vorsitzende gewollt sei, aus der Fassung gebracht hat. Noch dazu: Sie hat die Altvorderen nicht einmal gefragt, ob sie das überhaupt darf.

SPÖ-Parteichefin Pamela Rendi-Wagner.
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Die Parteichefin will es – nach all den internen Anfeindungen, Hinterhalten und Illoyalitäten – ein für alle Mal wissen: "Soll Pamela Rendi-Wagner Bundesparteivorsitzende bleiben?" Ja oder nein. Zudem sollen die rund 160.000 Parteimitglieder bewerten, welche politischen Themen sie für vordringlich halten, von der stärkerer Besteuerung von Millionären, einer Viertagewoche bis zu Fragen der Integration.

Klartext

Rendi-Wagner hat das virile Partei-Establishment mit ihrer eigenmächtigen Basisaktion jedenfalls in eine unangenehme Situation manövriert. Denn eine derartige Abstimmung an der Basis ist von oben nicht mehr steuerbar. Und so stellen sie sich allesamt, die ratlosen männlichen SPÖ-Granden von Wien, Burgenland, Niederösterreich bis zur Steiermark, kleinlaut vor die Kameras und eiern herum. Nein, sie wüssten noch nicht, ob sie Rendi-Wagner unterstützen werden. Das sei das alleinige Ding der "Pam".

Keiner der mächtigen Männer – abgesehen vom minder mächtigen Tiroler SPÖ-Chef, der für Rendi-Wagner votiert – war bisher Manns genug, Klartext zu reden. Sie alle machten Pamela Rendi-Wagner vor etwas mehr als einem Jahr mit einem 97,8-Prozent-Votum zur Vorsitzenden – nachdem sich ja sonst niemand aus ihren Reihen nach dem kläglichen Abgang Christian Kerns getraut hatte, die Partei zu führen. Warum stehen sie jetzt nicht mehr dazu und unterstützen ihre Chefin vorbehaltlos? Wenn sie jetzt anderer Meinung sind, dann sollen sie endlich mutig bekennen, dass sie Rendi-Wagner an der Spitze für politisch leichtgewichtig und nicht geeignet halten.

Was, wenn "Pam"gewinnt? Die "Ludwigs und Doskozils" sind verunsichert, weil sie alle nicht wissen, wie ihre Parteibasis wirklich tickt – da sie augenscheinlich selbst den Draht dorthin bereits verloren haben. (Walter Müller, 4.3.2020)