Als "Adolf Hitler der Führer", "Heinrich Gaserboy Himmler" und "Heinrich Himmler" soll ein FPÖ-Politiker auf der Spieleplattform Steam unterwegs gewesen sein. Dies zeigen Screenshots der Aktivisten von "FPÖ Fails" auf. Als Avatar soll der Jungpolitiker ein Porträt von Heinrich Himmler verwendet haben. Auf der Plattform finden sich zwei Profile, bei denen sein voller Name und der Wohnort im Zusammenhang mit "LordNesti" auftauchen. Diese Bezeichnung verwendet der Jungpolitiker auch heute noch in seiner Mail-Adresse.

Dieser Account soll von einem FPÖ-Jungpolitiker aus der Steiermark verwendet worden sein. Er ist Spitzenkandidat bei den anstehenden Gemeinderatswahlen.
Foto: Screenshot/Gamestandard

Mitglied einer Gruppe namens "Panzerdivision 57"

Der Jungpolitiker ist Spitzenkandidat bei den anstehenden Gemeinderatswahlen in der Steiermark am 22. März. Ob er sich nun zur Wahl stellen darf, ist fraglich. Wann die beiden Accounts erstellt wurden und ob diese tatsächlich von dem FPÖ-Mann stammen, ist unterdessen unklar. "LordNesti" ist aber Mitglied in zwei Gruppen, die 2014 erstellt wurden. Eine davon heißt "Panzerdivision 57", benannt nach einer Infanteriedivision der Wehrmacht. Eine telefonische Anfrage des STANDARD blieb bislang unbeantwortet.

Dieses Konto soll ebenso auf den Jungpolitiker zurückgehen.
Foto: Screenshot/Gamestandard

Schnell Profil überarbeitet und auf "privat" gestellt

Kurz nach dem Tweet von "FPÖ Fails" und dem Anruf des STANDARD wurden beide Profile übrigens überarbeitet und mit einem neuen Profilbild versehen. Zudem wurden die Accounts auf "privat" gestellt – auch sämtliche Pseudonyme, die in der Vergangenheit verwendet wurden, sind nicht mehr abrufbar.

Mittlerweile wurde das Konto auf "Privat" gesetzt und sämtliche Verweise entfernt.
Foto: Screenshot/Gamestandard

Politiker beteuert seine Unschuld

Gegenüber der Kleinen Zeitung beteuert der Politiker, dass er nicht Inhaber der beiden Accounts ist. "Das war ich nicht! Ich bin fertig, ich weiß nicht, wer das angelegt hat. Ich war es sicher nicht", betont der FPÖ-Spitzenkandidat gegenüber dem Medium. Er soll auf Steam nur ein privates Profil aufweisen. Ein Anwalt wurde laut der Landespartei bereits beauftragt. Auch der APA sagte der Politiker, dass es sich um "Unwahrheit handeln würde".

SPÖ fordert Konsequenzen

Der stellvertretende Landesgeschäftsführer der SPÖ Steiermark, Wolfgang Moitzi, meinte in einer Aussendung: "Und täglich grüßt der 'Einzelfall'." Fast kein Tag vergehe, ohne dass ein rechtsextremer "Einzelfall" bei der FPÖ auftauche. Moitzi forderte Konsequenzen: "Wenn sich der Vorwurf bestätigt, muss er die Kandidatur zurückziehen. Auch der Landesparteiobmann Mario Kunasek ist hier gefordert, schnell durchzugreifen und ihn aus der Partei auszuschließen. Ich gehe jedoch davon aus, dass es in der 'Dauerfallpartei' FPÖ wie üblich keine Konsequenzen geben wird. Kunasek beteuert ja stets, man habe mit Rechtsextremismus nichts zu tun. Diese Beschwichtigungsversuche sind völlig unglaubwürdig."

"Schmutzkübelkampagne" laut FPÖ

FPÖ-Landesparteisekretär Stefan Hermann sprach von einer Schmutzkübelkampagne, 17 Tage vor der Wahl: "Dabei schreckt man auch nicht davor zurück, sich die Unterstützung eines anonymen und linksextremen Hetzportals zu holen. Wir werden gegen sämtliche Beschuldigungen, die nach derzeitiger Faktenlage jeglicher Grundlage entbehren, juristisch vorgehen".

FPÖ-Bezirksjugendsprecher tritt zurück

Anderer Meinung ist hingegen Maximilian Fischl, Obmann des Rings Freiheitlicher Jugend in Hartberg-Fürstenfeld. Er legte mit sofortiger Wirkung all seine Funktionen zurück und beendete zugleich seine Mitgliedschaft in der FPÖ. "Solch ein Gedankengut lässt sich mit meiner Weltanschauung nicht vereinbaren und somit ist es notwendig ein Zeichen zu setzen", richtete der Jungpolitiker via OTS aus.

Rechtsextreme Parallelwelt auf Steam

Valve hat bei Steam schon länger mit einer rechtsextremen Parallelwelt zu kämpfen. Auf der Plattform tummeln sich etliche Accounts, die ihre Gesinnung offen zur Schau stellen können. Beliebt sind als Avatar Bilder aus der NS-Zeit sowie eindeutige Verweise in Usernamen auf Hitler, Himmler und Co. In Gruppen organisieren sich die User. Valve untersagt Hass in den eigenen Guidelines. Allerdings ging der US-Betreiber bislang zögerlich gegen derartige Nutzer vor. Kürzlich kündigte Valve allerdings an, dass man die eigenen Moderatoren besser schulen möchte. (Daniel Koller/APA, 5.3.2020)