Das Coronavirus hat den Verkauf von Desinfektionsmitteln und Schutzmasken in die Höhe getrieben.

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Spätestens seit das Coronavirus Europa erreicht hat, lässt sich sowohl online als auch offline Panik beobachten: Plötzlich steigen online die Preise für Atemschutzmasken um ein Vielfaches, Verschwörungstheoretiker tätigen faktenbefreite Behauptungen über die Herkunft oder die Auswirkungen oder versuchen diverse "Wunderheilmittel" zu verkaufen.

Für einen 24-jährigen Unternehmer aus dem deutschen Heidelberg ist die Panik wegen des Virus ein richtiger Goldschatz geworden. Wie der "Spiegel"-Ableger "Bento" berichtet, verkaufte der junge Mann bisher Alltagsartikel, angefangen von Oster- und Faschingsschmuck bis hin zu Mützen und Co. Im Jänner bemerkte er aber die steigenden Preise für Mundschutzmasken in China – und entschied sich dazu, sie selbst zu vertreiben.

20 Euro pro Stück

Dafür investierte Timo K. eine fünfstellige Summe, durchschnittlich zahlte er ungefähr 60 Cent pro Stück. Aufgrund der massiven Nachfrage, die aktuell aufgrund der umhergehenden Angst herrscht, verkauft er sie mittlerweile um über 20 Euro. Hierfür betreibt er einen eigenen Onlineshop, außerdem bietet er seine Artikel auf dem Amazon Marketplace an. Den wohl erfolgreichsten Geschäftstag seines Lebens habe er an dem Tag gehabt, an dem bekannt wurde, dass das Virus Deutschland erreicht hat.

Der Mann gibt an, durch die Panik Umsätze in Millionenhöhe zu generieren. Dass auch die Gewinne künftig so hoch sein werden, sei sehr wahrscheinlich – K. vergleicht das mit dem Verkauf von Drogen: "Das ist wie Drogenhandel. Ich weiß nicht, wie die Margen im Drogenhandel sind, aber so stell ich es mir vor", sagte er zu "Bento". Die Bewertungen seiner Produkte fallen auf den Plattformen aber mit teilweise weniger als zwei von fünf Sternen eher ernüchternd aus.

Wucher?

Ob es sich bei dem Vorgehen des Heidelbergers um Wucher handelt oder nicht, ist unklar – das käme auf den einzelnen Kauf an, erklärt Beate Gelbmann, Leiterin der Abteilung Klagen beim Verein für Konsumenteninformationen (VKI) gegenüber dem STANDARD. Für Wucher müsste ein auffallendes Missverhältnis zwischen Leistung und Gegenleistung bestehen.

Auch müsse Leichtsinn, Zwangslage, Unerfahrenheit und Gemütsaufregung beim Käufer bestehen. Besonders das sei speziell auf den Betroffenen bezogen. "Wenn der Käufer zum Beispiel eine Vorerkrankung hat und daher berechtigterweise mehr Angst vor dem Coronavirus, kann dies unter Zwangslage fallen. Oder aber bei einem bestätigten Fall im gemeinsamen Haushalt", sagt Gelbmann. Demnach müsste im Einzelfall entschieden werden.

Wie Mundschutzmasken richtig angezogen werden und was beim Niesen im Büro beachtet werden sollte, sehen Sie im Video.
DER STANDARD /musik Silly Intro by Alexander Nakarada

Hohe Nachfrage

Die Nachfrage nach Schutzmasken ist enorm – und das, obwohl die Masken keinen wirklichen Schutz bieten. Sie zu verwenden empfiehlt sich vor allem dann, wenn man selbst krank ist und andere Personen vor einer Tröpfcheninfektion schützen möchte. Ratsam ist vor allem, sich die Hände regelmäßig zu waschen.

Der US-Senator Edward Markey hat in einem offenen Brief Amazon dazu aufgefordert, Preistreiberei aufgrund des Virus auf seiner Plattform zu unterbinden. So wurde eine Schachtel mit kleinen Handdesinfektionsflaschen, die normalerweise um zehn Dollar verkauft werden, online um 400 Dollar gelistet, heißt es, ein Drittanbieter verlange gar 600 Dollar. Das Unternehmen hatte vergangene Woche mehr als eine Million Produkte gesperrt, deren Anbieter behauptet hatten, die Krankheit heilen oder vor einer Ansteckung schützen zu können. (muz, 5.3.2020)