An dem jeweiligen Ende des Spielfeldes stehen einander die Spielerinnen und Spieler der beiden Teams gegenüber. Ihre Trikots zieren Logo und Farbe des Vereins, die Sporthosen erinnern stark an Basketballshorts. Gleich geht es los. Auf der Wurfscheibe prangt das Symbol von einem der spielenden Klubs. Mit dem sogenannten Pull, dem ersten Wurf, wird diese so weit wie möglich über das 100 Meter lange Rasenstück geschleudert. Gespielt wird Ultimate Frisbee.

Tanzen in High Heels für mehr Selbstliebe
Ist es für viele schon schwierig, überhaupt in Stöckelschuhen zu gehen, lernt man bei "Heels 101", darin zu tanzen. In einem Wochenendworkshop (13. und 14. Juni – Ersatztermin wegen Coronavirus) am Usi Wien zeigt die Tänzerin und Choreografin Sabrina Zehetbauer das technische Einmaleins für das Gehen, Stehen und Tanzen in Heels. Am Ende trainiert man die erlernten Basics mit einer Choreografie.Was nach purer Sexyness aussieht, sehen die Tänzerinnen und Tänzer vielmehr als Möglichkeit, sich in ihrem Körper wohlzufühlen, ihr Selbstbewusstsein zu stärken und sich zu empowern. (set)
Foto: Fatih Aydogdu
Sport ohne Grenzen
In einigen Unisportinstituten gibt es spezielle Kurse für Studierende mit Behinderung. Zum Beispiel kann man am Usi Innsbruck Rollstuhlbasketball belegen oder Schwimmen für Menschen mit Behinderung. Am Usi Wien gibt es etwa den Blockkurs "Inklusive Tanzpädagogik" (9./10. Mai) für Menschen ohne und mit körperlichen, mentalen Behinderungen oder Sinnesbeeinträchtigungen. In Kooperation mit dem Verein Ich bin O.K. entwickeln die Teilnehmenden Körper- und Bewegungsgefühl, improvisieren oder tanzen mit Partnern.Gut zu wissen: Nicht alle Sportstätten sind vollkommen barrierefrei. Und: Es spricht auch nichts dagegen, einen herkömmlichen Kurs zu belegen. (set)
Foto: Fatih Aydogdu

Der Sport wurde 1968 von Schülern aus New Jersey auf dem Parkplatz ihrer Highschool erfunden und dann von ihnen in ihrer Zeit an der Uni weiterentwickelt – zu dem, was man heute unter Ultimate Frisbee kennt. Anfänglich verbreitete sich der Sport primär an US-Universitäten. Heute wird das relativ komplexe Spiel nicht ausschließlich, aber immer noch vorrangig von Studierenden und Alumni ausgeübt. Seit den 1980er-Jahren gewinnt der Sport auch in Österreich zunehmend an Popularität. Neben Hochschulen im ganzen Land, die den laufintensiven Teamsport als Usi-Kurs anbieten, gibt es 58 eingetragene Vereine mit 3.500 aktiven Spielerinnen und Spielern, die bei nationalen wie internationalen Turnieren und Meisterschaften antreten. Im Winter wird in der Sporthalle gespielt, im Sommer auf Rasen.

Parallelen zum Football

In seinen Grundzügen unterscheidet sich der Scheibensport nicht sonderlich von vielen anderen ballbasierten Teamsportarten. Die meisten Parallelen gibt es zum American Football. Es gibt zwei Endzonen, in denen einander zu Beginn sieben Spielerinnen und Spieler auf der sogenannten Line, dem Startpunkt eines jeden Spiels, gegenüberstehen.

Bei den Ultimate Frisbee Championships 2019 in Heidelberg flogen die Scheiben. Auch in Österreich gewinnt der Sport zunehmend an Bedeutung.
Foto: imago

Das angreifende Offense-Team versucht mit Pässen die Scheibe in die gegenüberliegende Endzone zu befördern. Ist man im Besitz der Scheibe, darf man sich nur im Sternschritt bewegen. Schafft es das Frisbee in die gegnerische Endzone, gibt es einen Punkt. Fällt es auf dem Weg dorthin zu Boden, wechselt das Offense-Team in die Defense – also in die Verteidigung.

Auf den Spuren Harry Potters
Quidditch ohne Zauberei – geht das eigentlich? Der passende Usi-Kurs zeigt, wie der Sport auch für Muggel bewältigbar ist. Mit einem Stock zwischen den Beinen laufen die Spielerinnen und Spieler dabei über das Feld und versuchen, einen Volleyball – einen Quaffle – durch die Ringe des gegnerischen Teams zu befördern und dadurch Punkte zu erzielen.Das Spiel ist vorbei, wenn der goldene Schnatz gefangen wurde. Da die Magie hierzulande fehlt, ist das kein fliegender Goldklumpen, sondern ein Spieler, an dessen Hosenbund ein Tennisball hängt. (ook)
Foto: Fatih Aydogdu
Training gegen viereckige Augen
Wer am Bildschirm arbeitet, nutzt nur 35 Prozent Wahrnehmungsmöglichkeiten der am Sehvorgang beteiligten visuellen Funktionen. Der Rest der Wahrnehmungsmöglichkeiten unseres Sehsinnes wird kaum oder gar nicht benötigt. Die Augen reagieren auf diese einseitige Überbelastung mit Sehstörungen.Im Seminar "Augentraining" (8. März) am Usi Wien lernt man, wie man seine Augen fit und beweglich hält – und erfährt, wie sich Sehgewohnheiten auf den Körper auswirken können. Geübt wird mit Augenklappe oder -binde. (set)
Foto: Fatih Aydogdu

Das geschieht aber auch bei einem Regelverstoß, etwa bei Körperkontakt mit anderen. Ein Foul wird aber nicht von einem Schiedsrichter oder einer Schiedsrichterin angezeigt: Ultimate Frisbee verzichtet auf externe Aufpasser. Stattdessen werden Regelverstöße selbst geregelt. So müssen beispielsweise Fouls eigenständig gemeldet werden. Die beiden direkten Gegenspieler müssen dann entscheiden, ob sie den Verstoß und damit den Verlust der Scheibe ans andere Team akzeptieren oder nicht. Können sich die Konkurrenten nicht einigen, werden weitere Spieler auf dem Feld miteinbezogen. "So wird das immer gut gelöst. Einen Schiedsrichter hätte ich noch nie benötigt", sagt die Jus-Studentin Iris Marko.

Die Spielregeln zu kennen und nach bestem Wissen und Gewissen anzuwenden ist Teil des sogenannten "Spirit of the Game". Er beschreibt den fairen und respektvollen Umgang mit dem gegnerischen Team und erhält auf Frisbee-Turnieren einen eigenen Preis. Dieser Umgang unter den Spielerinnen war für die gebürtige Salzburgerin Iris Marko auch die Motivation, die sie zum Ultimate Frisbee gebracht hat.

Aber auch davor war die 26-Jährige nicht untätig: Sie spielte Basketball und Fußball, doch empfand sie das Foulen und absichtliche Abdrängen anderer Spieler als unangenehm, erzählt sie. Auch für Patricia Lang, Volksschullehramtsstudentin in Graz, die davor keinen Teamsport regelmäßig ausübte, waren der Spirit und die Menschen hinter dem Sport der Grund, mit dem Sport zu beginnen.

Für den Spirit positiv bleiben

Lockt der Scheibensport also eine spezielle Klientel an, oder hat das Fairplay Einfluss auf den Menschen, der ihn ausübt? Björn Krenn, Sportpsychologe am Institut für Sportwissenschaften der Universität Wien, sieht einen "Transfereffekt" zwischen dem Verhalten im Sport und demjenigen abseits des Spielfeldes. Gerade das eigenständige Schiedsrichten verlange neben guter Regelkunde eine adäquate Reflexion des eigenen Verhaltens und des Verhaltens der Gegenspieler, da Verantwortung nicht abgeschoben werden kann.

Geschicklichkeit bei Kendama trainieren
Es muss nicht immer Laufen sein. Beim japanischen Spiel Kendama geht es nicht um Ausdauer, sondern um Geschicklichkeit und vor allem um Geduld.Das Spielzeug besteht aus einer Kugel, die ein Loch hat und durch einen Faden mit dem Griff verbunden ist. Auf dem Griff sind drei kleine sogenannte Teller. Das Ganze sieht ein bisschen aus wie ein Richterhammer. Ziel des Spiels ist es, die Kugel an der Schnur aus einer hängenden Position nach oben zu bringen und auf einem der drei Teller oder auf der Spitze zu fangen. Dazu lernt man Tricks. (ook)
Foto: Fatih Aydogdu
Selbstverteidigung mit koreanischer Kampfkunst
Judo, Karate oder Taekwondo kennt mittlerweile beinahe jeder. Hapkido ist eine traditionelle koreanische Kampfkunst, bei der die Selbstverteidigung im Vordergrund steht. Am Usi Wien hat das gelehrte Hapkido "nur noch bedingt mit dem zu tun, was ursprünglich unter Hapkido verstanden wurde", heißt es dort.Unverändert hingegen sei die Idee einer effizienten Selbstverteidigung, die es auch körperlich unterlegenen Personen ermöglichen soll, sich gegen vermeintlich überlegene Gegner zu behaupten. (ook)
Foto: Fatih Aydogdu

"Beim Sport lernt man viel. Dass man für den Spirit trotzdem positiv bleibt, auch wenn man sich gerade auf dem Feld ärgert, kann man sich auch fürs Leben merken", sagt Stefan Hartig. Der Oberösterreicher studiert Deutsch und Geschichte auf Lehramt und spielt regelmäßig für zwei Vereine.

Unterschiedlich wird allerdings die Frage beantwortet, ob sich der Spirit verändert, wenn die Spielsituation kompetitiver wird. Staatsmeisterschaften oder höhere Wettkämpfe werden als emotionaler beschrieben, den Regeln wird viel mehr Beachtung geschenkt als in "Spaßturnieren". Der Sportpsychologe Krenn vermutet, dass sich die Gewichtung des Fairplay möglicherweise verändere und die sportliche Leistung den höchsten Stellenwert einnehme, wenn man mit dem Sport Geld verdienen oder eine olympische Medaille gewinnen könne.

Sexismus auf dem Spielfeld

Neben reinen Frauen- und Männerteams wird auch gemischt gespielt. Bei Mixed-Turnieren muss eine gewisse Anzahl von Frauen auf der Line stehen. Zumeist spielen vier bis fünf Männer und drei bis vier Frauen einen Punkt.

Facebook-Gruppen wie "Womxn in Club Ultimate" vernetzen weibliche Spieler und werden von diesen auch oft als Ort genutzt, um ihre Erfahrungen mit Sexismus auf dem Spielfeld zu teilen. Viele erzählen dort, dass in Mixed-Teams Frauen unterschätzt oder seltener angespielt werden als Männer. "Das ist allerdings eher ein Teamphänomen und nicht abhängig davon, wie kompetitiv das Turnier ist", sagt die Steirerin Olivia Robin Thomas, die bei der Mixed-WM in Kanada 2008 und -EM in Kopenhagen 2015 für Österreich angetreten ist.

Der Sportpsychologe Krenn kann sich vorstellen, dass auch gewisse Trainingsregeln Turniersituationen verändern könnten. Etwa dass ein Punkt nur dann zählt, wenn eine Frau daran beteiligt ist. Um die Rolle der Frauen zu stärken, gibt es seit diesem Jahr eine sogenannte Gender-Rule. Die soll sicherstellen, dass in Zukunft Frauen und Männer gleich viel Spielzeit bekommen. (Katharina Nieschalk, 13.3.2020)