Haushalt, Job und Betreuung der Kinder. Die Mehrbelastung von Frauen spiegelt sich in deren Pensionshöhe nicht wider.

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Frauen haben beim Bildungsniveau und der Erwerbstätigkeit zwar aufgeholt, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bleibt aber Frauensache. Vor allem Frauen mit Kindern unter 15 Jahren sehen in der Teilzeit oft die einzige Möglichkeit, neben der Kinderbetreuung einer Erwerbstätigkeit nachzugehen. Laut Statistik Austria waren 2018 rund 73 Prozent der Frauen von 25 bis 49 Jahren mit Kindern unter 15 Jahren teilzeitbeschäftigt.

Das spiegelt sich freilich beim Einkommen wider: 2018 haben Frauen insgesamt brutto um 36,7 Prozent weniger verdient als Männer. Dieses Faktum schlägt auch auf die staatliche Pensionshöhe durch. Zwei Drittel der Frauen geben an, künftig nicht von der staatlichen Pension leben zu können, zeigt eine Studie der Raiffeisen KAG. Ein Viertel der Frauen gibt darin an, in der Pension bis zu 999 Euro zur Verfügung zu haben – hingegen nennen nur zehn Prozent der Männer diesen Wert. Nur vier Prozent der Frauen gehen davon aus, mehr als 2000 Euro an staatlicher Pension zu haben (zwölf Prozent der Männer), 35 Prozent der Frauen wissen gar nicht, welcher Betrag ihnen später zur Verfügung stehen wird.

Angst vor Verlusten

Eklatant ist der Unterschied im Hinblick auf die Vorsorgeprodukte. Nur 15 Prozent der Frauen geben an, in Wertpapiere veranlagt zu haben (Fonds, Aktien, Anleihen, Zertifikate), während 27 Prozent der Männer diese für ihre Altersvorsorge nutzen. Bei Frauen existieren nach wie vor mehr Ängste vor Verlusten (71 Prozent im Vergleich zu 62 Prozent bei Männern), ergibt eine Studie der Deutschen Börse. Zudem ist das Misstrauen gegenüber Aktienmärkten bei Frauen (66 Prozent) größer als bei Männern (61 Prozent).

Ein Grund dafür könnte sein, dass 71 Prozent der befragten Frauen "fehlendes Wissen" angeben (Männer 57 Prozent). "Im Hinblick auf die höhere Akademikerquote bei Frauen und den Erfahrungen in tausenden Kundengesprächen ist aber nicht davon auszugehen, dass das Finanzwissen bei Frauen objektiv wirklich geringer ist als bei Männern", sagt Petra Zehetleitner-Ruderer, Leiterin des Competence-Centers Veranlagen und Wertpapiere in der RLB Steiermark.

Goldene Regeln

Der Verband Financial Planners hat daher vier goldene Geldregeln für Frauen zusammengefasst:

·Unabhängigkeit Wer nach dem Motto "Mein Mann wird schon für mich sorgen" lebt, kann böse Überraschungen erleben. In Österreich wird fast jede zweite Ehe geschieden. Auch Schicksalsschläge sind keine Seltenheiten. "In solchen Fällen geraten viele Frauen in finanzielle Schwierigkeiten, weil sie sich nie eingehend mit dem Thema Geld beschäftigt haben", sagt Sonja Ebhart-Pfeiffer, Vorstandsmitglied des Verbands Financial Planners. Oft kann der gewohnte LebensStandard alleine nicht gehalten werden. Denn während die langfristige Finanz- und Anlagenplanung häufig Männersache bleibt, verwalten Frauen eher alltägliche Ausgaben. Sich mit den eigenen Finanzen auseinderzusetzen ist für Ebhart-Pfeiffer daher das oberste Gebot.

·Selbstbewusstsein Die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen klafft auseinander. Ein Indikator dafür ist der Equal Pay Day, der in Österreich heuer auf den 25. Februar fiel. Das heißt, dass Frauen an 56 Arbeitstagen kostenlos arbeiten. Hier sei Selbstbewusstsein gefragt: "Viele Frauen bringen nicht den Mut auf, nach einer Gehaltserhöhung zu fragen", sagt Ebhart-Pfeiffer. Größere Verantwortung oder gelungene Projekte sollten genutzt werden, um zu verhandeln.

·Mut Generell sieht Ebhart-Pfeiffer die Entwicklung von "Frauen und Geld" positiv. Das Bewusstsein für das eigene Vermögen und damit auch die Nachfrage für Finanzberatung steige. Das sei auch auf die Nullzinspolitik zurückzuführen, die auch viele Frauen veranlasst, Veranlagungen abseits des Sparbuchs zu tätigen. Zudem entstehen immer mehr Plattformen, die das Thema vorantreiben. Dass Frauen risikoaverser veranlagen, sei laut Ebhart-Pfeiffer nicht per se schlecht, "führt in extremer Ausprägung aber dazu, dass nur sehr niedrige Erträge erwirtschaftet werden, was einer inflationsbedingten Geldvernichtung gleichkommt", so die Expertin.

·Solidarität Kinderbetreuung und Teilzeit reißen ein Loch in das Budget von Frauen. Zudem würden – oft schon mit Eintritt der Schwangerschaft – Sparpläne für die eigene Altersvorsorge gestoppt. "Ein großer Fehler", sagt Ebhart-Pfeiffer. Hier sollten Väter einen Ausgleich schaffen und die Altersvorsorge-Sparpläne für die Frau übernehmen. Auch das Pensionssplitting sollte angedacht werden. (5.3.2020, Bettina Pfluger)