Das neun Hektar große Areal wird bis 2026 bebaut werden.

Foto: Putschögl

Visualisierung des neuen Stadtteils, links im Hintergrund die "Inventarhalle".

Visualisierung: ÖBB

Es ist das letzte noch unbebaute größere Areal beim Wiener Hauptbahnhof, aber das wird nun nicht mehr allzu lange so sein: Bis 2026 soll beim "Neuen Landgut" südwestlich des Wiener Hauptbahnhofs – das Dreieck zwischen Laxenburger Straße, Landgutgasse und Gleisanlagen – ein neuer Stadtteil mit etwa 1.500 Wohnungen für rund 3.000 Menschen entstehen.

50 Prozent gefördert

Konkret soll das rund neun Hektar große Areal zu 50 Prozent mit "leistbaren" Wohnungen bebaut werden, die andere Hälfte wird freifinanziert errichtet. Warum es nur ein 50-Prozent-Anteil des geförderten Segments werden soll und nicht zwei Drittel, so wie es die neue Wiener Bauordnung eigentlich vorsähe, erklärte Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) am Donnerstag bei einem Pressetermin damit, dass die Verhandlungen zwischen ÖBB und Stadt Wien schon lange vor dem Beschluss der neuen Bauordnung gestartet seien. "Ich bin froh, dass uns 50 Prozent gelungen sind", so Hebein. Ein Rahmenvertrag, ganz ähnlich einem städtebaulichen Vertrag, wurde geschlossen, der zahlreiche Verpflichtungen des Liegenschaftseigentümers ÖBB beinhalte.

So werden sich die ÖBB – konkret die ÖBB Infrastruktur AG – als Nächstes um die Sanierung etwaiger kontaminierter Bodenflächen kümmern, später aber auch beispielsweise bei der Verkehrsinfrastruktur des neuen Stadtteils mitzahlen, erklärt ÖBB-Infra-AG-Vorständin Silvia Angelo. Der Rahmenvertrag, der auch städtebauliche Qualitäten festschreibt, wird vom Gemeinderat beschlossen, gleichzeitig mit dem Flächenwidmungsplan. Letzterer geht nun in die öffentliche Auflage.

Gösserhalle und Inventarhalle sollen bleiben

Der Flächenwidmungsplan (beziehungsweise der dahinterstehende städtebauliche Masterplan) sieht den Bau von sechs Wohnblöcken mit mehreren Hochpunkten bis 35 Meter Höhe vor, aufgeteilt auf acht Baufelder. Die Bauplätze 1 und 2 direkt an der Laxenburger Straße (rund um die bestehende Tankstelle) wurden bereits vor längerer Zeit an einen privaten Entwickler verkauft, dazu gehört auch die bestehende Gösserhalle aus dem Jahr 1902. Diese soll ebenso wie die etwas ältere Inventarhalle erhalten bleiben, die Nutzung ist jeweils noch offen.

An der Ecke Laxenburger Straße und Landgutgasse wird ein "Gemeindebau Neu" entstehen, das steht laut Favoritens Bezirksvorsteher Marcus Franz (SPÖ) bereits fest. Daneben, in der Landgutgasse, ist ein neuer städtischer Bildungscampus mit unter anderem 30 Schulklassen und zwölf Kindergartengruppen geplant. Die Stadt investiert hier rund 75 Millionen Euro, gebaut werden soll ab Herbst 2021, die Fertigstellung des Campus ist für 2023 vorgesehen.

Ein Hektar Park in der Mitte

Geförderte Wohnungen sind dann noch auf den Baufeldern 4 und 12 direkt an den Gleisanlagen geplant, dazwischen – und ebenso in direkter Nachbarschaft zu den Gleisen – der freifinanzierte Wohnbau. In der Mitte entsteht ein kleiner, rund ein Hektar großer Park.

Bis auf die bereits verkauften Baufelder 1 und 2 ist die ÖBB Infra AG noch Eigentümerin des gesamten Areals, und sie wird wohl auch nicht alles davon verkaufen: Die Vergabe einiger Baufelder im Baurecht an Bauträger ist wahrscheinlich. Zunächst sind aber für die Bauplätze mit gefördertem Wohnbau Bauträgerwettbewerbe abzuhalten. Für die Bauplätze mit geförderten Einheiten ist der Grundstückspreis dann limitiert, die Flächen für freifinanzierten Wohnbau können an die Meistbietenden verkauft werden.

Erste Verwertungen ab Ende 2021

Ab Ende nächsten Jahres rechnet man bei den ÖBB mit den ersten Verwertungserlösen. Insgesamt können auf dem Areal rund 190.000 Quadratmeter an Bruttogeschoßfläche entstehen (inklusive dem Bildungscampus).

Was Bezirksvorsteher Franz besonders freut, ist, dass die Laxenburger Straße verbreitert und dann wieder – wie früher schon einmal – zur Allee wird. Die Tankstelle an der Laxenburger Straße wurde zu diesem Zweck bereits um einige Meter nach hinten verlegt.

Ausstellung im März

Früher befand sich auf dem etwa neun Hektar großen, dreieckigen Areal ein erstes Heizhaus für die damalige Gloggnitzer Bahn. Ab dem Zweiten Weltkrieg war hier ein Stützpunkt für Triebfahrzeuge des Wiener Südbahnhofes eingerichtet.

In der 1902 errichteten Gösserhalle, die seit ein paar Jahren als Event-Location dient, können noch am morgigen Freitag (16 bis 19 Uhr) die Pläne für die Neubebauung des Areals besichtigt werden, von 9. bis 27. März ist die Ausstellung dann in der Gebietsbetreuung in der Landgutgasse 2–4 zu sehen. Die Gebietsbetreuung veranstaltet im März außerdem einige "Grätzel-Spaziergänge". (Martin Putschögl, 5.3.2020)