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Wien – Ganz fertig ist die Studie zwar noch nicht, aber der Zeitpunkt kurz vor dem Frauentag verspricht mehr Aufmerksamkeit für das Problem benachteiligter Frauen. Schon am Donnerstag wurde daher eine neue Untersuchung zum Gender-Pension-Gap – also zur Kluft zwischen den Einkommen von Pensionisten und Pensionistinnen – vorgestellt. Wifo-Ökonomin Christine Mayrhuber und Sozialexpertin Ingrid Mairhuber von der Forschungsstelle Arbeitswelt (Forba) präsentierten die wichtigsten Ergebnisse.

Konkret verglichen wurden Menschen, die 2017 in Pension gegangen sind. Während die Männer 2231 Euro brutto monatlich erhalten, bekommen Frauen nur 1333 Euro. Das entspricht einem Pension-Gap von rund 42 Prozent. Im EU-weiten Vergleich ist das der viertgrößte Abstand zwischen den Geschlechtern.

Diskrepanz bei aktiven Erwerbsphasen

Die wesentlichen Ursachen dafür sind Zeit und Geld: Männer können im Schnitt 36 Jahre an Erwerbszeiten im aktiven Arbeitsleben verbuchen, Frauen nur 24 Jahre. Nur ein kleiner Teil dieses Unterschieds sei auf das frühere Pensionsantrittsalter von Frauen zurückzuführen, erklärte Mayrhuber. Stärker ins Gewicht fallen die Zeiten in Arbeitslosigkeit und vor allem für die Kindererziehung, die überwiegend von Frauen erledigt werde. Zwar erwerben Frauen auch in dieser Phase Pensionsansprüche, doch diese können die Lücke nur schmälern, nicht kompensieren.

Niedriglohn und Teilzeit

Was die geringeren Einkommen von Frauen während des Arbeitslebens betrifft, unterscheidet die Ökonomin wiederum zwei Faktoren. Zum einen ist der Niedriglohnsektor von weiblichen Arbeitskräften dominiert, was auch bei Vollzeitbeschäftigten zu einem Gehaltsgefälle führt. Zum anderen arbeiten Frauen häufiger Teilzeit als Männer. Daran lasse sich vor allem ablesen, dass sich die genderbezogene Schieflage zwischen bezahlten und unbezahlten Tätigkeiten bis ans Lebensende auswirke, sagt Forba-Expertin Mairhuber. Sie zeichnet in der neuen Studie für den qualitativen Teil verantwortlich und ist der Frage nachgegangen, inwieweit Frauen über ihre (künftige) Pension Bescheid wissen. Nicht allzu gut, wie Mairhuber nach 37 längeren Gesprächen mit Frauen "quer durch die Bevölkerung" feststellen musste.

Angst vor niedriger Pension

Obwohl das seit 2014 bestehende Pensionskonto für Transparenz sorgen soll, werden diese Informationen von Frauen kaum wahrgenommen. Wohl auch aus Angst, weil sie ahnen, dass für sie im Alter nicht allzu viel herausspringen wird. Auch über die Anrechnung von Kindererziehungszeiten und die Option des Pensionssplittings sind die Kenntnisse dünn gesät, berichtete Mairhuber.

Dass eine eklatante Lücke im Vergleich zu den Männern existiert, sei den Befragten hingegen allenthalben klar. Als Grund benennen die Frauen – im Einklang mit den Expertinnen – das Ungleichgewicht zwischen bezahlter und unbezahlter Arbeit innerhalb der Familie. Die Details aus dem Projekt werden in rund zwei Wochen publiziert. (ta, 6.3.2020)