Das Haus in der Plainstraße wird seit 50 Jahren von der Caritas genutzt. Die Stadt verpachtet das Gebäude um 1000 Euro im Jahr. Nun wird es entkernt, und neue Wohnungen für Frauen in Akutsituationen entstehen.

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Rund 50 Frauen protestierten bei der Landtagssitzung am Mittwoch gegen die Ausschreibung der Frauenhäuser.

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Salzburg – Rund 250 Frauen in Salzburg leben in ungenügenden, ungesicherten Wohnverhältnissen. Das heißt, sie sind nach einer Trennung oder Delogierung bei Bekannten untergekommen, leben in Provisorien, ungeeigneten oder überfüllten Räumen. Für diese wohnungslosen Frauen und Frauen in anderen Notsituationen wird es ab Herbst 2021 in Salzburg 34 leistbare Wohnungen geben.

"Es ist die Möglichkeit, sich aus belastenden Situationen zu befreien. Wir bieten ihnen Hilfe zur Selbsthilfe", sagt die stellvertretende Caritas-Direktorin Andrea Schmid. Die Caritas betreibt das Projekt und baut dafür das Haus in der Plainstraße 83, das zuletzt als Flüchtlingsunterkunft genutzt wurde, komplett um. Das Quartier wurde 2019 aus feuerpolizeilichen und technischen Gründen geschlossen.

Ab Herbst wird das 70 Jahre alte Haus entkernt, und es werden zwischen 30 und 34 Wohnungen mit je 30 Quadratmetern errichtet. Kostenpunkt: 2,9 Millionen Euro. Eine Million kommt aus der Wohnbauförderung, der Rest aus Eigenmitteln und Spenden. Das Haus stellt die Stadt seit mehr als 50 Jahren der Caritas für jährliche 1000 Euro zur Verfügung. Der Vertrag wurde bis 2050 verlängert.

Ort zum Stabilisieren

Offen steht das Haus für alle Frauen in Akutsituationen und ihre Kinder. Voraussetzung für eine Wohnung sei, dass sie sich selbst versorgen und die 380 Euro Miete bezahlen können. Die Übergangswohnungen sind etwa für jene gedacht, die nach dem Frauenhaus oder nach der Obdachlosigkeit ein neues Leben beginnen wollen. "Es ist ein Ort, wo die Frauen zur Ruhe kommen und sich stabilisieren können", sagt Projektleiterin Marion Lindinger. Sie werden von Sozialarbeiterinnen, Psychologinnen und Familienhelferinnen begleitet. Bleiben können die Frauen rund zwei Jahre, bis sie wieder auf den Beinen sind, sagt Lindinger.

Gefördert wird das Projekt durch das Frauenressort von Landesrätin Andrea Klambauer (Neos) mit 150.000 Euro jährlich. Am Mittwoch wurde die Landesrätin im Landtag mit ihrer geplanten Ausschreibung für die Frauenhäuser in Salzburg und Hallein konfrontiert. Rund 50 Frauen kamen schwarz gekleidet zum stillen Protest in die Landtagssitzung.

Ausschreibung kommt mit Verzögerung

Die FPÖ forderte in einem dringlichen Antrag einen Stopp der Ausschreibung. "Die langjährige Expertise der Leiterinnen und die bewährte Struktur und Autonomie der Frauenhäuser soll zerschlagen werden", kritisierte Landtagsabgeordnete Karin Berger. Auch die SPÖ stimmte für einen Ausschreibungsstopp. "Wenn die FPÖ einmal einen dringlichen Antrag zu Frauen und Frauenhäusern stellt, dann seien Sie sicher, der Hut brennt", sagte die rote Abgeordnete Karin Dollinger. Die SPÖ-Frauensprecherin der Stadt, Sabine Gabath, forderte Klambauer auf, ein Praktikum im Frauenhaus zu machen, und von Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP), einzugreifen.

Die Grünen, die sich bislang auch gegen eine Ausschreibung gestellt hatten, stimmten im Ausschuss jedoch mit ihren Regierungspartnern ÖVP und Neos. Das Resultat: Die Ausschreibung kommt, aber verzögert – nämlich erst, wenn die Expertenkommission damit befasst wurde. Gleichzeitig werde noch geprüft, ob eine EU-weite Ausschreibung notwendig ist. Die bisherigen Leiterinnen lehnen wie berichtet eine Beteiligung an der Ausschreibung ab. Caritas und Diakonie zeigen Interesse, sich zu bewerben. (Stefanie Ruep, 6.3.2020)