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Anita Dunn ist seit kurzem hauptverantwortlich für Joe Bidens Wahlkampf.
Foto: AP Photo/Susan Walsh

Lange galt es bei vielen US-Demokraten als sicher: Nur Joe Biden – Barack Obamas Vizepräsident 2009 bis 2017 und dessen Best Buddy im Weißen Haus – kann im Herbst 2020 Donald Trump besiegen. Niemand sonst.

Dann kam der Absturz in den Umfragen und das fast schon sicher scheinende Ende von Bidens Wahlkampf. Nach dem Vorwahldebakel in Iowa vor einem Monat war klar: Bidens Kampagne braucht Troubleshooting – und zwar schnell. Politikberaterin Anita Dunn war zur Stelle und startete durch.

Schon bisher erledigte Dunn Bidens Medienarbeit und coachte den Kandidaten vor Interviews und Debatten. Biden beförderte die 62-Jährige nun kurzerhand an die Spitze seines Wahlkampfteams und stattete sie mit Entscheidungshoheit in Strategie-, Budget- und Personalfragen aus – ohne aber seinen bisherigen Wahlkampfmanager Greg Schultz, 39, zu degradieren.

Diese Doppelspitze mag unkonventionell und potenziell friktionsreich sein, doch nach den jüngsten durchschlagenden Vorwahlerfolgen in South Carolina Ende Februar und nun beim Super Tuesday stellt diesen Schachzug kaum noch jemand infrage.

Washington-Profi seit 1970er Jahren

Dunns Karriere in Washington begann in den 1970er-Jahren, als sie im Weißen Haus zuerst für Jimmy Carters Kommunikationsdirektor Gerald Rafshoon und dann für Stabschef Hamilton Jordan jobbte. Später arbeitete sie im US-Kapitol für mehrere demokratische Senatoren, darunter den vormaligen Astronauten John Glenn. Im Team von Präsidentschaftsbewerber Bill Bradley lei tete sie 2000 die Strategieabteilung, wechselte dann aber zu Vizepräsident Al Gore, der den Wahlkrimi gegen George W. Bush verlor.

2006 wurde sie einem bis dahin eher unbekannten Senator aus Illinois empfohlen: Barack Obama. In seinem Wahlkampfteam verantwortete sie 2008 die Medienarbeit. Obama selbst zählte sie in seiner siegreichen Wahlnacht neben David Axelrod, David Plouffe und Robert Gibbs zu seinen wichtigsten Vertrauenspersonen.

Dunn – verheiratet, ein Sohn – verließ das Weiße Haus Ende 2009, ging dort aber auch später als Managing Director der Beraterfirma SKD Knickerbocker ein und aus. 2012 coachte sie Obama vor Medienterminen bei dessen Wiederwahlkampagne. Zu Biden besteht seit Jahren ein enges Vertrauensverhältnis. Ihr Comeback im Umfeld alter Obama-Freunde wurde laut New York Times intern bejubelt – und sorgte offensichtlich für Schwung im Biden-Wahlkampf. (Gianluca Wallisch, 5.3.2020)