Infolge des Coronavirus sind die Ankünfte von Gästen aus Asien auch in Österreich stark zurückgegangen. Die Stadthotellerie leidet zudem unter Absagen oder Verschiebung von Kongressen und Meetings. Betroffene Hotels sollen nun durch Haftungen der Republik rasch zu günstigen Überbrückungskrediten kommen.

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Bis vor zwei Wochen schien das Coronavirus für Österreichs Tourismus noch keine Ansteckungsgefahr zu haben. Das ist mittlerweile anders. Nicht nur Gäste aus China und Italien bleiben aus, wo sich besonders viele Menschen infiziert haben, sondern zunehmend auch aus anderen Regionen. Betroffenen Betrieben soll nun geholfen werden.

Eigentümergeführte Familienhotels und Gastrounternehmen, die am dringendsten Hilfe benötigen, sollten rasch Zugang zu vergünstigten Krediten bekommen, gaben Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) und Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer am Freitag bekannt. Die Haftung übernimmt die Republik, das Volumen ist vorerst mit 100 Millionen Euro begrenzt.

Hilfspaket

Beschlossen wird das Hilfspaket am Mittwoch im Ministerrat. Bis dorthin soll in Zusammenarbeit mit der Tourismusbank ÖHT, die mit der Abwicklung betraut ist, ein Kriterienkatalog für die Ansuchen erstellt werden. "Im Prinzip werden das Betriebe sein, die einen im Zusammenhang mit dem Coronavirus stehenden Umsatzrückgang von mindestens 15 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode haben", sagte ÖHT-Chef Wolfgang Kleemann.

Theoretisch sollte die Tür zu begünstigten Krediten übernächste Woche offen sein. "Wir bemühen uns um eine rasche, unbürokratische Abwicklung", sagte Kleemann. Ansuchenformulare sind ab Mittwochmittag auf der Homepage der ÖHT abrufbar. Der Zinssatz, der im Gespräch mit den Banken noch zu fixieren ist, sollte unter zwei Prozent liegen, sagte Kleemann, zumal sich die Banken aufgrund der Haftungsübernahme durch den Bund die Hinterlegung des Kredits mit Eigenmitteln ersparten. Die Gebühren – insgesamt 1,8 Prozent der Kreditsumme, bei 100 Millionen also maximal 1,8 Millionen Euro – übernimmt die Republik.

Mithilfe der Liquiditätsspritze sollen die von Einnahmenausfällen betroffenen Tourismusbetriebe in die Lage versetzt werden, ihren laufenden Zahlungsverpflichtungen nachzukommen und die Mitarbeiter möglichst im Unternehmen zu halten, sagte Wirtschaftskammerchef Mahrer.

Kritik von der Gewerkschaft

Während Vertreter der Hotellerie die Initiative als ersten wichtigen Schritt zur Unterstützung der Branche in schwierigen Zeiten begrüßten, kam Kritik von der Gewerkschaft. Berend Tusch, Vorsitzender des Fachbereichs Tourismus in der Vida, verwies darauf, dass Hotelketten keinen Zugang zu den begünstigten Krediten bekommen. Tausende Beschäftigte seien vom finanziellen Hilfspaket somit ausgeschlossen. "Sind Beschäftigte in Hotelketten weniger wert?", fragt sich Tusch. Hauptbetroffen von Stornierungen ist derzeit die Stadthotellerie. Aufgrund von Absagen oder Verschiebung von Kongressen sowie Firmenmeetings stehen viele Betten leer. Petra Nocker-Schwarzenbacher, oberste Touristikerin in der Wirtschaftskammer, hält einen Umsatzrückgang in der Branche von über das Jahr gerechnet zehn Prozent für realistisch, mit großen Unterschieden zwischen Regionen und Betrieben.

Besonders hart getroffen wurde ein Betrieb im Salzburger Untertauern. Das Vier-Sterne-Hotel wurde am Mittwoch behördlich gesperrt, weil ein Gast aus Köln positiv auf Corona getestet wurde. Alle Gäste sind mittlerweile abgereist, die Mitarbeiter stehen unter Quarantäne. Die Saison, die ohnehin nur vier Monate dauere, sei für den Betrieb gelaufen, sagte Kleemann. Das Hotel werde wohl unter den ersten sein, die einen Überbrückungskredit beantragen. (Günther Strobl, 6.3.3019)