Vor allem der Syrische Arabische Rote Halbmond ist ein Partner des IKRK vor Ort.

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Im Angesicht der offenen Seegrenze zwischen der Türkei und Griechenland präsentierte die österreichische Bundesregierung eine zweigeteilte Vorgehensweise: Auf der einen Seite wolle man die Grenze schützen und auf der anderen Seite vor Ort helfen. Vor Ort heißt in dem Fall Syrien, wo der Bürgerkrieg ins zehnte Jahr geht. Drei Millionen Euro – die größte Summe, die je aus dem Auslandskatastrophenfonds ausgezahlt wurde – sollen an das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) gehen, hieß es vonseiten der Regierung. Aber wie funktioniert so eine Spende, und welche Projekte profitieren davon?

Prinzipiell ist das IKRK seit dem Jahr 1967 in Syrien aktiv, seit dem Sechstagekrieg. Die Projekte veränderten sich, und aufgrund des lange andauernden Bürgerkriegs, in dem immer wieder aktive Kämpfe auftreten, ist Syrien mittlerweile die größte Operation des IKRS. Für das heurige Jahr geht die Organisation in Genf von einem Budget über rund 179 Millionen Euro aus. "Wir wissen, dass drei Millionen Euro ein wichtiger Beitrag für unsere Einsätze sind, und wir sind dankbar für jede Spende – egal wie groß oder klein sie ist –, doch bleibt der Bedarf an humanitärer Hilfe in Syrien groß", heißt es auf Anfrage in Genf.

Ministerrat entscheidet

Das Österreichische Rote Kreuz (ÖRK) informiert standardmäßig das Außenministerium in Wien über aktuelle Notlagen und Spendenaufrufe, sagt Andrea Reisinger, Leiterin der Abteilung Internationale Katastrophen und Krisen beim ÖRK. Dieses arbeitet schließlich Vorschläge an den Ministerrat aus, der wiederum darüber entscheidet, ob und wie viele Spendengelder aus dem Auslandskatastrophenfonds ausbezahlt werden.

Kommt es zu einer Zusage, schließen das ÖRK, die österreichische Behörde für Entwicklungszusammenarbeit (ADA) und das IKRK einen Vertrag. Wobei es dabei bereits Standardverträge gibt, die im Bedarfsfall herangezogen werden. Schließlich wird die vereinbarte Summe an das ÖRK überwiesen, das das Geld wiederum nach Genf weitergibt, wie Reisinger sagt. Die österreichische Regierung überlässt es dabei dem IKRK zu entscheiden, bei welchen Projekten der Finanzierungsbedarf am höchsten ist. Österreich legt nur das Land fest, in das die Spendengelder fließen müssen.

Unterschiede in den Gebieten

Im Moment braucht die Region rund um Idlib das meiste Geld – doch das kann sich im Fall von Syrien rasch ändern, wie Ingy Sedky von der IKRK-Delegation in Damaskus sagt: "Die Bedürfnisse im Land sind auch sehr unterschiedlich, denn es gibt Projekte in Regionen mit aktiven Kampfhandlungen und solchen, wo es um den Wiederaufbau geht." In Ersteren geht es vor allem darum, die vertriebene Bevölkerung mit dem Notwendigsten wie Essenspaketen, sauberem Wasser und medizinischer Hilfe zu versorgen. In den anderen Regionen stehen der Wiederaufbau von zerstörter Infrastruktur wie Wasserleitungen und -speichern, Elektrizität und Gesundheitseinrichtungen im Vordergrund.

Außerdem helfen die Mitarbeiter des Roten Kreuzes und des Syrischen Arabischen Halbmonds den Rückkehrern, ein eigenes Geschäft aufzubauen, um die lokale Wirtschaft wiederzubeleben. Die Gebiete müssten außerdem laut Sedky entmint und nicht explodierte Sprengkörper entschärft werden.

Für 2020 hat das IKRK – neben zuvor genannten – noch weitere Schwerpunkte formuliert. Dazu zählen der Kampf um Akzeptanz als unparteiische und neutrale Hilfsorganisation im Land oder auch der Betrieb des Feldspitals im Lager Al-Hol im Nordosten Syriens, unweit der Grenze zum Irak. Zudem steht das IKRK mit den syrischen Behörden weiter im Kontakt, wenn es um die Behandlung von Gefangenen und vor allem deren Gesundheitsversorgung geht. Und auch eines der Kernthemen des Roten Kreuzes, die Suche nach vermissten Familienmitgliedern, bleibt in Syrien wichtig. (Bianca Blei, 8.3.2020)