Die Zentrale der Casinos Austria bleibt weiterhin in Österreich. Wichtige Entscheidungen werden ab sofort zwischen Sazka und Öbag abgestimmt.

Foto: Casinos Austria AG

Rien ne va plus – die Verhandlungen und ebenso die Spekulationen rund um die Zukunft der Casinos Austria (Casag) haben ein Ende. Die österreichische Staatsholding Öbag und die tschechische Sazka-Gruppe haben sich geeinigt, wie mit den Unternehmensanteilen des Glücksspielriesen Novomatic verfahren werden soll.

Wie sich bereits Mitte der Woche abgezeichnet hatte, verständigten sich die beiden größten Aktionäre auf einen Syndikatsvertrag. DER STANDARD berichtete. Ein Elementarer Teil des Vertrags ist das "Österreich-Paket".

Die Sazka-Gruppe, schon länger wichtigster Eigentümer, wird künftig die Mehrheit an dem Unternehmen halten – hat aber gegenüber der Republik weitgehende Zugeständnisse gemacht. Mit dem Abkommen zwischen der Staatsholding ÖBAG und der Sazka-Gruppe soll wieder Ruhe ins Unternehmen einkehren.



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"Österreich-Paket"

Die Casinos-Zentrale und alle wesentlichen Geschäftsbereiche bleiben in Österreich, die Öbag darf sowohl Aufsichtsrats- als auch Vorstandschef nominieren, und die Arbeitsplätze bleiben erhalten. Das gaben Öbag-Chef Thomas Schmid und der Geschäftsführer der Sazka, Robert Chvátal, am Freitag im Rahmen einer Pressekonferenz bekannt. Auch die Sport- und Kulturförderung bleibe erhalten. Die Laufzeit des Vertrags beträgt 15 Jahre, Schmid deutete jedoch bereits eine Verlängerung des Vertrags an.

Künftig werde nicht der Streit der Eigentümer, sondern das Wohl des Unternehmens im Mittelpunkt stehen, sagte Schmid. Der Deal sei in der Aufsichtsratssitzung einstimmig beschlossen worden.

Enge Abstimmung

Bisher hielt die Sazka-Gruppe als größter Aktionär 38,3 Prozent der Anteile, die Öbag 33,2 Prozent und die Novomatic 17,2 Prozent. Novomatic will ihre Beteiligung an die Tschechen abgeben. Die Öbag hat ein Aufgriffsrecht, nimmt dieses aber nicht wahr. Stattdessen kommt es zur Abstimmung der Vorgangsweise der Staatsholding mit den Tschechen. Somit ist die Sazka-Mehrheit an der Casag so gut wie fix. Details zur Übernahme der Anteile gab Chvátal jedoch noch nicht bekannt.

Er kündigt aber ein langfristiges Engagement bei der Casag an. "Wir sind keine Private Equity-Firma, die einen baldigen Verkauf anstrebt. Wir erhoffen uns eine langfristige Wertsteigerung." Er sei überdies froh, dass das Thema Postenschacher nun vom Tisch sei und man sich auf die eigentliche Arbeit konzentrieren könne.

Schmid befand sich grundsätzlich in einer etwas verzwickten Situation. Hätte er das Aufgriffsrecht der Casinos-Aktien wahrgenommen, hätte er gute Antworten gebraucht, um diesen Schritt in Sachen Kosten und Sinnhaftigkeit zu rechtfertigen. Hätte er die Anteile der Sazka überlassen, wäre er wohl umgehend mit Vorwürfen konfrontiert gewesen, dem Verkauf der Casinos an die Tschechen tatenlos zuzusehen.

Börsengang

Ein potenzieller Börsengang der Casinos stand bis Freitagnachmittag ebenfalls im Raum. Die Öbag würde ihre Beteiligung dafür von einem Drittel auf ein Viertel senken und somit etwas Geld in die Staatskasse spülen. "Ein Börsengang muss gut vorbereitet sein und ist zum jetzigen keine gute Idee", sagte Schmid. Es sei eine langfristige Option, doch aktuell ginge es darum, Ruhe einkehren zu lassen und das Unternehmen weiterzuentwickeln.

Erfahrung mit Syndikaten

Derartige Vertragskonstrukte sind für die Staatsholding kein Neuland. Wichtige Entscheidungen und auch Personalfragen beim heimischen Energiekonzern OMV werden akkordiert mit Co-Aktionär Mubadala, dem Staatsfonds aus Abu Dhabi, getroffen.

Ähnlich sieht es bei der Telekom Austria aus, bei der die Öbag gemeinsam mit der mexikanischen Mehrheitsaktionärin América Móvil verbunden ist. Allerdings gab es stets Kritik, dass die Interessen der Republik bei der A1-Allianz zu kurz kämen. Dem wird entgegnet, dass mittlerweile sowohl Telekom-Chef Thomas Arnoldner als auch Aufsichtsratspräsidentin Edith Hlawati von den Österreichern nominiert wurden. (Andreas Danzer, Andreas Schnauder, 6.3.2020)