Das neuartige Coronavirus ist nicht nur ein Krankheitserreger unter vielen, sondern auch ein Seismograf dafür, wie wir mit potenziellen Bedrohungen umgehen, die wir noch nicht wirklich einordnen können. Forscher arbeiten mit Hochdruck daran, zu verstehen, wie das Virus in die Wirtszellen und damit in uns eindringt und wie Medikamente designt sein müssen, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen.

Zeitgleich forschen Wissenschafter an der effektivsten medizinischen Waffe gegen Sars-CoV-2, einem Impfstoff. Bis dieser fertigentwickelt ist, kann jeder mithelfen, die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Im besten Fall befolgt man die Regeln guter Händehygiene und läuft nicht zum Arzt oder ins Spital, wenn man glaubt, an Covid-19 erkrankt zu sein. Für den Zweifelsfall gibt es Telefonhotlines: Entweder 1450 oder 0800 555 621 wählen.

Viele besorgte Bürgerinnen und Bürger wollen sich aber zusätzlich schützen – selbstwirksam sein, wie es heißt. Auf der Suche nach Informationen, die die Angst schmälern sollen, stoßen viele Menschen auf unseriöse Inhalte und Mythen über das neuartige Coronavirus, die im schlechtesten Fall sogar gesundheitsschädlich sind. So wird etwa die verdünnte Chlorbleiche "Miracle Mineral Supplement" als angebliches Heilmittel gegen Covid-19 angepriesen. Im besten Fall wird einem davon schlecht, im schlimmsten Fall droht ein Leberschaden, sagte Gerald Gartlehner, Leiter von Cochrane Österreich, kürzlich im STANDARD-Interview. Auch die WHO hat auf diese Desinformationen reagiert und die größten Mythen rund um das neuartige Coronavirus zusammengetragen.

Mythos 1: Die Grippeimpfung schützt auch gegen Sars-CoV-2

Nein, denn Sars-CoV-2 ist ein gänzlich anderes Virus als die Influenza-Erreger. Allerdings ist es dennoch ratsam, sich gegen Grippe impfen zu lassen, da so zumindest das Risiko für eine derzeit weitere virulente Erkrankung deutlich reduziert wird.

Mythos 2: Über Briefe oder Pakete aus China kann man sich anstecken

Das stimmt höchstwahrscheinlich nicht. Noch ist unbekannt, wie lange Sars-CoV-2 auf unbelebten Oberflächen überleben kann. Die WHO geht aber davon aus, dass es auf diese Weise kein Ansteckungsrisiko gibt. Das österreichische Gesundheitsministerium betont außerdem, dass die rein theoretische Nachweisbarkeit eines Erregers infektionsepidemiologisch nicht unbedingt relevant sei. "Vielmehr ist das Erreichen der für eine Infektion notwendigen minimalen Infektionsdosis entscheidend. Diese ist für Sars-CoV-2 noch unklar."

Mythos 3: Das Einreiben mit Sesamöl verhindert, dass Sars-CoV-2 in den Körper gelangt

Auch hier ist die klare Antwort der WHO: Nein. Sesamöl ist zwar hilfreich in der Küche, schützt aber nicht gegen Viren. Um Sars-CoV-2 auf Oberflächen abzutöten, werden sogenannte einfach viruzide Desinfektionsmittel empfohlen.

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Knoblauch mag gegen Vampire helfen, gegen das neuartige Coronavirus ist er allerdings machtlos.
Foto: AP/KATHY WILLENS

Mythos 4: Knoblauch essen und Alkohol trinken hilft gegen Sars-CoV-2

Die WHO betont, dass Knoblauch ein gesundes Lebensmittel sei, es gebe aber keinerlei wissenschaftlichen Nachweis, dass die Inhaltsstoffe des Lauchgewächses gegen das neuartige Coronavirus wirken. Das Gleiche gilt für Alkohol. Weder das Trinken von Hochprozentigem noch das Einreiben damit hat irgendeine schützende Wirkung.

Mythos 5: Das Virus lässt sich durch die Bestrahlung mit einer UV-Lampe abtöten

Manche Viren, etwa die Influenza-Erreger, reagieren empfindlich auf UV-Strahlung. Ob das auch bei Sars-CoV-2 der Fall ist, weiß man noch nicht. Im Netz werden zahlreiche angeblich schützende UV-Lampen angeboten, die versprechen, Viren und Keime abzutöten. Die WHO warnt jedoch davor, Hände oder andere Hautpartien mit einer UV-Lampe zu "sterilisieren", da das zu Hautverletzungen führen kann.

Mythos 6: Mundwasser schützt vor einer Covid-19-Infektion

Auch dafür gibt es laut WHO keinerlei Hinweise. Manche Mundspülungen töten zwar bestimmte Mikroorganismen für einen gewissen Zeitraum im Mund ab, das heißt aber nicht, dass sie vor einer Ansteckung mit Sars-CoV-2 schützen.

Mythos 7: Regelmäßiges Spülen der Nase mit Kochsalzlösung verhindert eine Infektion mit Sars-CoV-2

Dazu gibt es keine Evidenz, heißt es vonseiten der WHO. Auch gegen Erkältungen schützt eine prophylaktische Nasenspülung nicht. Ist man bereits an einem Schnupfen erkrankt, kann eine Kochsalzlösung die Symptome etwas lindern.

Mythos 8: Antibiotika helfen gegen das neuartige Coronavirus

Nein, denn Antibiotika wirken nur bei bakteriellen Infektionen. Während einer viralen Erkrankung kann es aber auch zu einer bakteriellen Sekundärinfektion kommen. In solchen Fällen ist zu prüfen, welche Antibiotika zur Verfügung stehen.

Mythos 9: Händetrockner sind wirksam gegen Sars-CoV-2

Händetrockner sind keine effektive Maßnahme, um das Virus auf der Handoberfläche abzutöten. Nach dem gründlichen Waschen der Hände spricht aber nichts dagegen, einen Handtrockner zu verwenden, so die WHO.

Mythos 10: Mundschutzmasken sind ein wirksamer Schutz gegen eine Infektion

Die handelsüblichen Mundschutzmasken schützen nicht davor, sich mit dem Coronavirus anzustecken. Sie schützen in erster Linie das Umfeld des Trägers, nicht ihn selbst, heißt es vonseiten des Robert-Koch-Instituts (RKI). Mundschutzmasken verringern demnach begrenzt das Risiko der Weiterverbreitung, weil große Tröpfchen nicht übertragen werden können. Um sich vor einer Infektion durch Tröpfchen von Erkrankten zu schützen, sind nur spezielle Feinpartikelmasken geeignet, auch partikelfiltrierende Halbmasken genannt. Noch sieht das RKI keine Notwendigkeit, solche Masken zu tragen. Gründliches und regelmäßiges Händewaschen ist der beste Schutz. Die WHO rät zudem, Augen, Nase und Mund möglichst nicht mit den Händen zu berühren. (red, 7.3.2020)