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Mit Hilfe einer Türklingelkamera könne der örtlichen Polizei unter die Arme gegriffen werden. So wurde Anfang 2019 Ring in einem Promo-Video vorgestellt. Die Kamera filmt, der Nutzer kann das Video in der gleichnamigen App ansehen oder auch live sehen, was sich vor dem Objektiv tut. Wer Einsicht auf die Videos habe, soll der Nutzer selbst entscheiden können.

Mittels Datenanforderung wollte die "BBC" genauer herausfinden, welche Informationen im Laufe ihres Betriebs protokolliert werden. Zum Einsatz kamen eine Türklingelkamera der zweiten Generation sowie eine Indoor-Kamera.

Bis ins kleinste Detail

Die Datenschutzerklärung von Ring ist in einzelnen Punkten sehr vage formuliert. So sollen beispielsweise "Interaktionen auf der Webseite und der App" oder "Geräte-Eigenschaften" protokolliert werden. Ebenfalls speicherte die zu Amazon gehörende Firma wie oft und wie lange an der Tür geläutet wurde.

Der Datensatz, den die BBC erhielt, reichte vom 28. September 2019 bis zum 3. Februar 2020, also über etwas mehr als vier Monate. Darunter befanden sich 1.939 verschiedene Kameraereignisse und 4.906 App-Interaktionen. Ring soll Gesichts- und Körperformanalysen verwenden, um falsche Aktivierungen zu minimieren. Im erhaltenen Datensatz soll es dazu aber keinerlei Hinweise gegeben haben. Jegliche Bewegung aktivierte demnach die Kamera und wurde aufgezeichnet.

Protokolliert wurden auch jeder Start der App, jeder Zoom eines Videos und der Start sowie das Ende einer Live-Zuschaltung. Jede Aufzeichnung enthielt außerdem das Modell des Handys, das sich mit der Kamera verbunden hatte, die Betriebssystemversion sowie den Provider der genutzten Internetverbindung. Auch der Standort der Kameras war verzeichnet, wobei die Genauigkeit der Koordinaten ausreichend war, um sie einem Gebäude zuordnen zu können.

Die Spitze des Eisbergs

Datenschutzexpertin Frederike Kaltheuner erklärte in einem Gespräch mit der BBC, dass nicht nur die Daten an sich viel Preis geben, sondern die Schlussfolgerungen, die man daraus ziehen könnte. "Zu wissen wie oft und wie lang jemand anläutet kann Indizien geben zu welcher Zeit jemand daheim ist. Datenanforderungen zeigen uns nur die Spitze des Eisbergs an Daten, die die Firmen wirklich über uns sammeln."

Amazon und Ring arbeiten mit unterschiedlichen Data-Controllern – Beauftragte, die bestimmen, wie personenbezogene Daten verwendet werden. Die "BBC" fragte an, ob man jemals einen Austausch der Daten untereinander plane, um beispielsweise Amazon Lieferungen auf die durch Ring gewonnen Daten abzustimmen. Amazon lehnte die Beantwortung dieser Frage ab. (emko, 17.07.2020)