Bei einer Veranstaltung in der Hofburg zum Internationalen Frauentag begrüßte bzw. dankte Bundespräsident Alexander Van der Bellen seiner Frau Doris Schmidauer und Ex-Kanzlerin Brigitte Bierlein (links) mit asiatischer Geste.

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Das Coronavirus verändert in allen betroffenen Ländern die menschlichen Umgangsformen. Händeschütteln ist ziemlich out, die asiatische Grußgeste mit vor der Brust zusammengebrachten Handflächen gewinnt auch im Westen zumindest vorübergehend immer mehr Anhänger. Selbst Bundespräsident Alexander Van der Bellen bevorzugte zuletzt bei einem offiziellen Termin diese kontaktlose Geste, die in Indien Namaste genannt wird, in Japan Gasshoo und in Thailand Wai.

In der Küssernation Frankreich muss das äußerst beliebte Wangenküsschen derzeit eine Pause einlegen. Kurz vor den Gemeindewahlen wurde dazu aufgerufen, auf Bussi-Bussi zu verzichten, um das Risiko von Coronavirus-Infektionen zu minimieren. Selbst Präsident Emmanuel Macron, der sämtliche Termine außerhalb des Élysée-Palasts abgesagt hat, empfängt Gäste ohne "bise".

Der "Ebola-Shake"

Der Radiosender France-Inter listete alternative Begrüßungen auf – sie reichen von Kopfneigen über Hand aufs Herz bis zum Wortgruß mit festem Blick in die Augen. Weiters gibt es den "Ebola-Shake", dabei berühren sich nur die Ellbogen, und den "Footshake", einen kurzen Fuß- oder Beinkontakt. In der Hafenstadt Marseille ist im Wahlkampf verstärkt der Faust-zu-Faust-Gruß, aus den USA als Fist Bump oder Ghettofaust bekannt, aufgetaucht.

In Italien, dem in Europa am meisten von Coronavirus-Infektionen betroffenen Land, ist die Bevölkerung auch mit den strengsten Maßnahmen konfrontiert. Schulen und Universitäten wurden geschlossen sowie Großveranstaltungen abgesagt. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Piepoli befürworten 60 Prozent aller Italiener die von der Regierung verhängten Maßnahmen. Zwei Drittel der Bevölkerung haben zur Vorbeugung einer Ansteckung ihren Lebensstil bereits verändert. In den besonders schwer betroffenen Gebieten in Norditalien sind die Straßen leergefegt. Wer kann, arbeitet von zu Hause aus – auch deshalb, weil Kinder eben Zwangsferien haben und Betreuung brauchen.

Blog aus der Quarantäne

Natürlich ist Covid-19 längst auch in den sozialen Internetmedien viral gegangen. Blogger informieren über ihren Alltag in Quarantäne. Der junge Influencer Nil Monró aus Spanien, der sich derzeit im Universitätskrankenhaus von Barcelona befindet, updatet via Instagram nicht nur regelmäßig seinen (unspektakulären) Krankheitsverlauf, sondern appelliert auch an seine 55.000 Follower, keine Masken oder Desinfektionsmittel aus Spitälern mitgehen zu lassen. Außerdem kritisiert er rassistische Äußerungen in Zusammenhang mit infizierten Personen. Dafür erhielt der 22-Jährige bereits Anerkennung aus dem spanischen Gesundheitsministerium.

Lokale Hamsterkäufe gab es bereits in mehreren Ländern. In Polen hat ein Corona-Sondergesetz aber einen besonders starken Run auf Desinfektionsmittel in Drogerie- und Supermärkten ausgelöst. Laut Gesetz dürfen Pharmafirmen ihre Produkte nämlich nun nur noch an Apotheken und Krankenhäuser verkaufen. (Stefan Brändle, Michael Simoner, 6.3.2020)