Händewaschen ist eines der wirksamsten Mittel, um der Ausbreitung des Coronavirus entgegenzuwirken.

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Das Wichtigste in Kürze

  • 79 bestätigte mit dem Coronavirus infizierte Personen in allen Bundesländern.
  • Entwarnung an Wiener Schule.
  • Italien setzt weitere Maßnahmen: Einschränkungen an Gerichten; Reaktivierung von Ärzten im Ruhestand, mehr Personal und mehr Betten auf Intensivstationen; mögliche Ausweitung der Quarantäne in der Lombardei.
  • Italiens Chef des sozialdemokratischen Partito Democratico (PD), Nicola Zingaretti, nach eigenen Angaben an dem Coronavirus erkrankt
  • 21.000 nicht zertifizierte, geschmuggelte Mundschutzmasken ausgehoben.
  • ÖBB stellen Nachtzugverbindungen nach Oberitalien ein.
  • Direktflüge von und nach Südkorea, den Iran und die norditalienischen Flughäfen Mailand und Bologna gestoppt.
  • Die Bundesregierung gibt Mittel für die Kurzarbeit frei.
  • Gesundheitschecks an österreichisch-italienischen Grenzübergängen.
  • Zahl der Infektionen steigt in Südkorea unvermindert an.


Wien – Mit Freitagabend hat das Coronavirus nun alle Bundesländer in Österreich erreicht. Mit Stand Samstagnachmittag (17:00 Uhr) gab es 81 bestätigte Fälle: Wien (28), Niederösterreich (23), Tirol (7), Steiermark (8), Salzburg (7), Oberösterreich (7), Burgenland (4), Vorarlberg (1) und Kärnten (1). Insgesamt wurden bisher 4.308 Tests in Österreich durchgeführt.

Jüngst hinzugekommen sind fünf Fälle in Oberösterreich. Die Betroffenen waren in der selben Reisegruppe in Südtirol auf Skiurlaub wie ein erkrankter Mühlviertler, der schon am Donnerstagabend als erster in Oberösterreich positiv getestet worden war. Alle bleiben vorerst in häuslicher Quarantäne.

Entwarnung für Schule in Wien-Alsergrund

Entwarnung für eine Volksschule in der Galileigasse in Wien-Alsergrund: Zwei unter Coronavirus-Verdacht stehenden Lehrerinnen wurden negativ getestet. Das teilte Corina Had, Mediensprecherin der Wiener Berufsrettung, am Samstag mit. Damit findet der Unterricht am Montag ganz normal statt. Die beiden Lehrerinnen bleiben zur Sicherheit noch in häuslicher Absonderung. Diese Maßnahme gilt für 14 Tage.

Italien setzt weitere Maßnahmen

In Italien setzt man weiter Schritte, um die weitere Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen und stoppt einen Teil der Arbeit der Gerichte, zunächst für rund zweieinhalb Monate bis Ende Mai sollen zum Schutz der Menschen vor Infektionen Einschränkungen im Justizsystem möglich werden etwa bei Prozessen und anderen öffentlichen Terminen, wie die Regierung Samstag früh in Rom mitteilte. Prozesse zu nicht schweren Taten dürfen damit verschoben werden, wie Medien schrieben.

Außerdem hat die italienische Regierung Ärzte aus dem Ruhestand zurückgerufen. Diese Maßnahme ist Teil eines neuen Notprogramms, das bei einer bis in die Nacht dauernden Krisensitzung des Kabinetts beschlossen wurde.

Über 20.000 neue medizinische Kräfte

Demnach sollen 5.000 spezialisierte Ärzte sowie 15.000 Krankenpflegekräfte und weitere Helfer für das Gesundheitssystem eingestellt werden. Nach den Beschlüssen des Kabinetts soll in den kommenden Tagen zudem die Zahl der Betten in den Intensivstationen von 5.000 auf 7.500 erhöht werden. Derzeit befinden sich wegen der Lungenkrankheit Covid-19 in Italien 462 Menschen auf Intensivstationen. Italien ist in der EU das Land mit den meisten Infektionen. Im Kampf gegen die Epidemie hat die Regierung bereits mehrere drakonische Maßnahmen ergriffen. Unter anderem bleiben die Schulen und Universitäten des Landes bis Mitte März geschlossen.

Zwei Wochen nach Inkrafttreten der Quarantäne für elf Gemeinden der Lombardei und Venetiens, in denen der Infektionsherd lokalisiert wurde, prüft die Regierung außerdem, ob diese für 50.000 Personen ausgedehnt werden soll. Angesichts der zunehmenden Zahl von Infektionsfällen könnte die Sperrzone auf Teile der lombardischen Provinz Bergamo ausgedehnt werden. Das letzte Wort hat die Regierung in Rom. Am Samstag wurde bekannt, dass der Chef des sozialdemokratischen Partito Democratico (PD), Nicola Zingaretti, an dem Coronavirus erkrankt sei. "Auch ich habe das Coronavirus", sagt der Vorsitzende der in Italien mitregierenden Sozialdemokraten in einem auf Facebook verbreiteten Video. Er habe sich zu Hause selbst unter Quarantäne gestellt.

Geschmuggelte Mundschutzmasken sichergestellt

Bei der Anhaltung eines Reisebusses am Donnerstag in Wien stießen Zöllner unter anderem auf 21.000 Einmal-Mundschutzmasken. Das Fahrzeug eines türkischen Busunternehmens war schon in der Vergangenheit durch Mitnahme von Schmuggelwaren aufgefallen, berichtete das Finanzministerium am Samstag. Neben den Schutzmasken stellten die Zöllner 25 Kilo Fleisch, 1.200 Zigaretten und verschiedenen anderen Waren sicher. Angesichts der aktuellen Nachfrage hätten die Schmuggler Schätzungen zufolge aus dem Verkauf der Masken "mindestens 50.000 Euro Gewinn" lukrieren können, berichtete das Ministerium.

Die konfiszierten Einmal-Mundschutzmasken wiesen keine CE-Zertifizierung auf. Durch diese bestätigen Hersteller, dass das Produkt den geltenden europäischen Richtlinien entspricht. "Auch sonst konnte keinerlei Hinweis darauf gefunden werden, dass es sich um geprüfte Medizinprodukte handelt", hieß es in einer Aussendung des Finanzministeriums. Der Wiener Zoll hob Strafen ein und stellten die Waren sicher – die Fleischwaren wurden zerstört. Die Ermittlungen gegen das Busunternehmen "laufen auf Hochtouren", hieß es.

Kein wirksamer Schutz

Im Sinne der Produktsicherheit riet der Zoll grundsätzlich davon ab, Medizinprodukte auf ungeprüften, nicht kontrollierten Handelswegen zu beziehen. Die Risiken beim Kauf medizinischer Waren aus ungesicherten Quellen seien nicht zu unterschätzen. Die Nachfrage nach solchen Einmal-Mundschutzmasken ist angesichts der aktuellen Coronavirus-Situation ungebrochen. Selbst auf privaten Online-Marktplätzen werden Masken zum Verkauf angeboten.

Die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hält fest, dass Einmal-Mundschutzmasken kein wirksamer Schutz gegen Viren oder Bakterien sind, die in der Luft übertragen werden. Sie können aber beitragen, das Risiko der Weiterverbreitung durch "Spritzer" von Niesen oder Husten zu verringern. "Es kann davon ausgegangen werden, dass bei den aufgegriffenen, nicht zertifizierten Masken auch dieser Effekt nicht gewährleistet werden kann", betonte das Ministerium. Außerdem könne nicht geklärt werden, wo diese Masken unter welchen Umständen produziert wurden.

Weitere Maßnahmen zur Eindämmung

Die österreichische Bundesregierung hat am Freitag weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Infektion mit dem Coronavirus bekanntgegeben. Österreich stoppt kommende Woche alle Direktflüge von und nach Südkorea, den Iran sowie die norditalienischen Flughäfen Mailand und Bologna. Der komplette Stopp der Direktverbindungen sei bereits mit den Airlines und mit den italienischen Behörden abgesprochen, erklärte Kurz. Weiters wird es punktuelle Gesundheitschecks an den österreichisch-italienischen Grenzübergängen geben, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP).

ORF

ÖBB stellen Nachtzugverbindungen nach Oberitalien ein

Die ÖBB reagieren ebenfalls auf die Entwicklungen, und stellen ihre Nachtzugverbindungen nach Oberitalien ein. Betroffen davon ist der ÖBB Nightjet nach Mailand und jener nach Venedig. Aufgrund der verschärften Reisewarnungen für die Regionen Lombardei und Venetien werden darüber hinaus ab Samstag keine ÖBB-Zugbegleiter sowie im Auftrag der ÖBB tätiges Catering-Personal mehr in diese italienischen Regionen fahren. Ebenso eingestellt werde die InterCity-Busverbindung von Klagenfurt/Villach nach Venedig.

Die Tageszugverbindungen nach Bologna, Udine, Triest, Verona und Venedig bleiben laut ÖBB bis auf Weiteres aufrecht, da diese Züge auf italienischer Seite von italienischen Partnerbahnen geführt werden. Die ÖBB betonen in der Aussendung, dass Züge von und nach Italien einer zusätzlichen Reinigung und Desinfektion unterzogen werden. Zugverbindungen nach Bozen in Südtirol würden von den ÖBB ebenso weitergeführt wie bis auf weiteres der ÖBB Nightjet nach Rom. Die Auswirkungen auf Fahrgäste schätzen die ÖBB derzeit gering ein, da die Buchungslage für Züge nach Italien in den letzten Wochen deutlich gesunken sei.

Ein völliger Einreisestopp nach Österreich für Personen aus den stark betroffenen Ländern mit voller und partieller Reisewarnung wird es nicht geben, Grenzübertritte weiterhin möglich sein. "Wir haben uns bewusst entschieden, keine Grenzen zu schließen, sondern den Reiseverkehr drastisch zu reduzieren und damit das Risiko abzusenken", so Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne).

Deshalb werden von Drittstaatsangehörigen, die aus bestimmten Gegenden Chinas, aus dem Iran und Südkorea einreisen wollen, Atteste von Ärzten verlangt, die bestätigen, dass der Betreffende nicht mit dem Coronavirus infiziert ist, erläuterte Anschober. Diese Maßnahmen sind ebenso wie die Gesundheitschecks an den Grenzübergängen zu Italien für zwei Wochen zeitlich befristet. Dann soll evaluiert und entschieden werden, ob eine Fortsetzung erforderlich ist.

"Schwierige Situation"

Anschober, der am Freitag beim Gesundheitsministerrat der EU in Brüssel war, sprach von einer "schwierigen Situation, dass die Zahlen in Südkorea und Iran eine drastische Steigerung erfahren, und auch in der Lombardei sehr ernst zu nehmende Zunahmen zu verzeichnen sind". Weltweit gebe es mittlerweile 101.000 bestätigte Fälle und man gehe von einer erheblichen Dunkelziffer aus. Nach China ist Italien das Land mit den meisten Toten, 233 Menschen starben dort laut Behördenangaben. Der Iran hatte nach offiziellen Angaben am Freitag 124 Tote.

DER STANDARD /musik Silly Intro by Alexander Nakarada

Zahl der Infektionen steigt in Südkorea unvermindert an

Die Gesundheitsbehörden in Südkorea haben mehr als 480 neue Infizierungsfälle mit dem neuartigen Coronavirus gemeldet. Die Gesamtzahl der Menschen im Land, die bisher positiv auf Sars-CoV-2 getestet wurden, ist laut Behörden am Freitag auf 6767 gestiegen. Die Zahl der Todesfälle, die in Verbindung mit dem Virus gebracht werden, kletterte um zwei auf 44.

In keinem anderen Land außerhalb Chinas, wo die Lungenkrankheit Covid-19 Ende Dezember zuerst ausgebrochen war, wurden bisher mehr Infektionsfälle gemeldet. Südkorea hatte am 23. Februar die höchste Warnstufe für Infektionskrankheiten ausgerufen.

Die Mehrzahl der neuen Fälle wurde erneut in der südöstlichen Millionen-Stadt Daegu und der umliegenden Region erfasst. In Daegu wurde ein ganzer Wohnblock, in dem mehr als 140 Menschen leben, unter Gruppenisolation gestellt. Dort hätten sich laut Medienberichten 46 Bewohner angesteckt. Die größte Häufung gibt es in der Stadt unter Anhängern der christlichen Sekte Shincheonji-Kirche Jesu auf, die auch Verbindungen nach China hat. (APA, red, 7.3.2020)