Identitären-Chef Martin Sellner, eine kleine Gruppe Gleichgesinnter und ein großes Polizeiaufgebot am Dr.-Karl-Lueger-Platz am Samstag.

Foto: Der Standard/fmo

Wien – Im Wiener Resselpark vor der Karlskirche ist es am Samstag zu einem gewalttätigen Zwischenfall bei einer Kundgebung der Sozialistischen Jugend (SJ) gekommen: Rechtsextreme der "Identitären Bewegung" hätten einen SJ-Stand angegriffen, hieß es auf dem Twitterprofil der Sozialistischen Jugend.

Ein Sprecher der Landespolizei, Markus Dittrich, bestätigte gegenüber dem STANDARD, dass es zu einer Auseinandersetzung bei dem SJ-Stand am Resselpark kam. Der "Störer" sei von der Versammlung weggebracht worden. Es handle sich um eine Einzelperson, die nicht mit den Beamten kooperiere und deren politische Gesinnung nicht festgestellt werden konnte. Derzeit werde abgewägt, ob es zu einer verwaltungsrechtlichen Übertretung gekommen sei. Zudem sei bei der Auseinandersetzung auch Reizgas versprüht worden – von wem, war laut Dittrich zunächst noch nicht klar.

Gegendemonstration

Die Sozialistischen Jugend hatte sich im Resselpark zu einer Verteilaktion versammelt, um für den Weltfrauentag zu mobilisieren. Zudem war auch eine SJ-Aktion unter dem Motto "Gegen die Festung Europa und ihre Fans" für Samstagnachmittag geplant – eine Gegendemonstration, denn am Samstag sollte nahe dem Karlsplatz – unweit der griechischen Botschaft – auch eine Versammlung mit dem Namen "Solidarität mit den Verteidigern Europas" stattfinden. Dort wurden laut Polizei auch Mitglieder der rechtsextremen "Identitären Bewegung" erwartet.

Auf Twitter wurden unter anderem Fotos geteilt, auf denen Identitären-Chef Martin Sellner im Resselpark zu sehen war. Fotos auf Sozialen Medien zeigten zudem einen junger Mann, der Sellner begleitete, mit Pfefferspray. Und einen weiteren Mann, der von Polizisten festgehalten wurde, offenbar mit einem Taschenmesser. Sellner wetterte auf Twitter, er und seine Mitdemonstranten seien von "vermummten SJ-Demonstranten" angegriffen und beraubt worden.

Die SJ-Wien dementierte diese Darstellung umgehend: "Der Infostand im Resselpark war seit Anfang der Woche anlässlich des Internationalen Frauentags am Sonntag geplant. Zudem sind SJ-Demonstranten und SJ-Aktivisten grundsätzlich nie vermummt und waren es auch nicht im Resselpark", sagt Liliom Neidhart, der Landessekretär der SJ-Wien gegenüber dem STANDARD. Man sei von Rechtsextremen attackiert worden, deren Versammlung kurzfristig vorverlegt worden war. Am Samstagnachmittag werde der genaue Sachverhalt in einer Presseaussendung dargelegt – auch, ob rechtliche Schritte in Erwägung seien.

Anhänger von Rechtsaußen-Bewegungen am Samstag am Dr.-Karl-Lueger-Platz.
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Dr.-Karl-Lueger-Platz

Am Samstagnachmittag versammelten sich Sellner und eine Handvoll Gleichgesinnter dann unter großem Polizeiaufgebot am Dr.-Karl-Lueger-Platz am Wiener Ring. Dort kamen umgehend auch Gegendemonstranten zusammen, die antifaschistische Parolen riefen und gegen 15 Uhr in einer eindeutigen Überzahl waren. (fmo, 7.3.2020)