Dass ein Viertel der Delegierten gegen ihn stimmte, begründete Hofer mit einem "Riss" in der Landespartei.

FPÖ-Bundesparteiobmann Norbert Hofer übernahm am Samstag nach der Kampfabstimmung am Parteitag in Neudörfl die Führung der burgenländischen Landespartei. Anschließend hielt er fest, dass dies kein Anzeichen für einen langsamen Abschied von der Bundespolitik oder als Bundesparteichef sei. Dass ein Viertel der Delegierten gegen ihn stimmte, begründete er mit einem "Riss" in der Landespartei.

Sichtbar wurde dies nicht nur bei der Kampfabstimmung um den Parteivorsitz, sondern auch bei der Kür der Parteiobmann-Stellvertreter, bei der mit Alexander Petschnig nur einer von vier Kandidaten die 50-Prozent-Hürde schaffte.

Nach der Wahl Hofers, der sich mit 75,8 Prozent gegen Manfred Haidinger durchsetzte, hatten die Delegierten auch über die Stellvertreter des Parteichefs zu entscheiden. Aus einem Quartett – neben Ex-Landesrat Petschnig, dem ehemaligen FPÖ-Klubobmann Geza Molnar und dem Abgeordneten Christian Ries hatte nach der Niederlage gegen Hofer auch noch Haidinger erklärt, dass er antritt – schaffte es jedoch nur Petschnig.

"Schwierige Situation"

Der frühere Wirtschafts-und Tourismuslandesrat erhielt 87 von 142 gültigen Stimmen und wurde mit 61 Prozent zum Landesparteiobmann-Stellvertreter gewählt. Den übrigen versagten die Delegierten mehrheitlich die Zustimmung: Für Molnar votierten 49 Prozent (69 Stimmen), ebenso für Ries, der auf 70 Stimmen kam. Haidinger erreichte mit 65 Stimmen 45 Prozent. Bei der anschließenden Wahl von zusätzlichen Mitgliedern in den Landesparteivorstand blieben alle Kandidaten unter 50 Prozent.

Hofer hatte in Neudörfl selbst von einer "schwierigen Situation" in der Landespartei gesprochen. Der Parteiobmann zeigte sich zuversichtlich, dass es am Ende des Parteitages schließlich doch wieder eine "Aufbruchstimmung" gegeben habe. Dennoch werden Erinnerungen an frühere Parteitage der FPÖ Burgenland wach: 2013 hatten die Delegierten in Oberschützen dem damaligen Parteichef Johann Tschürtz – ohne Gegenkandidat – mit 71,4 Prozent das bis dahin schlechteste Ergebnis in seiner Zeit als Parteiobmann beschert. Tschürtz reagierte mit Umbesetzungen in der Parteiorganisation, ging zwei Jahre später bei der Landtagswahl 2015 wieder als blauer Spitzenkandidat ins Rennen und wurde Mitbegründer der rot-blauen Koalition.

Das Szenario einer Kampfabstimmung bot sich auch auf einem Sonderparteitag 2007 in Eisenstadt. Damals traten Tschürtz und der einstige FPÖ-Landesparteiobmann Wolfgang Rauter bei der Obmannwahl an. Rauter zog allerdings kurz vor der Wahl seine Kandidatur zurück und gründete bald darauf eine eigene Liste.

Gefährliche Konfrontation

2005 hatte es vor der erstmaligen Wahl von Tschürtz als Parteiobmann ebenfalls Diskussionen gegeben: Damals wurden von Delegierten sowohl Hofer als auch der spätere Klubobmann Manfred Kölly für eine Spitzenposition ins Spiel gebracht. "Es ist mir nicht wichtig, ob ich im Landtag bin oder nicht", sagte Hofer damals zu den Delegierten und mahnte: "Es wäre in dieser Situation zu gefährlich, es auf eine Konfrontation hinauslaufen zu lassen." Nach Vorschlag des damaligen Wiener FPÖ-Chefs Heinz-Christian Strache, der als Vertreter der Bundespartei nach Eisenstadt gekommen war, wurde schließlich eine offene Abstimmung durchgeführt, bei der Tschürtz von den Delegierten – bei einer Gegenstimme und vier Enthaltungen – zum Parteiobmann gewählt wurde. (APA, red, 8.3.2020)