Gigant des strukturierenden Anschlags: McCoy Tyner.

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Unverwechselbar war McCoy Tyners Klavierspiel durch den kräftigen Einsatz seiner linken Hand. Mit dieser legte der in Philadelphia geborene Pianist harmonisch solide Fundamente, auf deren Grundlage Saxofonist John Coltrane sich in schwindelerregende Höhen hinaufwagen konnte.

Tatsächlich gehörte Tyner von 1960 bis 1964 dem berühmten Quartett Coltranes an, gemeinsam mit Elvin Jones (dr) und Jimmy Garrison (b). Bereits davor hatte er die Fesseln des Bebop abgestreift und den Einfluss von Bud Powell und Konsorten überwunden. Im legendären Jazztet von Benny Golson und Art Farmer stach er als Jüngling durch sein kalkuliertes Spiel hervor. Später war es Tyner, der die wahnwitzigen Intervallsprünge von Eric Dolphy (Bassklarinette) erdete. Oder der es Coltrane ermöglichte, dass der seine "Sheets of Sound" auf Alben wie dem spirituellen "A Love Supreme" strukturiert hielt. McCoy Tyner schreckte in der Folge vor der kompletten Auflösung der harmonischen Grundlagen des Jazz zurück.

Auf seinen Soloaufnahmen wie "The Real McCoy" (1967) standen ihm mannschaftsdienliche Giganten wie Joe Henderson (Tenorsaxofon) zur Seite. Er nahm sowohl für Impulse als auch Blue Note auf und hielt die Fahne der afroamerikanischen Überlieferung bis zum Schluss hoch. McCoy Tyner starb jetzt 81-jährig in New Jersey. (Ronald Pohl, 8.3.2020)