"Wos macht a Nackerter im Hawelka?"–Arnold Schwarzenegger posierte 1975 oben ohne im Café und Horowitz hielt die Szene fest.
Foto: Michael Horowitz

Fast könnte man meinen, Michael Horowitz hatte zwei Leben: In seinem ersten ist er Fotograf, in seinem zweiten Journalist. Ein Entweder-oder.

Die fotografische Tätigkeit des 1950 in Wien geborenen Horowitz findet zwischen den 1960er- und 1980er-Jahren statt. Danach leitet er als Chefredakteur 25 Jahre lang das selbstgegründete Kurier-Magazin Freizeit, ruft 2002 gemeinsam mit seiner Frau einen Verlag ins Leben, schreibt Bücher sowie Drehbücher. Okay, vielleicht hat Michael Horowitz auch mehrere Leben.

Eine kleine Ausstellung in der Wiener Albertina zeigt jetzt etwa 50 seiner Schwarz-Weiß-Fotografien und so eine Auswahl aus diesem Lebensabschnitt. Die Porträts lesen sich wie ein Who’s who der Wiener Kulturprominenz. Persönlichkeiten wie Christian Ludwig Attersee, Arnulf Rainer und Udo Proksch hängen da nebeneinander. Friederike Mayröcker sitzt in ihrem Büchermeer und Peter Weibel nackt auf einem Stuhl. Auch Helmut Qualtinger ist darunter, mit ihm wächst Horowitz im selben Gemeindebau auf.

Wiener Zeitdokumente

Schon während seiner Schulzeit beginnt er zu fotografieren. Als 18-Jähriger besucht Horowitz die österreichische Künstlerin Kiki Kogelnik in New York und begleitet sie dort tagelang. Das intime Verhältnis zu den abgelichteten Menschen sowie umgekehrt das Vertrauen, das jene Horowitz entgegenbringen, ist die Essenz der Bilder. Trotzdem deuten diese fotografischen Beobachtungen schon auf sein späteres Handwerk hin:_Horowitz denkt bereits journalistisch, sucht in den Gesichtern seiner Protagonisten nach Antworten, scheint ein Gespür für den Zeitgeist zu haben.

Dies lässt sich allerdings weniger an den Fotos der vielen international bekannten Persönlichkeiten wie Arnold Schwarzen egger, Hildegard Knef oder Andy Warhol ablesen als an seinen die damalige Zeit dokumentierenden Gesellschaftsbildern. Fotografie und Journalismus vermischen sich zunehmend.

Bussi-Bussi und gesellschaftlicher Aufbruch

So hält Horowitz die Kundgebung nach dem tödlichen Attentat auf den Antifaschisten Ernst Kirchweger fest. Gibt im Auftrag des Magazins Der Spiegel verstörende Einblicke in die umstrittene Kommune um den später verurteilten Wiener Aktionismus-Künstler Otto Muehl. Und porträtiert die Bewegung der Art brut, zeigt Künstler aus Gugging, die in der Nervenheilanstalt angehalten werden zu malen.

Neben den Größen der Wiener Bussi-Bussi-Gesellschaft waren es Momente des Aufbruchs, die Horowitz mit seiner Kamera festhielt. Dann begann sein zweites Leben.