Regelmäßig die Hände waschen, in die Ellenbeuge husten und bei Symptomen, die auf eine Infektion mit Sars-CoV-2 hindeuten, zu Hause bleiben: In Österreich sind die Aufforderungen an die Bevölkerung überschaubar. Andernorts wird Körperkontakt vermieden oder gehamstert.

Innenminister Horst Seehofer (rechts) verweigerte Kanzlerin Angela Merkel (Mitte) das Händeschütteln.
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Deutschland reibt die Ellenbogen

Man reibt jetzt in Deutschland zur Begrüßung die Ellenbogen aneinander. Denn dass Händeschütteln out ist, hat Innenminister Horst Seehofer (CSU) demonstriert. Seehofer verweigerte aus Sorge vor einer Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus Kanzlerin Angela Merkel den Handschlag und wurde dabei gefilmt. Den täglichen Stand an Covid-19-Erkrankungen erfahren die Deutschen vom Robert Koch-Institut. Aktuell sind es knapp 800, davon 373 alleine in Nordrhein-Westfalen. Dorthin solle man nur noch fahren, wenn es nötig ist, sagt der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Schüler müssen in Quarantäne, in Berlin jetzt auch Polizisten. Wer einkaufen gehen kann, hamstert vor allem WC-Papier und Nudeln.

Spahn empfahl zudem am Sonntag, dass Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern vorerst abgesagt werden. Davon könnten unter anderem Bundesligaspiele, Messen und große Konzerte betroffen sein.

Birgit Baumann aus Berlin

Die Franzosen bunkern sich ein – sie setzen auf Internetshopping und Home-Office.
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Keine Bussis in Frankreich

Die Franzosen igeln sich von neuem ein. Schon in der Gelbwestenkrise vor gut einem Jahr war das so. Dann blieben sie auch in den wochenlangen Streiks gegen die Rentenreform zu Hause und praktizierten das Internetshopping sowie das "télétravail" (Home-Office).

Dazu kommt jetzt das Distanzhalten: Viele Bürger verzichten auf das Händeschütteln und "la bise" (Wangenküsschen). In einem Land mit spontanem Körperkontakt ist das ein massiver Eingriff. Massiver als etwa die Absage des Pariser Halbmarathons oder die tageweise Schließung des Louvre. Und seltsam ist es – je wärmer die Jahreszeit wird, desto mehr Handschuhe tragen Bahn- und Metrobenützer.

Die anderen reiben sich die Hände mit Desinfektionsgel. So häufig, dass die Regierung den Apotheken nun erlauben musste, solches Gel im Hinterzimmer selber herzustellen. Die Rohstoffe dazu sind landesweit noch vorhanden, offenbar fehlen jedoch die Plastikflakons.

Stefan Brändle aus Paris

Gründliches Händewaschen und so lange, wie zwei "Happy-Birthdays" dauern, empfiehlt Großbritanniens Premier Boris Johnson.
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Großbritannien rationiert

Freie Plätze in der U-Bahn, weniger Andrang in Restaurants und Theatern, Rekordverkäufe von Gesichtsmasken und Handgels – auch in Großbritannien haben 209 bestätigte Coronavirusfälle sowie die ersten beiden Toten den Alltag verändert. Am Sonntag teilten die Supermarktketten Tesco, Asda und Morrisons mit, sie hätten den Verkauf von Flüssigseife, Konserven und Haltbarmilch nun rationiert. Dazu trugen auch Berichte bei, wonach Desinfektionsmittel auf Ebay mit Preisaufschlägen von mehr als 2600 Prozent angeboten werden.

Premier Boris Johnson hat die Bevölkerung zu häufigem und gründlichem Händewaschen aufgefordert. Und zwar "so lang, wie es dauert, zweimal Happy Birthday zu singen". Viele Schulen haben ihre Klassenfahrten auf den Kontinent, vor allem nach Italien und Frankreich, abgesagt; von Schließungen der Bildungseinrichtungen ist aber einstweilen nicht die Rede.

Warten müssen James Bond-Fans. Der Filmstart wurde vom 2. April auf den 12. November verschoben. Laut britischen Medien ist der Schritt eine Reaktion auf die Coronavirus-Epidemie.

Sebastian Borger aus London

Leere Gassen und gesperrte Geschäfte findet man in Israel vor.
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Israel geht auf Abstand

Jene, die aus Deutschland, Frankreich, Österreich, der Schweiz und Spanien einfliegen, müssen sich seit letztem Freitag bei der Einreise nach Israel zu einer zweiwöchigen Heimquarantäne verpflichten. Ausländer, die keine eigene Wohnung in Israel nachweisen können, werden abgewiesen. Dieselbe Regelung galt zuvor schon für Reisende aus Italien sowie mehreren asiatischen Ländern, darunter China und Thailand.

Internationale Konferenzen und Großveranstaltungen ab 5000 Teilnehmern wurden bereits verboten. Bars und Restaurants im Herzen der israelischen Partymetropole Tel Aviv füllen sich zwar weiterhin zuverlässig in den Abendstunden, doch manche Gaststätten in weniger zentralen Gegenden ziehen deutlich geringere Besucherzahlen an als üblich. Manche Firmen ermutigen ihre Mitarbeiter zur Heimarbeit.

Außerdem meiden viele Veranstaltungen, bei denen es zu Körperkontakt kommt. Wenn man sich trifft, verzichten viele auf Küsschen, Umarmungen und Händeschütteln. Die Empfehlung dazu kam von ganz oben: Israels Premierminister Benjamin Netanjahu riet den Bürgern, sich den indischen "Namaste"-Gruß anzueignen, wobei die Handflächen vor der Brust aneinanderlegt werden. Zudem erwägt die Regierung erweiterte Ferien für Schulen und Unis.

Mareike Enghusen aus Tel Aviv

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In Hongkong gehören die Schutzmasken zum Alltag. Auch bei Konzerten.
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Schutzmasken begleiten in Hongkong

Viele Eltern in Hongkong sind fertig mit den Nerven. Seit Wochen sind die Schulen nun schon geschlossen. "Ein Siebenjähriger sitzt ja nicht ruhig vor dem Bildschirm und hört dem Lehrer zu", sagt ein Vater. "Man muss ihn ja trotzdem alle 15 Minuten kontrollieren." Hongkong leidet unter der Coronaviruskrise schwer: Die Stadt lebt vom Tourismus und Einzelhandel, beides ist massiv eingebrochen. Der Flughafen ist leer, die Hotelpreise sind im Keller, und die wenigen Gäste müssen sich beim Eintreten Fieber messen lassen. Atemschutzmasken gehören zum Alltag, genauso wie Handdesinfektionsmittel.

Im Gegensatz zum Festland, wo das öffentliche Leben zum Erliegen gekommen ist, geht die Stadt allerdings relativ gelassen mit der Coronaviruskrise um.

Philipp Mattheis aus Hongkong

Seit in Johannesburg der erste Coronavirusfall gemeldet wurde, sind Hygieneprodukte besonders stark nachgefragt.
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Südafrika ruft zum Händewaschen auf

"Wie soll man euch noch trauen?", fragt ein schwarzer Südafrikaner spöttisch in einem Johannesburger Supermarkt: Er spielt darauf an, dass das Coronavirus aus Europa nach Afrika eingeschleppt wurde – wo doch bislang immer Afrika als der von Europäern gefürchtete Seuchenherd galt.

Der Mann steht vor einem Regal, in dem sonst Seifen und Desinfektionsmittel liegen: Nachdem tags zuvor Johannesburgs erster Coronavirusfall gemeldet wurde, sind die Gestelle leer. Über das Radio wird die Bevölkerung aufgerufen, sich regelmäßig mit Seife die Hände zu waschen: Doch was die elf Millionen ohne fließendes Wasser lebenden Südafrikaner machen sollen, bleibt offen. Noch sind im südlich der Sahara gelegenen Teil des Kontinents kaum zwei Dutzend Menschen infiziert: Dass es so bleibt, halten Experten für einen frommen Wunsch.

Johannes Dieterich aus Johannesburg

(red, 9.3.2020)