Wien – Der größte Ölexporteur der Welt, Saudi-Arabien, hat begonnen, seine Preise massiv zu senken, und angekündigt, gleichzeitig die Produktion stark zu steigern. Das sorgte für ein Minus von über 30 Prozent beim Ölpreis und damit für den tiefsten Fall an einem Tag seit dem Zweiten Golfkrieg 1991. Damit geht Saudi-Arabien in offenen Konflikt mit anderen wichtigen Ölproduzenten wie Russland, mit denen es sich bisher über Preise abgesprochen hat.

Analysten erwarten, dass der Ölpreis noch weiter fallen könnte. So wie es derzeit aussieht, kommt ein starkes Plus beim Angebot mit einer aufgrund der schlechteren wirtschaftlichen Lage sinkenden Nachfrage zusammen. Mittelfristig könnte das der Weltwirtschaft wieder helfen: Wenn Haushalte weniger fürs Tanken ausgeben, bleibt mehr für andere Einkäufe im Börsel.

Die Ölsorte Brent ist um 31,5 Prozent auf 31,02 Dollar je Barrel gesunken. Experten sagen einen Wochen oder Monate dauernden Konflikt voraus. "Saudi-Arabien und Russland sind in einen Ölpreiskrieg eingetreten, der begrenzt und taktisch sein dürfte", schrieb die Eurasia Group in einer Analyse.

Am Freitag waren die Gespräche zwischen der Opec und Russland über eine gemeinsame Förderbremse gescheitert. Der saudi-arabische Ölkonzern Saudi Aramco kündigte daraufhin an, den offiziellen Verkaufspreis für alle Ölsorten und alle Abnehmer zu senken. So sollten sich Lieferungen nach Nordwesteuropa um acht Dollar je Barrel verbilligen. Das Königreich – der weltgrößte Ölexporteur – will zudem seine Förderung hochfahren, wie die Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag von zwei Insidern erfuhr.

Auch Börsen stark im Minus

Aber nicht nur mit dem Ölpreis ging es am Montag bergab. Auch die Börsen kollabierten. In den USA ist der wichtige Dow-Jones-Index um über sieben Prozent eingebrochen. Daraufhin wurde der Handel mit Aktien für 15 Minuten ausgesetzt. Der österreichische Aktienindex ATX lag am Montagnachmittag mit deutlich über acht Prozent noch stärker im Minus. Der deutsche Dax stürzte um sieben Prozent ein.

Der Nikkei-Index in Tokio rutscht erstmals seit fünf Jahren unter die psychologisch wichtige Marke von 20.000 Punkten ab.
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Der japanische Aktienindex Nikkei brach um mehr als 1.000 Punkte ein und liegt damit erstmals seit über einem Jahr unter der psychologisch wichtigen Marke von 20.000 Punkten. Die Börse schloss mit einem Minus von 5,1 Prozent. Der Londoner Index FTSE 100 startete am Montag mit einem Minus von sieben Prozent, dem stärksten Einbruch an einem Tag seit der Finanzkrise 2008.

Die Angst vor einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage durch das Coronavirus spitzt sich damit weiter zu. Warum gerade jetzt? "Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass im zweiten und dritten Quartal eine Rezession kommt, hat deutlich zugenommen", sagt Peter Brezinschek, Raiffeisen-Chefanalyst, zum STANDARD. Die bisherigen Schätzungen für Umsatz und Gewinne von Unternehmen könne man vergessen.

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Gleichzeitig warnt Brezinschek davor, den Sturz überzuinterpretieren. Denn seit Anfang des Vorjahrs seien viele Aktien noch immer stark im Plus: "Wir erleben seit elf Jahren einen Börsenaufschwung." Aufgrund der sinkenden Erwartungen infolge der Coronavirus-Krise hätten jetzt wohl einige an der Börse gemeint, dass die Entwicklung ein bisschen zu gut gewesen sei. (APA, Reuters, red, 9.3.2020)