Ja, auch die Farben von Autos sind einer Mode unterworfen. Fuhr man in den 80ern am besten Silber, war es später Schwarz, dann Weiß. Jetzt wird es bunter. Der neueste Trend bei kleinen und kompakten Autos ist es, das Dach farblich vom Rest des Autos abzusetzen.

Der Renault Captur ist eine Sammlung aller aktuellen Modetrends im Autobau. Er ist ein SUV, hat auffällige LED-Lichter, ein andersfarbenes Dach mit riesiger Glasluke, ein hochgestelltes Display.
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Und Renault macht das jetzt, beim neuen Captur. Doch damit nicht genug, denn er darf auch so manch anderen Modetrend mitmachen. Er schielt damit nach jungen Käufern. Obwohl es ja allein schon modern ist, einen SUV zu fahren. Doch da geht noch viel mehr, wie wir gleich sehen.

Man darf davon ausgehen, dass Tesla als Vorbild für das neue Display in der Mittelkonsole herhalten musste. Denn es ist nicht, wie bei den meisten Herstellern, quer angebracht, sondern im Hochformat, wie wir das aus dem Model S und Model X kennen. Und ähnlich kompliziert ist die Bedienung desselben.

Einen Drehregler für die Lautstärke des Radios gibt es nicht mehr, und um zu einem anderen gespeicherten Radiosender zu wechseln, tatscht man zumindest dreimal am Bildschirm herum.

Deutlich besser gelang da ein anderer Spagat, nämlich jener der LED-Lichterkennung an der Front. Der Versuch, sich mit Augenringen unterscheidbar zu machen, hätte nur allzu leicht in die Hose gehen können. Ist er aber nicht. Das LED-Tagfahrlicht lässt den Captur breiter und bulliger, sportlich und edel wirken.

Man darf davon ausgehen, dass Tesla als Vorbild für das neue Display in der Mittelkonsole herhalten musste.
Foto: Guido Gluschitsch

Licht und Schatten

Recht edel ist auch das helle Interieur. Vor allem in Kombination mit dem Glasdach wirkt der Captur innen sehr geräumig. Das Glasdach ist auch so eine Mode, die nicht ohne Nachteil daherkommt. Mit dem natürlichen Licht von oben kauft man sich nämlich zusätzliches Gewicht ein, und das am denkbar höchsten und damit fahrdynamisch am ungünstigsten Punkt des Wagens.

Obwohl, um der Wahrheit die Ehre zu geben, Schwächen im Fahrkapitel leistete sich dieser Captur in dem zwei Wochen dauernden Test nicht. Ganz im Gegenteil sogar. Gut, der Captur ist genauso wenig ein Sport- wie ein Geländewagen, dafür ist er ein herrlich praktisches Alltagsauto. Mit dem präzis arbeitenden adaptiven Tempomaten sind sogar Langstreckenfahrten recht angenehm zu erledigen, selbst wenn es einmal ein wenig staut. Da ist es dann auch ein Segen, wenn man zum Doppelkupplungsgetriebe gegriffen hat. Damit genießt man autonomes Fahren auf Level zwei, bei dem es reicht, das Lenkrad festzuhalten und wachsam zu sein.

Das Heck ist mutig designt, hat aber einen kleinen Nachteil: Bei feuchtem Wetter nebelt es einem den Schmutz dort rauf. Ein Drama ist das aber nicht, weil der Türöffner so platziert ist, dass der sauber bleibt.
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Dabei fällt ein weiteres System auf, das noch gar nicht in Mode ist, es aber dringend werden sollte. Renault zeigt im Captur den Abstand zum Vordermann in Sekunden an. Da gibt es manches Aha-Erlebnis, wenn man freundlich darauf hingewiesen wird, dass man die zwei Sekunden, die man sich selbst auferlegt hat, oft gar nicht so ordentlich einhält.

Testverbrauch ist Normverbrauch

Da war der Captur, was den Durst angeht, pflichtbewusster. Mit einem Durchschnittsverbrauch von 6,3 Litern liegt er sogar unter dem WLTP-Normwert. Und das, obwohl sich im Test die Start-Stopp-Automatik geweigert hat, den Vierzylinder abzustellen. Oft gleich gar nicht anspringen wird der im Plug-in-Hybrid Captur, der Mitte des Jahres kommen und eine elektrische Reichweite von 65 Kilometern haben wird.

Im Cockpit wird einem bei normaler Fahrt der Abstand zum Vordermann in Sekunden angezeigt. Die 6,8 Liter, die angezeigt werden, ergeben sich übrigens durch folgenden Umstand: Als wir das Auto übernommen haben war der Verbrauch höher als bei uns im Test, und beim Fotografieren läuft der Wagen mitunter eine Zeit lang am Stand, was auch den Schnitt nach oben treibt.
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Wem das alles zu bunt und zu modern ist, der darf beruhigt sein. Den Captur gibt es auch in schlichtem Weiß, ohne den großen Bildschirm, aber mit allen wichtigen Sicherheitssystemen. Da kostet er dann nur 18.340 Euro. Und sparen ist ja auch modern. (Guido Gluschitsch, 16.03.2020)