Wegen der geplanten Veröffentlichung seiner Memoiren unter Beschuss: Woody Allen

Foto: APA

Anfang April hätte beim US-Verlag Hachette Woody Allens Autobiografie Apropos on Nothing erscheinen sollen, dazu kommt es nach Protesten nun allerdings nicht. Ganz vorne unter den Protestierenden steht Allens eigener Sohn Ronan Farrow. Als Kämpfer gegen sexuellen Missbrauch räumt der Mann, der mit seinen Enthüllungen über Harvey Weinstein #MeToo ins Rollen gebracht hat, nämlich auch im Privaten auf. Seit fast 30 Jahren entzweit die Familie des Regisseurs und der Schauspielerin Mia Farrow der Streit, ob Allen die gemeinsame Tocher Dylan in den 90ern als Siebenjährige sexuell missbraucht habe. Zwei Verfahren endeten ohne Verurteilung.

Dylan Farrow dankte den Hachette-Mitarbeitern für ihren Protest.

Aus Protest gegen Allens Buch verließ Ronan Farrow vergangene Woche den Verlag, der 2019 sein Weinstein-Buch Catch and Kill veröffentlicht hatte, Angestellte demonstrierten gegen das eigene Haus. Am Wochenende knickte Hachette schließlich ein. Die Entscheidung zur Absage sei schwer gefallen, denn man nehme die Beziehung zu Autoren ernst.

Pfui in den USA, okay in Europa

Kritik, den Verlag habe das Geld gelockt, gibt es weiterhin. Denn die Vorwürfe gegen Allen sind lange bekannt, insofern hätte Hachette früher auf die Idee kommen können, das Buch gar nicht anzunehmen. Proteste gegen Allen laufen in den USA schon länger. Sein 2018 gedrehter Film A Rainy Day In New York wurde von Amazon Prime doch nicht veröffentlicht, Schauspieler distanzierten sich nachträglich davon. Europa ist dem Regisseur gegenüber gnädiger, da lief der Film 2019 an.

Auch Allens Buch soll hier als Ganz nebenbei erscheinen (7.4.), wenn es nach Rowohlt geht: die Vorwürfe seien untersucht und entkräftet worden. Am Wochenende haben sich aber 15 Autoren des Verlags an diesen gewandt, eine Veröffentlichung zeige "einen Mangel an Interesse für die Belange der Opfer sexueller Übergriffe" und wäre ein Signal, man würde jetzt zu den alten Verhältnissen zurückkehren. (wurm, 9.3.2020)