Migrationsforscher Gerald Knaus, FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl, Moderatorin Claudia Reiterer, Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) und

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Claudia Reiterer versucht zu beruhigen, FPÖler Herbert Kickl jedoch bleibt entfesselt – wie ein Zeitgenosse, der monatelang nicht sprechen durfte. Klar, das Lieblingsthema Flüchtlinge lässt ihn schweben, als hätte er durch Powerdrinks Flügel verliehen bekommen: Ein EU-Deal mit der Türkei brächte nur "trügerische Sicherheit"; vielmehr müsse das Asylrecht ausgesetzt werden! Diesen von ihm erwünschten Vorgang rückte er in die Nähe wahrer Menschlichkeit.

Stundenlang hätte Kickl in "Im Zentrum" im ORF weiterdozieren können. Und lange konnte er es ohne Unterbrechung, bis die zuhörenden Köpfe doch noch rot wurden und Widerspruch über Kickl kippten. ÖVPlerin Susanne Raab ließ vor allem nicht zu, dass Kickl Sebastian Kurz‘ Bemühen in der Asylthematik anpatzt, während Grünen-Klubchefin Sigrid Maurer Kickls Herzlosigkeit ein Anliegen war. Sie wollen Menschen leiden sehen, Herr Kickl! Sie wünschen den Einsatz scharfer Munition! Im Verbaltumult erwidert Kickl, all dies sei bitte keine Verletzung der Menschenrechte! Und natürlich wolle er selbige nicht aussetzen!

Im Übrigen: Maurer möge ihren Frust bei der ÖVP abladen und am besten die Koalition verlassen! Für die Grüne kam dies in der ORF-Sendung dann doch nicht infrage. Maurer versuchte die Debatte über Härte und Menschlichkeit eher auf die europä ische Ebene zu verlagern. Da gäbe es viel zu diskutieren. Auch überging sie Kickls Definition der Grünen, sie seien ein Flohzirkus, der bei jeder Gelegenheit gegen sich selbst demonstriere! Ein schrecklich interessanter Abend. (Ljubiša Tošić, 9.3.2020)