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Ermittler an der Absturzstelle bei Bishoftu.

Foto: AP/Mulugeta Ayene

Addis Abeba – Rund ein Jahr nach dem Absturz einer äthiopischen Boeing 737 Max bestätigen die dortigen Unfalluntersucher in einem Zwischenbericht Systemmängel an Bord der Unglücksmaschine. Einer der beiden Anstellwinkel-Sensoren der Maschine habe um 59 Grad fehlerhafte Werte gemeldet und angezeigt, dass sich das Flugzeug in einem 74,5 Grad steilen Steigflug befinde.

Kritik an Pilotenschulung

Zudem sei die vom Hersteller angebotene Pilotenschulung für den Umstieg von einer Boeing 737NG auf das komplexere Modell Boeing 737 Max nicht adäquat, hieß es am Montag.

Bereits zuvor hatten Untersuchungsberichte aufgezeigt, dass eine fehlerhafte Steuerungsautomatik die Flugzeuge Richtung Boden lenkt. Das wurde jetzt in dem Bericht der Flugunfalluntersucher bestätigt.

Es war innerhalb weniger Monate der zweite Absturz einer derartigen Jets – er hatte zu einem weltweiten Startverbot von Maschinen dieses Typs geführt. Insgesamt starben bei beiden Unglücken 346 Menschen.

Neues Problem mit Verkabelung

Boeing steht bei seinem nach zwei Abstürzen mit Startverboten belegten Krisenjet 737 Max vor einer neuen Baustelle. Es sei kürzlich ein Problem mit der Verkabelung festgestellt worden, teilte die US-Luftfahrtaufsicht FAA in der Nacht auf Montag mit.

Der Hersteller müsse dafür sorgen, dass alle Zertifizierungsstandards erfüllt werden. Das Flugzeug werde erst wieder für den Betrieb zugelassen, wenn die FAA davon überzeugt sei, dass alle sicherheitsrelevanten Probleme behoben sind.

Boeing teilte in einer Stellungnahme mit, dass sich das Unternehmen wegen der Kabelproblematik in andauernden Gesprächen mit der FAA befinde. Unabhängig vom endgültigen Ausgang der Angelegenheit gehe der Hersteller unverändert davon aus, dass die 737 Max Mitte des Jahres wieder abheben darf. Das "Wall Street Journal" hatte am Sonntag unter Berufung auf Insider berichtet, dass die FAA eine Neuverkabelung aller fast 800 bereits produzierten 737-Max-Jets anordnen dürfte, um einer Gefahr von Kurzschlüssen vorzubeugen.

Der bestverkaufte Flugzeugtyp des amerikanischen Airbus-Rivalen darf seit rund einem Jahr wegen zweier Abstürze mit insgesamt 346 Toten nicht mehr abheben. Als entscheidende Ursache der Unglücke gilt eine fehlerhafte Steuerungsautomatik der Flugzeuge. Dieses Problem hatte Boeing eigentlich längst per Software-Update behoben haben wollen, doch die Freigabe durch die Aufsichtsbehörden liegt noch immer nicht vor. Stattdessen war seit Verhängung der Startverbote eine Reihe weiterer Probleme hinzugekommen, die die Wiederzulassung erschweren. Das 737-Max-Debakel brachte Boeing in eine tiefe Krise – das Vertrauen in die Unglücksjets ist erschüttert, ihre Zukunft ungewiss. (APA, dpa, 9.3.2020)