Das Joanneum schenkt dem bei einem Brand schwerbeschädigten Nationalmuseum in Rio Objekte wie diesen Federkopfschmuck.

steiermark.at / S. Treibl

Das Land Steiermark und das Grazer Universalmuseum Joanneum geben eine Sammlung von 197 Ethnographika an Brasilien zurück. Es handelt sich um Objekte indigener Volksgruppen wie Kultobjekte, Keramik, Werkzeuge, Federschmuck und Waffen, die bei Zeremonien verwendet wurden.

Angelegt wurde die Sammlung in den Jahren 1953 bis 1982 von dem steirischen Priester Anton Lukesch, der als christlicher Missionar unter den Indigenen lebte und 2003 in Lima starb. Das Land Steiermark erwarb die Sammlung 1982, um Lukesch mit dem Verkaufserlös die Errichtung einer Krankenstation für Indige zu ermöglichen. Im Joanneum aber fand man für die Sammlung nie wirklich Verwendung, zuletzt fehlte zudem der Lagerplatz.

Hinzu kommt die in den letzten Jahren erstarkte Debatte um Rückgaben kolonial belasteter Objekte. Ob die Sammlung Lukesch in diese Kategorie fällt, ist Definitionssache. Joanneum-Chef Wolfgang Muchitsch sieht zwar keine direkte koloniale Belastung, genauer untersucht wurde die Erwerbsgeschichte der Objekte allerdings nicht, sehr wohl aber wurden diese fachgerecht restauriert, wie es heißt.

Durch Brand zerstörtes Nationalmuseum

Erleichtert hat den Steirern die Entscheidung zur Rückgabe jedenfalls die Brandkatastrophe des brasilianischen Nationalmuseums in Rio de Janeiro im Jahr 2018: Das Haus verlor bei dem verheerenden Brand den Großteil seiner Sammlung und arbeitet seither am mühsamen Wiederaufbau. Das Joanneum ist die erste Institution weltweit, die das Museum durch die Rückgabe von Originalobjekten unterstützt.

Die Schenkung ist mit der Auflage verbunden, dass das Nationalmuseum die Ursprungsgesellschaften, von denen die Objekte stammen, über die Restitution informiert und diesen die Objekte für Forschungs- und Ausstellungszwecke zugänglich macht.

VP-Kulturlandesrat Christopher Drexler spricht von einem "Meilenstein, der internationale Vorbildwirkung entfalten kann". Die Schenkung solle "gerade in Ländern, die Artefakte von Ureinwohnern besitzen, zu einem Diskussionsprozess über den Umgang mit diesen Objekten führen". Joanneum-Chef Wolfgang Muchitsch sieht in der Schenkung die "wissenschaftlich sinnvollste sowie ethisch begrüßenswerteste Vorgehensweise". Man setze "ein wichtiges und beispielgebendes Zeichen für die internationale Museumscommunity".

(Stefan Weiss, 10.3.2020)