Eine Mitarbeiterin des Landeskrankenhauses Hartberg ist positiv auf das Coronavirus getestet worden. Sie soll Kontakt zu 23 Patienten gehabt haben.

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"Österreich ist vorbereitet", "Kein Grund zur Panik": So und ähnlich klangen die öffentlichen Statements zur Situation hinsichtlich der Ausbreitung des Coronavirus in den vergangenen Wochen. Allen voran betonte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne): Wer Symptome bei sich erkenne und Kontakt zu einer infizierten Person hatte, solle sich an die Gesundheitshotline 1450 wenden. Genau hier dürfte das System jedoch in der letzten Woche an seine Belastungsgrenzen gekommen sein. Mehrere Betroffene, die sich an die Gesundheitshotline gewendet haben, berichten von langen Wartezeiten in der Telefonschleife, toten Leitungen, unzureichender Information und ausbleibender Information über die Ergebnisse von Coronavirus-Tests.

"Man fühlt sich schon ein bisschen alleingelassen", sagt Felix Huber, der sich gemeinsam mit seinem Mitbewohner und seiner Mitbewohnerin derzeit in Heimquarantäne befindet. Am Donnerstag, dem 27. Februar, waren zwei von ihnen bei einem Vortrag in Wien. Am darauffolgenden Montag kam dann eine E-Mail von der Stadt Wien: Eine Person, die an der Veranstaltung teilgenommen hatte, sei positiv auf das Coronavirus getestet worden. Man solle sich daher an die Gesundheitshotline 1450 wenden und unbedingt zu Hause bleiben.

Gesagt, getan: "Als wir bei der Hotline angerufen haben, waren wir zweimal circa 50 Minuten in der Warteschleife", sagt Huber. Irgendwann sei ihnen dann erklärt worden, dass man zurückrufen werde. Als dieser Rückruf kam, blieb es bei einem kurzen Telefonat ohne nähere Informationen, außer dass sich ein Arzt an sie wenden würde. "Es hat sich aber nie ein Arzt bei uns gemeldet", berichtet Huber. Auch andere Personen berichteten dem STANDARD von langen Wartezeiten und Komplikationen beim Melden eines Coronavirus-Verdachts.

Personal bei Gesundheitshotline aufgestockt

"Jeder Verdachtsfall wird getestet", hatte Anschober noch vergangene Woche bei einer Pressekonferenz gesagt. Ein solcher ist man jedoch nur, wenn man Grippesymptome hat und sich zudem in einem vom Coronavirus betroffenen Land aufgehalten hat oder zu einem bestätigten Fall Kontakt hatte. Selbst hier muss aber ein "engerer Kontakt" bestanden haben, erklärt ein Sprecher des Gesundheitsdiensts der Stadt Wien (MA 15). Wer nicht näher als zwei Meter an eine erkrankte Person herangekommen ist, könne sich eigentlich nicht anstecken.

Tatsächlich dürfte es Anfang vergangener Woche zu einem "unerwarteten Anstieg" von Anrufen bei der Coronavirus-Hotline gekommen sein, sagt der MA-15-Sprecher. Während die Hotline in Wien am Montag vergangener Woche mehr als 3.000 Anrufe an einem Tag verzeichnete, waren es am Samstag davor nur 1.700 Telefonate gewesen.

Man habe sich daraufhin dazu entschieden, das Personal aufzustocken, nämlich von 30 auf 90 Mitarbeiter. Außerdem hat der medizinische Krisenstab der Stadt Wien am Sonntag beschlossen, seine Kapazitäten bei der MA 15 zu bündeln. Ärzte und Pfleger wurden vom städtischen Impfservice und von den Gesundenuntersuchungen abgezogen, damit mehr Personal für die Beratung von Coronavirus-Verdachts-, aber auch bestätigten Fällen zur Verfügung steht. Ärzte der MA 15 wurden außerdem vorübergehend mit einer Urlaubssperre belegt. Was die Wartezeiten bei der Gesundheitshotline angeht, habe man es mittlerweile geschafft, diese auf "fast gegen null" zu reduzieren, heißt es aus der MA 15.

Bei Felix Huber und seinen Mitbewohnern war schließlich ein Anruf des Arbeitgebers bei den Gesundheitsbehörden notwendig, damit am Mittwoch vergangene Woche, zwei Tage nach der Meldung, der Ärztefunkdienst vorbeikam, um Abstriche zu nehmen. Anschließend wurden sie informiert, dass die Testergebnisse in zwei bis drei Tagen vorliegen sollten. Am Montag, ein Wochenende plus drei Werktage später, warteten die drei jedoch immer noch auf ihre Ergebnisse. "Wir haben auch heute wieder angerufen, und da wurde uns erklärt, die Befunde seien noch nicht da, es könne noch zwei bis drei Tage dauern", sagt Huber.

Gereiht nach Dringlichkeit

Ist die Stadt Wien schon an ihre Grenzen gestoßen? "Das System funktioniert", heißt es vonseiten der MA 15. Bei den Benachrichtigungen über die Testergebnisse würden die Betroffenen nach Dringlichkeit gereiht. Es würden also jene Verdachtsfälle, die positiv getestet wurden, zuerst informiert, da von ihnen auch eine Ansteckungsgefahr für andere ausgehe, und erst danach jene, die negativ getestet wurden. Grundsätzlich sollte es aber nicht länger als zwei bis drei Tage dauern, bis Ergebnisse vorliegen.

"Uns fehlt eine Ansprechperson", sagt Huber. Außer einem Infoblatt, das erklärt, wie man sich bei der Heimquarantäne verhalten soll, habe ihn und seine Mitbewohner bisher niemand ausführlich aufgeklärt.

Montagnachmittag gab es dann die Entwarnung: Die Tests von Huber und seinen Mitbewohnern sind negativ. Weitere Infos gab es für die drei vorerst nicht. Auch nicht, ob sie weiter in Quarantäne bleiben müssen. (Johannes Pucher, 10.3.2020)