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Hellblaues Hemd, dunkelblauer Pulli mit grün-weiß-rotem Wappen, dazu eine Designerbrille. Der elegante grauhaarige Herr, der hinter dem Mikrofonwald Aufstellung nimmt, ist nicht etwa Italiens neuer Fußballteamtrainer, sondern Angelo Borrelli. Er ist oberster Chef der Zivilschutzbehörde und seit kurzem "Sonderkommissar für den Coronavirus-Notfall".

Egal, mit welcher Katastrophe Italien gerade konfrontiert ist, ob das Erdbeben 2009 in den Abruzzen oder jene in Mittelitalien 2012 und 2016: Der studierte Ökonom und Rechnungsprüfer aus der Provinz Latina zwischen Rom und Neapel koordiniert stets die Notfall- und Hilfsmaßnahmen, stimmt diese mit der Regierung ab und kommuniziert auch selbst mit den Medien und der Bevölkerung.

Im Gegensatz zur österreichischen Zivilschutzbehörde, die dem Innenminister unterstellt ist, ist ihre italienische Schwester direkt dem Ministerrat zugeordnet. Und so nimmt der 65-jährige Borrelli wie selbstverständlich neben Premier Giuseppe Conte und dessen Ministern am Konferenztisch der Regierung in Rom Platz.

Hervorragender Ruf

Für Italien eher ungewöhnlich, genießt Borrelli über alle parteipolitischen Grenzen hinweg einen hervorragenden Ruf – und das nützen Premier Conte und Gesundheitsminister Roberto Speranza in der Coronakrise dankbar aus: Tagtäglich erstattet Borrelli der Öffentlichkeit Bericht über die neuesten Entwicklungen, stellt sich der Presse, erklärt, erläutert. Die Rolle eines offensiv in der Öffentlichkeit stehenden Krisenmanagers bewährte sich bereits während der Sars-Epidemie 2003, die Borrellis Vorgänger Guido Bertolaso managte.

Im vergangenen Dezember wurde Borrelli vom Internationalen Friedenszentrum in Assisi mit dem Titel "Pilger des Friedens" ausgezeichnet: Italiens oberster Zivilschützer sei, so meinte die Jury, ein Beispiel für Hilfsbereitschaft für ausnahmslos alle Menschen, die sich in einer Lage befinden, in der sie besonders gefährdet und verletzlich seien und auf die Hilfe anderer angewiesen seien.

Von Borrellis Privatleben ist so gut wie nichts bekannt. Es heißt, er sei mit seinem Beruf verheiratet.

Er will helfen, aber auch beruhigen: Als Borrelli vor wenigen Tagen gefragt wurde, wie sich Eltern von Schulkindern in Sachen Coronavirus verhalten sollten, antwortete er sehr rasch: "Ich habe zwar keine Kinder, aber zwei Neffen. Natürlich würde ich sie zur Schule gehen lassen." (Gianluca Wallisch, 9.3.2020)